EICHSTETTEN: ARCHÄOLOGISCHE DENKMALPFLEGE IM WETTLAUF MIT DEM BAGGER
 
Anhang: Archäologische Studio-Ausstellungen in Freiburg
Das Museum für Ur- und Frühgeschichte der Stadt Freiburg, Zentralmuseum für die Archäologie Südbadens (Regierungsbezirk Freiburg), zeigt neben großen Sonderausstellungen zu aktuellen Themen aus dem Bereich der überregionalen Archäologie seit 1988 in jährlicher Folge auch kleinere Ausstellungen zu Ergebnissen der regionalen Archäologie. Jede informiert über eine jüngst abgeschlossene oder noch laufende Ausgrabung im Regierungsbezirk Freiburg. Dafür wurde die Form der Studio-Ausstellung gewählt, die nicht viel Ausstellungsfläche, geringe finanzielle Mittel und wenig technischen Aufwand erfordert.
Die Studio-Ausstellungen erlauben es, die Funde aus einer neueren Ausgrabung - wenn auch nur temporär - in einer breiteren Auswahl zu zeigen, als es in der Schausammlung eines archäologischen Museums geschehen könnte. Darüber hinaus bieten die Studio-Ausstellungen auch die Chance, den Museumsbesuchern Einblicke in die Methoden der Archäologie zu geben, wobei in der Gesamtreihe der Ausstellungen deutlich wird, dass je nach Art des Fundkomplexes unterschiedliche Methoden eingesetzt werden können und müssen.
Diese besonderen Möglichkeiten setzen auch die Akzente für die Konzeption der Ausstellungsreihe. Ziel dieser Ausstellungen ist es, dem Museumsbesucher am Beispiel eines Fundkomplexes eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie sich aus den Mosaiksteinchen von Ausprabungsbefunden und Funden ein Bild zusammenfügen lässt, das Aussagen über verschiedenste Lebensbereiche einer vergangenen Zivilisation macht. Das heißt, dass nicht nur die Resultate der archäologischen Untersuchungen einer Ausgrabung vorgestellt werden, sondern exemplarisch auch methodische Einzelschritte, die zu diesen Ergebnissen führten. Wo in einer der Ausstellungen die Schwerpunkte in der Darstellung und Erläuterung archäologischer Methoden jeweils zu setzen sind, ergibt sich aus dem Stadium der wissenschaftlichen Bearbeitung, in dem sich die vorgestellte Ausgrabung befindet. Die Bearbeitung des alamannischen Gräberfeldes von Eichstetten war bereits abgeschlossen, als es 1989 in der 2. Studio-Ausstellung "Leben am Kaiserstuhl im Frühmittelalter. Ergebnisse einer Ausgrabung bei Eichstetten" vorgestellt wurde. Deshalb wurde besonderer Wert darauf gelegt, anschaulich zu machen, dass erst eine Vielzahl von methodischen Schritten ans Ziel der Untersuchungen führt und dass die Ergebnisse auch entscheidend von den Fragestellungen abhängen, mit denen die Archäologen an das Fundmaterial herangehen.
Dieses Konzept lässt sich nur in enger Zusammenarbeit mit den Archäologen des Landesdenkmalamts bzw. der Universität Freiburg realisieren, die die Ausgrabungen durchführen und wissenschaftlich auswerten. Sie werden in allen Stadien der Ausstellungsplanung und -vorbereitung maßgeblich beteiligt: Für die bisher gezeigten Studio-Ausstellungen haben sie das inhaltliche Konzept erstellt. Die Detailkonzeption wurde dann von den mit den Ausgrabungen befassten Archäologen und dem Museumsteam gemeinsam ausgearbeitet und umgesetzt, wobei seitens des Museums vor allem Vorschläge zur Didaktik und Gestaltung eingebracht wurden. Einige der didaktischen Prinzipien, die für die gesamte Ausstellungsreihe bestimmend sein sollen, seien kurz am Beispiel der Ausstellung "Leben am Kaiserstuhl im Frühmittelalter. Ergebnisse einer Ausgrabung bei Eichstetten" erläutert: Um den Museumsbesuchern die Ausgrabungsergebnisse und -methoden trotz bescheidenen Medieneinsatzes anschaulich zu vermitteln, wurden die Funde - soweit möglich - in das Gesamtinformationssystem eingebunden und nicht - wie üblich - gesondert neben einem Informationsbereich präsentiert. So wurden in einer Vitrine Ohrringe, Fibeln und Schnallen so zusammengestellt, dass sie die Ergebnisse der archäologischen Datierungsmethoden erläuterten. Da die Grabfunde Hinweise auf die soziale Stellung des Begrabenen geben, wurde wiederum anhand der Funde deutlich gemacht, welche Fundgattungen Indizien dafür liefern. Andere Fundgegenstände wurden in ihrem Fundkontext gezeigt, um zu demonstrieren, dass nicht nur die gefundenen Trachtaccessoires selbst, sodern auch ihre Lage im Grab über die Tracht der Begrabenen und damit über ihr Geschlecht, Lebensalter und den Zeitpunkt des Todes Aussagen machen. Die Objekte in Fundlage wurden zusammen mit einem Plan des Grabungsbefundes und einer Rekonstruktionszeichnung der Tracht ausgestellt. An weiteren Funden wurde veranschaulicht, was sich durch sie über die religiöse Vorstellungswelt der in Eichstetten begrabenen Alamannen fassen lässt.
Bei dieser Anordnung reichen knappe Texte aus, um auch über kompliziertere methodische Vorgänge anschaulich zu informieren. Die Einbindung der Funde in das Informationskonzept hat noch einen weiteren positiven Effekt: Sie macht dem Museumsbesucher deutlich, dass nicht Einzelfunde Ziel archäologischer Ausgrabungen sind, sondern historische Aussagen, die nur durch die Interpretation der Funde im Kontext der Ausgrabungsbefunde gewonnen werden können.


Hilde Hiller


Anmerkung:
Funde von Eichstetten wurden 1989 erstmals im Museum für Ur- und Frühgeschichte, Freiburg i. Br., gezeigt.
Über die Freiburger Präsentation informiert der vorstehende Beitrag.
 
 
 
 
                         
 
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