Mit den zukünftigen Bewohnern sind dynastisch die gewünschten internationalen Beziehungen geknüpft - man ist nicht mehr wie bisher am preußischen Hof auf die verwandten deutschen Höfe fixiert. Der preußische Prinz und die englische Prinzessin sind bereits seit 1856 offiziell verlobt. Der Hochzeitstermin ist schon seit einem Besuch des Prinzen in Balmoral 1855 und seiner inoffiziellen Verlobung dort festgesetzt. Diese Verbindung wird dann aus der Sicht der daran Beteiligten tatsächlich zu einer idealen Kombination zweier durch Ausbildung und Charakter so unterschiedlicher Personen, was eheliche Verbundenheit und dauernde Abstimmung der beiden Ehegatten bei allen Unternehmen betrifft, führen. Auf jeden Fall können wir Parallelen bei den Intentionen, mit denen die neue Ehe gestiftet wird, zu dem internationalen Stil des Hauses, in dem sie einen Großteil ihres Lebens verbringen sollen, erkennen.2Das Kronprinzenpaar und die Architektur
Die Kronprinzessin wird in Folge häufiger mit neuerer Architektur im seit der Reichsgründung prosperierenden Berlin konfrontiert sein, ohne dabei einen eigenen Standpunkt einzunehmen. Einen ausgesprochenen "Hofarchitekten des Kronprinzen", wie es noch Schinkel für Friedrich Wilhelm IV. gewesen war, hat es für Victoria und Friedrich Wilhelm nie gegeben; die notwendigen Veränderungen der Wohnungen des Kronprinzenpaares werden so nebenbei vom Bauamt miterledigt. Für Victoria scheint die Ausstattung der von ihr bewohnten Schlösser und Palais mit Sanitärräumen in englischer Art das wichtigste zu sein. Sie rüstet damit sowohl das Kronprinzenpalais als auch das Neue Palais, das der Kronprinzenfamilie seit 1861 zur Verfügung steht, aus. Bei den Bauten selbst waren Disposition und Stil vorgegeben, in Berlin eine Allerweltseinrichtung der Mitte des 19. Jahrhunderts, in Potsdam das aus Achtung vor Friedrich dem Großen imitierte Prunkinterieur der 60er Jahre des 18. Jahrhunderts. Beim privaten Gut Bornstedt nahe Potsdam, das vom Kronprinzenpaar schon wegen der Kinder gern aufgesucht wird, sind vor allem funktionelle Veränderungen ohne großen baukünstlerischen Aufwand notwendig.
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