Nach Königin Victorias Beisetzung im Januar 1901 telegraphierte Wilhelm aus London, daß die Liebe, die König Edward VII. und das britische Volk ihm bezeugt hätten, "eine unverrückbare Basis" geschaffen habe, "auf Grund derer die Beziehungen unserer Völker bei gegenseitigem Verständnis und Achtung zu guten und freundschaftlichen sich ausgestalten werden zum Heile der Welt".51 Ein Jahr später betonte Edward seinerseits, wie sehr er bestrebt sei, "trotz der Eifersucht & Anglophobie von seiten Deutschlands ... in allen Fragen, die für beide Länder von Bedeutung sind, eine vollständige 'Entente Cordiale' mit ihm [Wilhelm]" zu erreichen.52 Im Rückblick auf das Jahr, in dem sowohl Edward wie er selbst die Mutter verloren, antwortete der Kaiser: "Dem Herrn sei Dank, daß ich rechtzeitig da war, um Großmama noch einmal zu sehen & bei Dir und den Tanten zu sein, um Euch die ersten Auswirkungen des entsetzlichen Schlages tragen zu helfen! Was für ein herrliches Reich sie Dir hinterlassen hat & welch vortreffliche Stellung in der Welt! In der Tat, das erste 'Weltreich' seit dem Römischen Reich. ... Alles, was Du über die Beziehungen unserer beiden Länder und zwischen uns persönlich sagst, gebe ich gerne zurück; sie sind von demselben Blute & sie haben denselben Glauben & sie gehören der großen teutonischen Rasse an, welcher der Himmel die Kultur der Welt anvertraut hat; ... das ist, wie ich meine, Grund genug, Frieden zu bewahren & gegenseitige Achtung & Wechselseitigkeit in allem, was uns verbindet, & alles niederzustürzen, was uns trennen könnte." Er drängte Edward, die Anglophobie der deutschen Zeitungen zu ignorieren. "Die Presse ist auf beiden Seiten entsetzlich, aber hier hat sie nichts zu sagen, weil ich der alleinige Gebieter & Herr über die deutsche Außenpolitik bin & Regierung & Land mir folgen müssen, selbst wenn sie mir den Marsch blasen!"53Trotz dieses vielversprechenden Anfangs verschlechterten sich die Beziehungen der beiden Königshäuser im Lauf der Regierung von Edward VII. rasch. 1902 sagte Edward II. die Teilnahme seines Sohnes an den Geburtstagsfeierlichkeiten des Kaisers mit der Begründung ab, der Prince of Wales würde durch die deutsche Öffentlichkeit "sehr wahrscheinlich beleidigt" werden54, worauf der deutsche Monarch "tief verletzt" von einer "weiteren Faschoda-Krise" sprach und beinahe den deutschen Botschafter aus London abberufen hätte.55
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