Als 1898 das erste Flottengesetz verabschiedet wurde, drängte sie den Kaiser, die bevorstehenden Bündnisangebote der britischen Regierung anzunehmen, und verwies auf "die immense Bedeutung einer Allianz zwischen den 2 großen germanischen & protestantischen Nationen". Ihrer Ansicht nach wäre ein solches Bündnis "das Segensreichste, was geschehen könnte, nicht nur für die 2 Länder, sondern für die ganze Welt und Zivilisation!! ... Für Dich, Deine eigene Position, Deine eigene Zukunft, für Deutschland könnte ich mir keine großartigere Gelegenheit vorstellen. Die Mißverständnisse würden beiseite gefegt - und der Friede gesichert!", denn "die deutsche Armee und die englische Flotte vereint, wer sollte diese Herausforderung annehmen?"36 Wilhelms Antwort zeigt, wie sehr er sich in seinen eigenen Bemühungen um eben diese "Allianz der angelsächsischen Rasse" vor den Kopf gestoßen fühlte, zumal er sie mit den Zielen des "lieben Papa & Großpapa [des Prinzgemahls]" identisch wähnte. "In den ersten 5 Jahren meiner Herrschaft versuchte ich bis zum äußersten meiner Kräfte ... L[ord] S[alisbury] ein Wort der Zustimmung zu der Idee einer deutsch-britischen Kooperation zu entlocken. Aber ohne das geringste Ergebnis." Statt sich Englands Dankbarkeit erworben zu haben, "bin ich die letzten 3 Jahre beleidigt, mißhandelt & zum Ziel eines jedes Spotts geworden, den jeder beliebige Varietésänger oder Fischhändler oder Zeitungsmann auf mich loszulassen sich bemüßigt fühlte!" Infolge "der Behandlung, die ich von seiten der britischen Regierung & namentlich L[ord] S[alisburys] zu erdulden hatte", fühlte sich Wilhelm nun "durch Großbritannien & seinen Premierminister zurückgestoßen, mißhandelt und verärgert". Er sei immer noch an einer "Allianz zwischen England-Amerika & Deutschland" interessiert, aber nur, wenn das Angebot förmlich unterbreitet werde: Salisbury könne nicht von ihm erwarten, daß er sich "'durch die Hintertür hereinstehle' wie ein Dieb bei Nacht, zu dem man sich vor seinen reicheren Freunden nicht bekennen möchte".37

Aber Wilhelm vertat nicht nur aus persönlicher Gekränktheit die, wenn auch geringe, Chance eines Bündnisses mit England, sondern suchte zugleich bei Zar Nikolaus unter Hinweis auf die britische Offerte noch vorteilhaftere Konditionen zu erreichen! Er behauptete fälschlich, die Briten seien mit "großartigen Angeboten, die eine weite und große Zukunft für mein Land eröffnen", an ihn herangetreten, und bat Nikolaus, "ehe ich eine Entscheidung treffe, mir Deine Vorschläge zu unterbreiten und mitzuteilen, was Du zu tun gewillt bist, falls wir [das Angebot einer Allianz mit England] ausschlagen".38