Kino im Zeughaus

Aktuelles Kinoprogramm


   

 

Filminhalte September 2004

 

 

Le Film Noir

Man könnte sagen, jedes Land hat die Gangster-, Detektiv- und Polizeifilme, die es verdient. Nicht selten werden gerade diese Gattungen dabei zum »Spiegel der Gesellschaft«, drücken virulente Ängste und Unsicherheiten aus, reflektieren Umbrüche und Krisen. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der amerikanische »film noir« berühmt durch seine düsteren Geschichten, die in vielfältiger Weise die Befindlichkeit der USA aufgriffen. Auch unter seinem Eindruck erneuerte sich der traditionsreiche französische Kriminalfilm, auch er wurde zunehmend düsterer und sozusagen schwärzer. Die Auswahl vereint Klassiker der französischen Kinematographie mit jüngeren Beispielen, die zeigen, wie lebendig dieses Kino in unserem Nachbarland nach wie vor ist.
Der »film noir« ist nicht zuletzt ein Film der großen Schauspieler und Stars: Jean Gabin, Lino Ventura, Alain Delon, Yves Montand oder Jeanne Moreau, Cathérine Deneuve, Romy Schneider, Simone Signoret haben in diesem Genre großartige Rollen gespielt. Für ihre Kommissare ist die Welt durchaus nicht im Lot und die Mittel, zu denen sie greifen, um in ihr ein bißchen Gerechtigkeit zu stiften, nicht immer legal. Die Komplizen und Verbrecher, die femme fatale und die Verdächtige bewegen sich in einem filmischen Universum, in dem die »Guten« und die »Bösen« oft mehr miteinander gemeinsam haben als ihre gegensätzlichen Rollen nahe legen würden.
Die Filmreihe wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung des Bureau du Cinéma und des französischen Außenministeriums.

 


Inspecteur Lavardin
Inspektor Lavardin oder die Gerechtigkeit
F/Schweiz 1986, R: Claude Chabrol, D: Jean Poiret, Jean-Claude Brialy, Bernadette Lafont, Jean-Luc Bideau, 100’ | OmeU

Inspektor Lavardin (Jean Poiret) wird in die Bretagne geschickt, um den Mord an einem Schriftsteller aufzuklären, dessen nackte Leiche am Strand gefunden wurde. Zunächst verdächtigt der Inspektor die Familienmitglieder, bevor sein Augenmerk auf den zwielichtigen Nachtclubbesitzer Max fällt. Es stellt sich heraus, dass der Tote, der ehrenwerte Schriftsteller, junge Mädchen verführt hat. Als er sich an seine Stieftochter heranmachte, brachte diese den Autor um. Inspektor Lavardin lässt das Mädchen laufen und beschuldigt den Nachtclubbesitzer der Tat.
»Chabrols Hauptinteresse gilt hier dem Psychogramm Lavardins, den Jean Poiret genüsslich als Mischung aus höflich-zuvorkommendem Beamten und hartem, leicht perversen ›Bullen‹ mit einer Neigung zur Zerstreutheit gibt. (...) Wichtiger als die Ticks ist seine eigenwillige Rechtsauffassung, die nach eigenem Gutdünken Schuldzuweisungen und Strafverfolgung manipuliert.« (Hans Gerhold)

am 02.09.2004 um 18.15 Uhr
am 04.09.2004 um 20.30 Uhr

 

Série noire
F 1979, R: Alain Corneau, D: Patrick Dewaere, Myriam Boyer, Marie Trintignant, Bernard Blier, 110’ | OmeU | 16mm

»Série noire« basiert auf Jim Thompsons Detektivgeschichte »A Hell of a Woman« und erinnert an die gleichnamige, im Frankreich der vierziger Jahre äußerst populäre Roman-Reihe »Série Noire«.
Frank Poupard, dreißig Jahre alt, ist Handelsvertreter und übt seinen Beruf in den Vororten von Paris aus. Nichts läßt darauf schließen, dass er eines Tages die Tante seiner Geliebten, seine Frau und seinen Chef umbringen wird. Nichts, außer, dass die Tante ihre Nichte zur Prostitution zwingt und das Geld behält; dass seine Frau in dem Augenblick zu ihm zurückkommt, als er die vollkommene Liebe entdeckt, und dass ihm sein Chef das Geld abnehmen will, das er mit vielen Schwierigkeiten gestohlen hat...
»Anfangs wollten wir »Série noire« in Schwarzweiß drehen, aber das wäre ein Fehler gewesen. Dennoch waren diese Diskussionen sehr anregend. Obwohl der Film in Farbe ist, hat er ein Schwarzweiß-Konzept, Abschattierungen der Werte, Leidenschaften.« (Alain Corneau, 1979)

am 02.09.2004 um 20.30 Uhr
am 05.09.2004 um 18.15 Uhr

 

Garde à vue
Das Verhör
F 1981, R: Claude Miller, D: Lino Ventura, Michel Serrault, Romy Schneider, Guy Marchand, 86’ | OmeU

Silvesternacht in einer kleinen französischen Stadt am Meer. Auf dem Polizeipräsidium herrscht keine Feierstimmung, denn es gilt, die grausamen Sexualmorde an zwei achtjährigen Mädchen aufzuklären. Inspektor Gallien (Lino Ventura) hat seinen persönlichen Hauptverdächtigen, den gutsituierten und angesehenen Notar Martinaud (Michel Serrault), unter dem Vorwand einer Zeugenaussage aufs Revier bestellt mit dem Ziel, den Notar noch in dieser Nacht der beiden Morde zu überführen.
Die beiden Männer sind ebenbürtige Gegner: Martinaud in seiner Selbstherrlichkeit zunächst zynisch und sarkastisch, Gallien ganz der routinierte, mit allen Wassern gewaschene »Bulle«. Bereits nach wenigen Minuten bekommen die aufgesetzten Masken der beiden Kontrahenten in den stundenlangen Verhören jedoch die ersten Risse.
Der zeitliche Rahmen dieses Films umfasst eine einzige Nacht, und die Handlung beschränkt sich auf einen einzigen Ort: das Verhörzimmer des Polizeipräsidiums. Das filmische Protokoll dieser Nacht auf dem Revier gibt ein Psycho-Duell in mehreren Runden wieder. Die brillianten Dialoge schrieb Audiard, der das exzellente Kammerspiel als geschliffenen Zweikampf zweier ebenbürtiger Männer und Mimen anlegt.

am 03.09.2004 um 18.15 Uhr
am 05.09.2004 um 20.30 Uhr

 

Ikarus
D 1918/19, R: Carl Froelich, D: Ernst Hofmann, Esther Carena, Heinz Sarnow, Edith Sorel | 95’

Frühjahr 1914. Der junge Ingenieur Ellinghaus verfällt der rätselhaften Clemence, einer femme fatale, hinter der sich eine französische Agentin verbirgt. Sie hat es auf geheime Konstruktionspläne abgesehen. Als Ellinghaus die Intrige erkennt, ist er bereits finanziell und gesellschaftlich ruiniert. Doch er verrät die Pläne nicht und beginnt in Amerika ein neues Leben. Da bricht der Krieg aus, und Ellinghaus kehrt nach Deutschland zurück, meldet sich zur Armee und bewährt sich als Flieger. Beim Einsatz an der Westfront trifft er erneut auf Clemence, und es kommt zum show down.
Krieg und Spionage, Melodram und Männerfantasie: Der Regisseur Carl Froelich vermischt das alles zu einem spannenden Publikumsfilm, der zugleich auf höchst merkwürdige Weise zwischen den Zeiten schwebt. Denn das Werk wurde unter dem Titel DER ADLER VON FLANDERN zwar noch Ende Oktober 1918 der Presse vorgestellt, als sich das Kaiserreich bereits militärisch auflöste. In die Kinos gelangte der Film aber erst am 1.7.1919 unter dem neuen Titel IKARUS. In den Monaten dazwischen war viel passiert: Deutschland hatte kapituliert, eine Revolution erlebt, es hatte sich eine demokratische Staatsform gegeben und im Juni 1919 den heißumstrittenen Versailler Friedensvertrag unterzeichnet. Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse mußte die frühere anachronistische Version des Films mit ihrem optimistischen Bild von deutscher Macht und Moral umgearbeitet werden. Nun steht am Schluß die Versöhnung zweier ehemaliger Feinde. Das Werk ist gleichwohl ein Zwitter geblieben: der letzte Kriegsfilm des Kaiserreichs und der erste der Republik.
M it Klavierbegleitung. Einführung: Phillipp Stiasny

am 03.09.2004 um 20.30 Uhr

 

Les Diaboliques
Die Teuflischen
F 1955, R: Henri-Georges Clouzot, D: Simone Signoret, Vera Clouzot, Paul Meurisse,
Charles Vanel, 114’ | OF

Les Diaboliques entstand nach Motiven des Romans »Tote sollen schweigen« vom Autorenteam Pierre Boileau und Thomas Narcejac. Obwohl Clouzot und sein Autor Jérome Géronimi die Vorlage stark veränderten, waren die beiden Schriftsteller »keineswegs erbost, sondern bedankten sich bei Clouzot, da er es verstanden habe, die Elemente ihres Romans weiter zu entwickeln, zu vertiefen und kraftvoll zu illustrieren.« (Alain Charlot in »Die hundert besten Kriminalfilme«)
Michel Delasalle (Paul Meurisse) ist ein wahres Ekel. Dies bekommen nicht nur die Schüler der Privatschule zu spüren, deren Leiter er ist, sondern vor allem seine Frau Christine (Vera Clouzot, die Ehefrau des Regisseurs) und seine Geliebte, die Lehrerin Nicole (Simone Signoret). Christine ist von all seinen Schikanen schon herzkrank, und es gibt keine Hoffnung auf Besserung. Schließlich tun sich die beiden gekränkten Frauen zusammen, ertränken Delasalle und werfen seine Leiche in ein Schwimmbecken. Der scheinbar perfekte Mord wird aber zu einem Alptraum, als die Leiche verschwindet. Christine steht kurz vor der Hysterie, als sie einen Privatdetektiv beauftragt, der Sache nachzugehen. Dabei stellt sich heraus, dass dem ganzen Komplott ein teuflischer Plan von Delasalle und Nicole zugrundeliegt...

am 04.09.2004 um 18.15 Uhr

 

»FLUCHT UND VERTREIBUNG ERINNERN:
EUROPÄISCHE LERNPERSPEKTIVEN«

Eine Veranstaltung des Netzwerk Migration in Europa e.V. in Kooperation mit dem DHM und der Bundeszentrale für Politische Bildung.
In der Veranstaltung wird das Internetportal »The-unwanted.com« vorgestellt, der Dokumentarfilm »The Stream« und ein Kurzschnitt des Dokumentarfilms »Behind words« gezeigt, und anschließend eine Podiumsdiskussion zum Thema »Zwangsmigrationen im 20. Jahrhundert im Vergleich« stattfinden. Die Veranstaltung wird die aktuelle Debatte um Flucht und Vertreibung im europäischen Kontext aufgreifen und anhand der Website »The-unwanted.com« neue Wege der Vermittlung des Themas in der politischen, universitären und schulischen Bildung diskutieren.

 

Behind Words
D 2004, R: John Burgan, (Ausschnitte, ca. 5’) | OF

The Stream
D 1994, R & B: Garry Lane, D: Seraphina Magsamen, Teresa Nawrot, Tomislav Potesak, 9’ | OF

Die Produzenten Gunter Hanfgarn und John Keogh sind verantwortlich für den einzigen dramatischen Protestfilm gegen den Bosnien-Krieg, der in Deutschland produziert wurde. Er basiert auf einer wahren Flüchtlingsgeschichte: Eine junge Frau flieht mit ihren 3 Kindern und ihrer Schwiegermutter vor den herannahenden Truppen und wird im Laufe der Flucht vor die unmenschliche Entscheidung gestellt, entweder ihre Kinder oder die alte Frau zu retten.

am 06.09.2004 um 19.00 Uhr

 

Vivement Dimanche!
Auf Liebe und Tod
F 1983, R: François Truffaut, D: Fanny Ardant, Jean-Louis Trintignant, Philippe Laudenbach, Caroline Sihol, 111’ | OmeU

Die Sekretärin Barbara Becker (Fanny Ardant) ist in ihren Chef Julien Vercel (Jean-Louis Trintignant) verliebt, der von der Polizei verdächtigt wird, den Liebhaber seiner Frau getötet zu haben. Barbara hilft Vercel, sich zu verstecken und bringt ihn im Keller des Büros unter, von dessem kleinen Fenster er seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Anstarren vorbeigehender Frauenbeine, sehr gut nachkommen kann... Barbara stellt nun auf eigene Faust Nachforschungen an und kommt durch einen Zufall dem wahren Mörder auf die Schliche. Es ist der Notar Maitre Clément (Philippe Laudenbach), der sein Verbrechen (aus Leidenschaft) gesteht und sich anschließend selbst richtet.
»Auf Liebe und Tod war der siebenundzwanzigste und letzte Film von François Truffaut, der wenig später unerwartet starb. Es ist eine Rückbesinnung auf seine Kino-Vorlieben der Zeit, in der er mit dem Filmemachen begann, es ist eine Hommage an den ›film noir‹. Allerdings eine, die sich vor allem auf die ästhetischen Muster bezieht und weniger die Figuren und Geschichten umschließt.« (Meinolf Zurhorst)

am 09.200409.2004 um 18.15 Uhr
am 10.09.2004 um 20.30 Uhr

 

Die Polizistin
La femme flic
F 1980, R: Yves Boisset, D: Miou-Miou, Jean-Marc Thibault, Alex Lacast, Roland Blanche,
103’ | dt. Fass.

Seit fünf Jahren arbeitet Corinne (Miou-Miou) bei der französischen Polizei und hat es bis zur Inspektorin gebracht. Sie ist eine unverbesserliche Idealistin. Schon bald muß sie erkennen, dass ihre Kollegen nicht ganz so denken wie sie. Als sie den hohen Herren zu nahe tritt, wird sie in die Provinz versetzt. In einem tristen Industriegebiet im Norden Frankreichs sieht sie sich zur Sekretärin einer kleinen Polizeistelle degradiert. Als sie aber eines Tages mit einem Fall von Kindesmißhandlung konfrontiert wird, bei dem ein Vater sich an den eigenen Töchtern verging, setzt sie ihren ganzen Elan ein. Nach und nach stößt sie auf einen Verbrecherring, der mit pornografischen Bildern von den Kindern des Bezirks handelt. Lieferanten und Kunden sind Mitglieder der oberen Gesellschaft...
Nun will man die »Neue« loswerden... Corinne muss den Dienst quittieren und bekommt Berufsverbot, doch sie wird weiter kämpfen.

am 09.200409.2004 um 20.30 Uhr
am 12.09.2004 um 18.15 Uhr

 

Maigret tend un piège
Kommissar Maigret stellt eine Falle
F 1958, R: Jean Delannoy, D: Jean Gabin, Annie Giradot, Olivier Hussenot, 116’ | OF

Dies ist der erste einer dreiteiligen Reihe von Kriminalfilmen mit Jean Gabin in der Rolle des Kommissar Maigret, der Romanfigur von Georges Simenon.
Maigret muss sich mit einer Serie von Frauenmorden befassen, die offenbar von einem Triebtäter im Pariser Viertel »Marais« begangen wurden. Bewußt bringt Maigret im Viertel die Falschmeldung in Umlauf, dass der Täter schon gefasst sei, ermittelt jedoch weiter. Schließlich wird er fündig: Der Mörder ist ein von seiner Mutter abhängiger sexueller Versager. Er verhaftet ihn, doch dann geschieht ein weiterer Mord, begangen von der Frau des Beschuldigten (Annie Giradot), die mit ihrer Tat von der Schuld ihres Mannes ablenken wollte.
Jean Gabin gewinnt ein so starkes Profil als Kommissar Maigret, dass er zur Inkarnation der Figur wird. Spätere Maigret-Darsteller wie Heinz Rühmann und Gino Cervi sind weit weniger erfolgreich als Gabin.
»Man muss sagen, alles passte bei Gabin, sein Gang, seine Schultern, sein Nacken. Als wir uns darauf geeinigt hatten, Maigret von Gabin spielen zu lassen, hat der das sehr ernst genommen, und anstatt sich ›smart‹ zu kleiden, wie er es verstand, ging er ins Kaufhaus ›Belle Jardinière‹...« (Jean Delannoy)

am 10.09.2004 um 18.15 Uhr
am 11.09.2004 um 20.30 Uhr

 

Police
Der Bulle von Paris
F 1985, R: Maurice Pialat, D: Gérard Depardieu, Sophie Marceau, Sandrine Bonnaire, Pascale Rocard, 113’ | OF

Pialat inszeniert diesen Film um ingesamt vier Verhöre herum, die die Verhaltensweisen aller Beteiligten aufdecken – in permanent physisch-psychischer Konfrontation und Reibung. Es gibt keine Verfolgungsjagden, keine Leiche, keine Filmmusik und keine Hoffnung.
Inspektor Mangin (Gérard Depardieu) verliebt sich in die junge Noira (Sophie Marceau), die Geliebte eines Drogendealers, den er verhaftet hat. Noira entdeckt schnell die Verletzlichkeit Mangins unter der groben Oberfläche und behandelt ihn mit einer Mischung aus Verachtung und Lieblosigkeit. Noira hat die Lüge zum Prinzip erhoben. Am Ende bringt Mangin ihretwegen den Verbrechern Geld und Heroin, das sie gestohlen hat, zurück, um sie zu schützen. Dennoch verlässt Noira ihn.

am 11.09.2004 um 18.15 Uhr
am 12.09.2004 um 20.30 Uhr

 

Max et les ferailleurs
Das Mädchen und der Kommissar
F/I 1971, R: Claude Sautet, D: Michel Piccoli, Romy Schneider, Bernard Fresson, François Perier, Georges Wilson, 92’ | OF

Hauptwachtmeister Max (Michel Piccoli) ist kein Polizist wie die anderen. Eigenbrötlerisch und unnachgiebig hat er von seinem Beruf sehr persönliche Ansichten. Sein großer Traum ist es, einmal einen Banditen auf frischer Tat zu ertappen. Als Max auf einen alten Jugendfreund, der auf die schiefe Bahn geraten ist, trifft, bietet sich die Gelegenheit, einen teuflischen Plan zu verwirklichen... Er benutzt die schöne Gelegenheitsprostituierte Lily (Romy Schneider), um einer Bande von Ganoven und Schrottdieben eine Falle zu stellen. Die Gauner werden dingfest gemacht, doch die Sache hat einen Haken für Max: Ein ehrgeiziger Kollege will auch Lily verhaften und lässt Max seine Verachtung für dessen niederträchtige Methoden spüren. Max erschießt ihn und wird vor Lilys Augen abgeführt.
»Max’ verinnerlichte Paranoia wird im Spiel von Michel Piccoli eine faszinierende Studie selbstauferlegten Wahns: Die Kehrseite der Medaille ist jene innere Einsamkeit, die auf ihn zurückfällt und ihn in scheinbar sinnlose Ersatzhandlungen, Rituale treibt, wenn er... wie Ludwig XVI. Uhren repariert, während ihn die schöne, attraktive und naive Gelegenheitsprostituierte Lily lockt.« (Hans Gerhold)

am 16.09.2004 um 18.15 Uhr
am 19.09.2004 um 20.45 Uhr

 

Ascenseur pour l’échafaud
Fahrstuhl zum Schafott
F 1957, R: Louis Malle, D: Maurice Ronet, Jeanne Moreau, Georges Poujouly, 88’ | OmeU

Der 25jährige Louis Malle drehte mit Ascenseur pour l’échafaud seinen ersten Film in alleiniger Regie, der als Vorläufer der »Nouvelle Vague« gilt.
Julien Tavemier (Maurice Ronet) glaubt, ihm sei ein perfekter Mord gelungen, als er den Mann seiner Geliebten Florence (Jeanne Moreau) nach Dienstschluss in dessen Geschäftsräumen umbringt. Kurz darauf bleibt er im Fahrstuhl des großen Bürohauses stecken, weil der Strom abgeschaltet wird. Während er gefangen im Lift sitzt und Florence später im nächtlichen Paris verzweifelt nach ihm sucht, unternimmt ein junges Pärchen mit Tavemiers gestohlenem Auto eine abenteuerliche Spritztour, die fatale Folgen für alle hat: der junge Mann ermordet im Motel ein Ehepaar.
Zwar wird erst Julien der Tat verdächtigt, doch ein unentwickelter Film aus dem Wagen beweist seine Unschuld. Ein anderes Foto offenbart allerdings seine Beziehung zu Florence – und so kommt die Polizei ihm doch noch auf die Schliche...
Ideale Ergänzung der stimmungsvoll-düsteren Schwarzweiß-Bilder ist die melancholische Jazz-Musik von Miles Davis.

am 16.09.2004 um 20.30 Uhr
am 17.09.2004 um 18.15 Uhr

 

Deux hommes dans la ville
Endstation Schafott
F/I 1973, R: José Giovanni, D: Jean Gabin, Alain Delon, Mimsy Farmer, Michel Bouquet, Ilaria Occhini, 91’ | OF

Der Ex-Bankräuber Gino Strabliggi (Alain Delon) wird auf Bewährung entlassen und baut sich trotz herber Rückschläge mühevoll eine neue Existenz auf. Er lernt die hübsche Bankangestellte Lucie (Mimsy Farmer) kennen, an deren Seite die Zukunft ihm zunächst eine Chance zu geben scheint. Doch der ehrgeizige Kriminalpolizist Goitreau (Michel Bouquet ) glaubt nicht an Ginos Läuterung und lässt so lange nicht von ihm ab, bis ein provozierter Rückfall alle guten Vorsätze zunichte macht. Verzweifelt kämpft der Sozialarbeiter Germain Cazeneuve (Jean Gabin) um das Leben des daraufhin zum Tode Verurteilten. Die letzten Filmbilder zeigen Strabliggi auf dem Schafott...
José Giovanni stellt hier das Problem der Todesstrafe, die in Frankreich erst 1981 von dem sozialistischen Justizminister Robert Badinter abgeschafft wurde, in den Zusammenhang eines Strafvollzugssystems, das überholt ist und die Guillotine als Terrorinstrument mißbraucht. »Ich wollte mit diesem Film zeigen, dass einer, der im Gefängnis war, nie wirklich seine Vergangenheit los wird.« (José Giovanni)

am 17.09.2004 um 20.30 Uhr
am 18.09.2004 um 18.15 Uhr

 

Le choix des armes
Wahl der Waffen
F 1981, R: Alain Corneau, D: Yves Montand, Gérard Depardieu, Cathérine Deneuve, Michel Galabru, 135’ | OmU

Das friedliche Leben des ehemaligen Gangsters Noël (Yves Montand), der seriös geworden ist und mit seiner jungen Frau Nicole (Cathérine Deneuve) einen herrschaftlichen Landsitz bewohnt, wird durch das Auftauchen des Sträflings Mickey (Gérard Depardieu) jäh gestört. Dieser hat bei seiner Flucht aus dem Gefängnis einen Polizisten getötet und von einem Kumpel Noëls Adresse bekommen. Obwohl dieser zunächst versucht, den ungehobelten, ständig mit einer Pistole herumfuchtelnden Rohling wieder loszuwerden, entwickelt Noël schließlich Mitleid und Verständnis für den jungen Mann. Im weiteren Verlauf werden sowohl Noëls Frau Nicole als auch Mickey von der Polizei erschossen.
»Der Schluss... ist von einer radikalen, fast kämpferischen Menschlichkeit: Der vereinsamte Ex-Gangster stellt den Mörder-Polizisten, schießt... fünf Patronen seines sechsschüssigen Revolvers millimeternah am Gesicht vorbei, so dass der andere einen Schock erleidet, und verabschiedet sich mit der Ankündigung, er möge sein Leben lang davor zittern, eines Tages den sechsten Schuss mitten in die Stirn zu erhalten. Dann steigt der Ältere, von der Polizei unbehelligt... in sein Auto und holt das Kind des getöteten jungen Verbrechers zu sich, um das er sich künftig kümmern will.« (FAZ, Wilfried Wiegand, 26.08.1981)

am 18.09.2004 um 20.30 Uhr
am 19.09.2004 um 18.15 Uhr

 

Les Marchands de Sable
F 2000, R: Pierre Salvadori, D: Serge Riaboukine, Robert Castel, Marina Golovine, Mathieu Demy, Guillaume Dépardieu, 95’ | OmeU

Ein kleiner Platz in Montmartre: Hier werden Drogen gekauft und verkauft, Geldautomaten werden installiert, in den vielen Bars um den Platz herum wechseln in regelmäßigen Abständen die Besitzer – Geld zirkuliert. In dieses Treiben verwickelt, sind viele junge Leute, die von den Drogen leben, aber auch daran sterben. Alain (Serge Riaboukine) ist der Besitzer des Cafés »Le Détour« (Der Umweg) und sieht sich diese Welt gern als - mehr oder weniger - Außenstehender an, will sich aber besser nicht einmischen... – bis eines Tages die junge schöne Marie (Marina Golovine) bei ihm auftaucht und ihn bittet, die Mörder ihres Bruders Antoine (Mathieu Demy) zu finden. Marie erhofft sich Hilfe von Alain, da ihr Bruder einst im »Le Détour« arbeitete, aber gleichzeitig mit harten Drogen dealte.
Les Marchands de Sable wird als Rückblende aus der Sicht von Alain erzählt.
Es ist der vierte Film Salvadores und sein erster Versuch eines expliziten Genre-Films – typisch für die jüngsten Bemühungen des französischen Kinos, das Film-Noir-Thriller-Genre neu zu erfinden.

am 23.09.2004 um 18.15 Uhr
am 24.09.2004 um 20.30 Uhr

 

La chair de l’orchidée
Das Fleisch der Orchidee
F/I/BRD 1975, R: Patrice Chéreau, D: Charlotte Rampling, Bruno Cremer, Edwige Feuillère, Simone Signoret, Hans-Christian Blech, 105’ | OF

»Nebelverhangene Wiesen, Dauerregen, Donnergrollen, zerfallene Häuser, Dunkelheit – der renommierte französische Theater- und Opernregisseur Patrice Chéreau greift kräftig ins Reservoir kinematografischer Schreckenselemente, um seiner Verfilmung von James Hadley Chases Roman ›Das Grab der roten Orchidee‹ die nötige Spannung zu verleihen.« (Meinolf Zurhorst)
»Chéreau hat aus der Thriller-Romanvorlage eine Folge von alptraumhaften Bildern herauspräpariert. Es ist richtig, die Geschichte, die man nur mit Mühe versteht, und die Personen, die immer von außen gesehen werden, interessieren ihn nicht. Ihm geht es um eine quasi abstrakte Formulierung von Angst, von Gefangenschaft oder Flucht. Es ist ein Film, in dem man ständig eingeschlossen ist, in bizarre Hotels mit vielen Gängen und Nischen, hinter denen das Unheil lauert, in alte Schlösser, die von den sie umgebenden Gärten mehr bedroht als geschützt werden. Fast ständig ist es Nacht oder es regenet...« (Wilhelm Roth)

am 23.09.2004 um 20.30 Uhr
am 26.09.2004 um 18.15 Uhr

 

Touchez pas au grisbi
Wenn es Nacht wird in Paris
F/I 1954, R: Jacques Becker, D: Jean Gabin, Jeanne Moreau, Lino Ventura, Gaby Basset, Daniel Cauchy, 105’ | OmeU

»Es gibt viele gute Möglichkeiten, französische Filme zu machen. Auf italienisch, wie Jean Renoir mit La carozza d’oro. Auf wienerisch, wie Max Ophüls. A la New York, so wie Melville. Aber nur Becker war und blieb französisch auf französisch.« (Jean-Luc Godard)
»Touchez pas au grisbi steht am Anfang eines neuen Genres, des französischen Unterweltfilms, der sich stilistisch bewußt als ›film noir‹ ausdrückt, in dem die Protagonisten keine amerikanisierten Kopien sind, sondern eigenständige einheimische bürgerliche Gangster und Ganoven, die sich nach einem Heim und Ruhe sehnen...« (Hans Gerhold)... und nach einem seidenen Pyjama.
Der alternde Gangster Max (Jean Gabin) hat mit seinem Freund Riton bei einem spektakulären Coup auf dem Flughafen Orly Goldbarren im Wert von 50 Millionen Franc erbeutet. Die beiden hoffen, jetzt endlich ein bürgerliches Leben führen zu können. Doch dann macht Riton einen entscheidenden Fehler: Er erzählt seiner Freundin Josy (Jeanne Moreau) von dem Raub – nicht ahnend, dass sie längst die Geliebte des Rauschgifthändlers Angelo ist. Angelo entführt nun Riton, um von Max die Beute als Lösegeld zu kassieren. Der Traum der beiden Freunde scheint ausgeträumt zu sein...

am 24.09.2004 um 18.15 Uhr
am 25.09.2004 um 21.00 Uhr

 

Le cercle rouge
Vier im roten Kreis
F/I 1970, R: Jean- Pierre Melville, D: Alain Delon, Yves Montand, André Bourvil, Gian Maria Volonté, 140’ | OmeU | 16mm

Ein Rolltitel vor dem Vorspann von Le cercle rouge zitiert zu dem Bild eines Buddha die Spruchweisheit Rama Krishnas: »Wenn Menschen, selbst wenn sie sich nicht kennen, sich eines Tages begegnen sollen, was immer jedem von ihnen auch zustoßen mag und wie verschieden auch ihre Wege sein mögen, so werden sie unweigerlich an diesem Tag in dem roten Kreis zusammentreffen.«
Der entlassene Häftling Corey (Alain Delon), der flüchtige Kriminelle Vogel (Gian Maria Volonté) und der ehemalige Polizist und Scharfschütze Jansen (Yves Montand) wollen mal so richtig abräumen und planen einen Jahrhundertcoup. Zunächst geht auch alles planmäßig über die Bühne. Doch als die drei versuchen, ihre heiße Ware zu verkaufen, kommt ihnen der Kommissar Mattéi (André Bourvil) in die Quere...
»Melvilles wortkarger, auf die Realistik von Originalschauplätzen setzender Film, auf nächtlich leeren Straßen im nebligen Morgendämmer, mit seinen bis auf Schwarzweiß-Schattierungen ausgelaugten Farben in dunklen Korridoren und Zimmern und dem kalten technischen Interieur der Siebziger aus Neon und Beton gedreht, ist, wie David Quinlan zu Recht festgehalten hat, ›ein Schwarzweiß-Film in Farbe‹, getragen von der nihilistisch-heroischen Stimmung des film noir und des französischen Existenzialismus.« (Hellmuth Karasek: Mein Kino)

am 25.09.2004 um 18.15 Uhr
am 30.09.2004 um 20.30 Uhr

 

Scènes de crimes
Spuren von Blut
F 2000, R: Frédéric Schoendoerffer, D: Charles Berling, André Dussollier, Ludovic Schoendoerffer, Pierre Mottet, Eva Darlan, 95’ | OmeU

Ein Mädchen verschwindet spurlos. Lediglich ein Blutfleck zeugt davon, dass vielleicht ein Verbrechen geschehen ist. Kommissar Georges Fabian (Charles Berling) und sein Kollege Jean-Louis Gomez (André Dussollier) werden mit der Klärung des Falles beauftragt. Doch die Befragung des Verwandten- und Bekanntenkreises bringt die beiden Beamten nicht weiter. Bei einer Suchaktion im nahe gelegenen Wald machen die Polizisten jedoch einen grausigen Fund: Sie entdecken die verstümmelten Leichen eines jungen Pärchens, aber keine Spur des vermissten Mädchens. Nun werden Fabian und Gomez hellhörig. Sie durchforsten landesweit die Vermisstenlisten der vergangenen Monate und stoßen auf erste Zusammenhänge. Der Verdacht erhärtet sich zunehmend, dass die beiden Fahnder es mit einem gefährlichen Serienkiller zu tun haben...
»Der traditionelle Krimi ist wieder in das französische Kino zurückgekehrt. Der diskrete, aber wirkungsvolle Streifen von Frédéric Schoendoerffer Scènes de crimes ist gleichzeitig Erstlingsfilm und gelungener Krimi. Die Untersuchung - die Verfolgung eines Massenmörders - gleicht einer wirklichen ›Autopsie‹. Die beiden Hauptfiguren, die Inspektoren (André Dussolier und Charles Berling), werden auf Schritt und Tritt mit derselben Distanz verfolgt, mit der auch Jean-Pierre Melville (Le Cercle rouge mit Yves Montand...) seine Helden verfolgte. Eine Distanz, die Scènes de crime sehr menschlich werden lässt.« (Raphaëlle Gallien)

am 26.09.2004 um 20.30 Uhr
am 30.09.2004 um 18.15 Uhr


 

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