In einem bemerkenswerten Anfall von Selbstmitleid beklagte der Kaiser: "Ich habe natürlich davon geschwiegen, was ich persönlich in diesen letzten sechs Monaten durchgemacht habe, die Schande & der Schmerz, die ich erlitten habe, & wie mein Herz blutete, als ich verzweifelt zusehen mußte, wie das mühsam erreichte Werk von Jahren - die beiden Nationen dem gegenseitigen Verständnis & der Achtung für ihre Hoffnungen & Wünsche zuzuführen - mit einem Schlag durch das hochmütige und geringschätzende Verhalten von Ministern zerstört wurde, die nie hier gelebt haben & unsere Institutionen nicht studiert & die Menschen, & sich kaum je die Mühe gemacht haben, sie zu verstehen. Lord Salisburys Regierung muß lernen, uns als Gleiche zu respektieren."43 Die Königin, die über dieses und andere Anzeichen der Feindseligkeit des Kaisers schockiert war44, erwiderte: "Ich bezweifle, daß jemals ein Souverän einem anderen Souverän - & dieser Souverän [ist] seine eigene Großmutter - solche Worte über ihren Premierminister geschrieben hat."45 Eulenburg seinerseits notierte: "Der grobe Brief der alten Victoria hat Ihn doch namenlos tief verletzt!"46Nach Ausbruch des Burenkrieges wies Wilhelms Mutter ihren Sohn darauf hin, wie verletzend die in Deutschland erscheinenden antibritischen Karikaturen insbesondere für Königin Victoria sein mußten. "Ihre Mutter war eine Deutsche, - ihr Gatte war ein Deutscher, - ihre Schwiegersöhne & Schwiegertöchter (fast samt und sonders) - ihre Sympathien galten immer den Deutschen. ... Du kannst Dir meine Gefühle denken, wenn ich sehe, wie sie zum Gegenstand zotiger und beleidigender Karikaturen gemacht wird, die als Postkarten durch die Reichspost in Berlin verschickt werden!!"47 Überraschenderweise bewahrte der Kaiser trotz der Gefahr, sich dadurch in Deutschland unbeliebt zu machen, während der ganzen Krise eine probritische Haltung; er sandte zwei von seinem Generalstab entworfene Feldzugspläne nach Windsor, um den Briten zum Sieg zu verhelfen48, und verlieh Feldmarschall Lord Roberts den Schwarzen Adlerorden.49 Während die Anglophobie in Deutschland hysterische Ausmaße erreichte, verbesserten sich für kurze Zeit die Beziehungen zwischen den beiden Herrschergeschlechtern. Wie sein Onkel 1900 schrieb: "Du machst Dir keine Vorstellung, mein lieber Wilhelm, wie sehr wir alle in England die treue Freundschaft schätzen, die Du uns zu jeder möglichen Gelegenheit erweist. Wir hoffen, Deutschland immer als unseren Freund betrachten zu dürfen, solange Du das Ruder führst."50
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