Filminhalte August
| September 2005
August
Tango Bar
USA 1935, R: John Reinhardt,
D: Carlos Gardel, Rosita Moreno, Enrique DeRosas,
Tito Lusiardo, José Luis Tortosa, Manuel
Peluffo, Juan d'Vega, Suzanne Dulier, José
Nieto, William Gordon, Carmen Rodríguez,
60’ OmU
Als Carlos Gardel auf der Höhe
seines Ruhms und bereits zu Lebzeiten eine Legende
bei einem Flugzeugunglück im Juni 1935 getötet
wurde, kam der Film Tango Bar in den US-amerikanischen
Verleih. Gardel spielt darin einen jungen Cabaret-Sänger
namens Ricardo, der sich in die bezaubernde Tänzerin
Laura (Rosita Moreno) verliebt. Deren ehemaliger
Verbündeter ist ein Dieb und Verbrecher,
der nicht nur der Liebe der beiden im Wege steht.
am 04.08.2005 um 19.00
Uhr
am 05.08.2005 um 21.00 Uhr
Tangos, el exilio de gardel
Tangos - das Exil Gardels
F/ Arg. 1985, R: Fernando Solanas,
D: Marie Laforêt, Miguel Ángel Solá,
Philippe Léotrard, Lautaro Murúa,
Ana María Picchio, Marina Vlady, Georges
Wilson, M: Astor Piazzolla, José Luis Castiñeira
de Dios, Fernando Solanas, 125’ OmU
Eine vom Militärputsch 1976
ins Pariser Exil vertriebene argentinische Tanzgruppe
probt eine "Tanguedia" ein, ein Tango-Musical
zwischen Tragödie und Komödie. María
(Gabriela Toscano), Heranwachsende der „zweiten
Generation“ der Exilierten und Erzählerin
des Films, schildert die Versuche ihrer Mutter
Mariana (Marie Laforêt), einer Schauspielerin,
und des Bandoneon-Spielers Juan Dos (Miguel Angel
Solá) mit argentinischen Freunden „das
Exil Gardels“, eine Tragikomödie des
Tango, aufzuführen. Die Struktur der „Tanguedia“
ist frei improvisiert und basiert auf einer chaotischen
Serie von Noten, die der in Buenos Aires verbliebene
Juan Uno, die mysteriöse zweite Hälfte
des exilierten Juan Dos, schickt. Wie das Exil,
von dem man weiß, wann es beginnt, nicht
aber, wann es endet, so präsentiert sich
auch der Film nicht als geschlossenes sondern
als offenes Werk; die Episoden werden von hervorragenden
Tanzszenen und der meisterhaften Tangomusik zusammengehalten.
am 04.08.2005 und
07.08.2005
jeweils um 21.00 Uhr
Tango notturno
D 1937, R: Fritz Kirchhoff,
D: Pola Negri, Albrecht Schoenhals, Victor Schamoni,
Waldemar Leitgeb, Elisabeth Flickenschildt, Karl
Dannemann, Lina Carstens, Günter Hdank, Hans
Zesch-Ballot, Theo Schall, Herta Worell, 90’
Tango in der Zeit der großen
Tanzsalons im Berlin der 1930er Jahre: mit dem
„Tango notturno“ erobert der mittellose
Komponist Jac Gerard (Albrecht Schoenhals) das
Herz der berühmten Sängerin Mado Doucet
(Pola Negri). Sie macht das Lied zum Publikumserfolg
und verhilft Jac zum Durchbruch. Die beiden heiraten
und bekommen einen kleinen Sohn, den Mado abgöttisch
liebt. Mitten hinein in dieses Glück platzt
der Fliegeroffizier Kapt’n Lincoln (Waldemar
Leitgeb), der ehemalige Geliebte Mados. Sie trifft
ihn zu einer Aussprache und erreicht, dass er
auf sie verzichtet. Doch als sie nach Hause zurückkehrt
findet sie ihren Sohn tödlich verunglückt.
Ihr Mann unterstellt ihr Untreue und verstößt
sie. Jahre später findet Jac, der von Lincoln
die Wahrheit erfahren hat, seine Frau wieder,
aber es ist zu spät. Mado, am Ende ihrer
Kräfte, der Drogensucht verfallen, nimmt
sich das Leben. Gerard wird unter Mordverdacht
verhaftet und vor Gericht gestellt.
am 05.08.2005 und
06.08.2005
jeweils um 19.00 Uhr
Rudolfo Valentino
tanzt Tango
USA 1921, 3’
Tango tangles
USA 1914, R: Mack Sennett,
D: Charles Chaplin, Ford Sterling, Roscoe 'Fatty'
Arbuckle, Chester Conklin, Minta Durfee, George
Jeske,12’ OF
Die Tangokönigin
D 1913. R: Max Mack, D: Hanni
Weisse, 41’
In den 1910er Jahren trat der
Tango seinen Siegeszug in den europäischen
Salons an. „Tango tanzt heut alle Welt,
weil er schön ist und gefälllt“
– die Tango-Welle inspirierte Max Mack 1913
zu dem Film Die Tangokönigin. Ferdinand und
Fräulein Mie möchten an einem Tango-Wettstreit
teilnehmen, als Preis winkt eine hohe Geldprämie
und für die Tänzerin der Titel ‚Tango-Königin“.
Aber die Sache will nicht recht klappen. Ferdinand
schleudert Mie den Vorwurf ins Gesicht, dass jedes
Ladenmädel besser tanze als sie. Der Krach
ist perfekt und beide sehen sich nach besseren
Tänzern um. Ferdinand findet Hanni, ein schlichtes
Mädel aus dem Volk, das auf Hinterhöfen
zu Klängen des Leierkastens tanzt. Er staffiert
sie aus und lässt sie bei dem Tanzmeister
Schüfftan Unterricht nehmen. Auch Fräulein
Mie schickt ihren Kandidaten, Leutnant Lulu, zu
dem Lehrer. Bis die Tangokönigin gekrönt
werden kann, gibt es einige Turbulenzen, Kleidertausch
und Maskeraden.... Die Tanzdarbietungen des Films
wurden teilweise von der Zensur verboten.
am 06.08.2005 um 21.00
Uhr
Live-Musikbegleitung mit Bandoneon: Peter Reil
Sur
Süden
Arg 1988, R. Fernando Solanas, D: Miguel Angel
Solá, Susú Pecoraro, Roberto Goyeneche,
Ulises Dumont, Nathan Pinzón, Mario Lozano,
Lito Cruz, M: Astor Piazzolla, R. Goyeneche u.a.,
127’ OmU
1983, am Ende der Militärdiktatur
in Argentinien, öffnen sich nach fünfjähriger
Haft für Floreal (Miguel Angel Solá)
die Tore der Freiheit, doch zwischen ihm und der
ersehnten Rückkehr zu seiner Frau Rosi (Susú
Pecoraro) liegt die Erinnerung an das Vergangene:
an Flucht und Verhaftung, Folter und Mord, Verrat
und Eifersucht, Liebe und Tod. In einem Gang durch
die Nacht der Erinnerung begegnet Floreal den
Schemen der Vergangenheit: seinem toten Freund
Negro (Lito Cruz), der in der Militärdiktatur
von Kugeln durchsiebt wurde, Amadeo (Roberto Goyeneche),
der in seinen Tangos von der Zerbrechlichkeit
der Liebe singt, dem Coronel Rasatti (Nathan Pinzón),
der von dem einstigen Projekt „Süden“,
der Utopie eines besseren Landes, erzählt,
und seinem Vater (Mario Lozano), dem stotternden
Gewerkschaftsführer, der sich seine Würde
in den Zeiten der Verfolgung nicht nehmen ließ.
Solanas inszeniert die individuelle Erfahrung
der Rückkehr aus dem Exil als Bildertraum
und kollektives Trauma des Landes Argentinien.
"Wer Tangos liebt, der wird diesem Film verfallen"
(Wolf Donner, DIE ZEIT).
am 07.08.2005 um 19.00
Uhr
am 11.08.2005 um 21.00 Uhr
Le tango des Rashevski
Der Tango der Rashevskis
Belgien/ Luxemburg/ Frankreich
2003, R: Sam Gabarski, D: Hippolyte Girardot,
Ludmila Mikaël, Michel Jonasz, Daniel Mesguich,
Nathan Cogan, 100’ OmU
Die Rashevskis sind eine ganz
normale belgische Familie. Bis die Großmutter
Rosa stirbt, die die Familie immer mit ihrer Energie
zusammen gehalten hatte. Sie gab ihren Kindern
und Enkeln das Lebensmotto mit auf den Weg: Wenn
es Probleme gibt, dann tanze erst mal einen Tango!
Die Familie reagiert völlig ratlos, als sie
erfährt, dass sich Rosa ein Grab auf dem
jüdischen Friedhof hat reservieren lassen.
Denn nach der Erfahrung der Shoah war in dieser
liberal jüdischen Familie die Religion kaum
noch thematisiert worden.
Jetzt beginnen sich die einzelnen Familienmitglieder
auf ganz unterschiedliche Art und mit ganz unterschiedlichen
Ergebnissen mit ihrer Religion auseinander zu
setzen. Dabei gibt es Anlass genug zum Tanzen.
Dieser gelungene Film voller Humor und Sympathie
für seine Figuren ist eine Hommage an die
Liebe und an den Tango.
am 11.08.2005 und
13.08.2005
jeweils um 19.00 Uhr
Friedrich Schiller
Der Triumph eines Genies
D 1940, R: Herbert Maisch, D:
Horst Caspar, Heinrich George, Lil Dagover, Friedrich
Kayssler, 104’
Herzog Karl Eugen von Württemberg
lässt die begabtesten Söhne des Landes
an einer von ihm gegründeten Militärakademie
in Stuttagart zu Offizieren, Juristen und Medizinern
ausbilden. Auch der junge Friedrich Schiller muss
sich widerwillig dieser harten Schule unterziehen.
Über den militärischen Alltag mit Zucht
und Drill empört sich Schiller. Für
den jungen Rebellen ist es unerträglich,
dass jegliche politischen Gespräche, Auseinandersetzungen
oder gar Kritik unterdrückt werden. Abgestoßen
von dieser Brutalität schreibt er heimlich
sein Stück „Die Räuber“,
dass er später anonym veröffentlicht.
Die Uraufführung in Mannheim wird ein großer
Erfolg, und Schiller, der der Premiere beiwohnt,
weiß nun sicher, dass er auf dem richtigen
Weg ist. Zurück in Stuttgart wird er aber
verhaftet…
In den für das NS-Deutschland siegreichen
Kriegsjahren um 1940 entstand eine Reihe von Filmen,
in denen allgemein akzeptierte Leitfiguren der
deutschen Geistes- und Kulturgeschichte in Projektionsfiguren
eines Künstler- und Führerkults umgestaltet
wurden. Ob und wie dies in der filmischen Transformation
des rebellischen Sturm- und Drang-Autors Friedrich
Schiller gelingen konnte, kann man anhand dieses
Films prüfen.
Einführung: Dr.
Rainer Rother
am 12.08.2005 um 19.00 Uhr
Tango
E 1997, R: Carlos Saura, D:
Miguel Àngel Solá, Cecilia Narova,
Mía Maestro, Juan Luis Galiardo, Juan Carlos
Copes, Carlos Rivarola, Sandra Ballesteros, 109’
DF
Schauplatz Buenos Aires, Argentinien:
Mario Suárez (Miguel Àngel Solá)
hat die 40 überschritten und findet sich
trotz allen Erfolgs in einer Midlife-Crisis. Seine
Frau Laura (Cecilia Narova ) hat ihn verlassen.
Mario flüchtet sich in die Arbeit zu einem
Tango-Film, bei dem er Regie führen wird.
Auf der Suche nach Darstellern wird Mario in einem
Tango-Tanzlokal dem Mafioso Angelo Larroca (Juan
Luis Galiardo ) vorgestellt; dieser bittet ihn,
seine Geliebte Elena (Mía Maestro), eine
schöne und talentierte Ballerina, vortanzen
zu lassen. Zwischen Mario und Elena entspinnt
sich eine Liebesgeschichte, doch damit beginnen
die Schwierigkeiten mit Larroca, der den Film
mit produziert. Als Mario eine Szene plant, die
die Verfolgungen und Gewalt der Militärdiktatur
tänzerisch umsetzt, gerät er in Konflikt
mit den Produzenten des Films. Die mit großer
Virtuosität von dem Kameramann Storaro gefilmten
Tanzszenen stehen im Mittelpunkt dieses Films,
der Liebe, Eifersucht und Hass, Bedrohung und
Gewalt mit den Mitteln des Tanzes ausdrucksvoll
umzusetzen vermag.
am 12.08.2005 um
21.00 Uhr
am 14.08.2005 um 21.30 Uhr
Evita
USA 1996, R: Alan Parker, D:
Madonna, Antonio Banderas, Jonathan Pryce, Jimmy
Nail, Victoria Sus, Julian Littman, Olga Merediz,
Laura Pallas, Julia Worsley, 134’ OmU
Argentinien im Jahr 1952: Eva
Perón ist tot. Die Nation steht unter Schock
und trauert. Die Geschichte des kometenhaften
Aufstiegs der aus ärmlichen Verhältnissen
stammenden Eva Duarte zur First Lady Evita Perón
wird in der Erinnerung des Erzählers Ché
(Antonio Banderas) noch einmal lebendig. Eva Duarte
(Madonna) geht als junges Mädchen in den
1930er Jahren von der Provinz nach Buenos Aires
und arbeitet sich mit großem Ehrgeiz und
über eine Reihe von Männern nach oben.
1944 lernt sie den aufstrebenden Oberst Juan Perón
(Jonathan Pryce) kennen. Sie wird erst seine Mätresse,
nach seiner Wahl zum Staatspräsidenten seine
Ehefrau. Eva avanciert zur charismatischen aber
umstrittenen Volksheldin „Evita“.
Als sie mit 33 Jahren an Krebs stirbt, wird für
sie ein gewaltiges Staatsbegräbnis inszeniert.
Alan Parkers Verfilmung des gleichnamigen Musicals
von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice glänzt
durch seine beeindruckend choreographierten und
geschnittenen Tanzszenen.
am 13.08.2005 um 21.00
Uhr
am 14.08.2005 um 19.00 Uhr
Lásky jedné
plavovlásky
Die Liebe einer Blondine
CSSR 1965, R: Miloš Forman,
D: Hana Brejchová, Vladimír Pucholt,
Vladimír Menšík, Ivan Kheil,
75’ OmeU
Die junge Andula arbeitet in
der Schuhfabrik einer Kleinstadt, in der vornehmlich
Frauen beschäftigt sind. Um dem chronischen
Männermangel abzuhelfen, veranlasst der Parteisekretär
die Verlegung einer Reservistenkompanie in den
Ort und organisiert eine Tanzveranstaltung im
lokalen Hotel. Bei der Gelegenheit lernt Andula
den gleichaltrigen Jazzpianisten Milda kennen
und verliebt sich in ihn. Da er ihr seine Adresse
mit der Bemerkung hinterlässt, sie könne
ihn in Prag besuchen, packt sie später ihre
Koffer und taucht vor der Wohnungstüre von
Mildas Eltern auf…
„ Die Entdeckung der Poesie im Alltäglichen,
die für viele Arbeiten des Jungen tschechoslowakischen
Films charakteristisch ist, wird hier durch die
Betonung des Anekdotischen vorangetrieben, ein
Umstand, der zum großen Erfolg gewiss wesentlich
beigetragen hat, denn dies macht den besonderen
Reiz des Films aus. Unvergessliche Kinogeschichte
bleiben die Episoden im Tanzsaal, in denen drei
ältere Herren versuchen, Kontakt mit jungen
Tanzpartnerinnen aufzunehmen, (…). Trotz
der oft umwerfenden Situationskomik enden alle
Episoden in desillusionierenden Erfahrungen, die
den anekdotischen Reigen in eine abgeklärte,
relativierende Gesamtsicht der Wirklichkeit einbinden.“
(Filmarchiv Austria)
am 18.08.2005 und
01.09.2005
jeweils um 19.00 Uhr
Rakvickárna
Spiel mit Särgen
CSSR 1966, R: Jan Švankmajer, 10’ OF
Rozmarné léto
Launischer Sommer
CSSR 1967, R: Jirí Menzel,
D: Rudolf Hrušínský, Vlastimil
Brodský, František Rehák, Míla
Myslíková, 74’ OmU
Rozmarné léto ist
ein literarischer Ausflug in die Zeit der Jahrhundertwende;
der Film beschreibt die komischen Abenteuer dreier
alternder Freunde, die das Gastspiel eines seiltanzenden
Magiers und seiner jungen Helferin besuchen.
„Der Film ist eine als Fin-de siècle-Idylle
getarnte Analyse tschechischen Lebensgefühls,
deren Annäherung an die Gegenwart sich in
Form einer poetischen Parabel erschließt.
Die Symbolik aus der Zirkuswelt und die impressionistische,
an Renoir erinnernde Farbgebung sowie der barock-gehobene
Sprachduktus weist ihn als stilisierte Parabel
aus. Menzel beschwört atmosphärisch
dicht die Stimmung einer verfallenden Kleinbürgeridylle
der Jahrhundertwende. Die Stilisierung basiert
auf einer Grundstruktur, die beständig zwei
Welten aufeinanderprallen lässt: Die Welt
des Abenteuers, des ständigen Unterwegsseins,
wird dem Prinzip der sesshaften Ordnung entgegengestellt,
(…).
Die Zirkuswelt entpuppt sich als Traumwelt der
Dörfler, ist deren Projektion ihrer Sehnsucht
nach Jugend und Leben angesichts drohenden Alters
und Verfalls.“ (Filmarchiv Austria)
am 18.08.2005 um 21.00
Uhr
am 19.08.2005 um 19.00 Uhr
A
prijde kocour
Wenn der Kater kommt
CSSR 1963, R: Vojtech Jasný,
D: Vlastimil Brodský, Jan Werich, Jirí
Sovák, Emília Vášáryová,
100’ OmeU
Der Kater einer Wanderschauspielergruppe
enthüllt durch seinen magischen Blick den
wahren Charakter der Menschen. Mit Hilfe einer
Zauberbrille durchdringt er das moralische Chaos,
in dem sich die Leute selbst nicht mehr zurechtfinden.
Es ist ein poetisch-satirisch angehauchtes Märchen
über allgegenwärtige Heuchler, Scharlatane
und Charakterschurken in der Gesellschaft, die
vom maunzenden Titelhelden auf originelle Weise
entlarvt werden. Dabei kann man sehr deutlich
gesellschaftskritische Intentionen des Regisseurs
erkennen.
Im Stil eines phantastischen Märchenballetts
inszeniert, ignoriert der Film durch seine ironischen
Implikationen die Genregrenzen des Märchenfilms
und wendet sich nicht nur an ein jugendliches
Publikum. A prijde kocour erhielt 1963 in
Cannes den Spezialpreis der Jury.
Auch Vojtech Jasný ging wie viele seiner
tschechoslowakischen Kollegen nach der Zeit des
„Prager Frühlings“ ins Ausland,
zunächst nach Jugoslawien und 1972 schließlich
nach Österreich. Vor allem mit der Böll-Adaption
Ansichten eines Clowns, die er 1975 in der Bundesrepublik
realisierte, fand er Anerkennung.
am 19.08.2005 um 21.00
Uhr
am 20.08.2005 um 19.00 Uhr
Postava
k podpírání
Josef Kilian
CSSR 1963, R: Pavel Jurácek,
Jan Schmidt, D: Karel Vašícek, Consuela
Morávková, Ivan Ruicka, 38’
OmeU
O slavnosti a hostech
Von Festen und Gästen
CSSR 1965, R: Jan Nemec, D:
Ivan Vyskocil, Jan Klusák, Jirí
Nemec, Pavel Bošek, 68’ OmU
O slavnosti a hostech: Eine Gruppe
von sieben Leuten veranstaltet ein Picknick in
einer Waldlichtung: eine fröhliche Festgesellschaft
inmitten einer sonnendurchfluteten Waldidylle.
Plötzlich, man ist schon auf dem Heimweg,
erscheinen unbekannte Männer, deren Anführer
ein gewisser Rudolf ist. Die Gruppe wird aufgefordert
mitzukommen.
Die fremden Männer beginnen, die Gesellschaft
einzuschüchtern und zu terrorisieren. Irgendwann
taucht ein gepflegter Herr auf, der eigentliche
Gastgeber. Er entschuldigt sich für das Benehmen
seines Adoptivsohns Rudolf und macht dem Terror
ein Ende. Nun lädt er zu einer Feier im Grünen
ein. Erleichtert folgen alle der Einladung, bis
auf einen Außenseiter. Der Gastgeber und
seine Gäste sind empört; man bläst
zur Jagd auf den Außenseiter…
„Die Inszenierung, die Dialoge und der Schnitt
verleihen der Erzählung Intensität,
obwohl man den Sinn der Allegorie schon bald durchschaut:
das opportunistische Verhalten einer Gruppe zu
zeigen, die sich wechselndem Druck anpasst und
ideologische Zwänge alsbald verinnerlicht.“
(Ulrich Gregor: Geschichte des Films ab 1960)
am 20.08.2005 um 21.00
Uhr
am 21.08.2005 um 19.00 Uhr
Ucho
Das Ohr
CSSR 1968-1970, R: Karel Kachyna,
D: Radoslav Brzobohatý, Jirina Bohdalová,
Jirí Císler, Miloslav Holub, 94’
OmeU
Dieser mehr als ein Jahr nach
der Besetzung der Tschechoslowakei fertig gestellte
Film erlebte erst 1990 seine Uraufführung.
Seine satirische Schärfe richtete sich gegen
die von der Kommunistischen Partei und der Regierung
in der Tschechoslowakei vor allem in den fünfziger
und Anfang der sechziger Jahre angewandten Methoden.
„Die Handlung spielt während der so
genannten >Zeit der Prozesse<, als sogar
die >Genossen< an der Spitze von Partei
und Staat einander misstrauten und sich verdächtigten.
In den Villen der Spitzenfunktionäre wurden
überall Abhörgeräte eingebaut,
damit die Staatssicherheit – eigentlich
die höchste Macht im Staate – ungestört
selbst alle diese Funktionäre kontrollieren
konnte. Dabei wird deutlich, aus welchen Menschen
sich die herrschende Schicht zusammensetzte: aus
wenig gebildeten Opportunisten, die aus ihrer
augenblicklichen Stellung rücksichtslosen
Nutzen zogen.“ (Freunde der Deutschen Kinemathek,
Heft 79, September 1992)
am 21.08.2005 um
21.00 Uhr
Perlicky na dne
Perlen auf dem Grund (auch: Perlchen auf dem Meeresgrund)
CSSR 1965, R: Jirí Menzel,
Jan Nemec, Evald Schorm, Vera Chytilová,
Jaromil Jireš, 105’ OmU
Perlicky na dne war als Hommage
an den Schriftsteller Bohumil Hrabal gedacht,
der 1963 mit 50 Jahren seinen ersten Erzählband
„Ein Perlchen auf dem Grund“ veröffentlichte.
Menzel, Nemec, Schorm, Jireš und Chytilová
entdeckten in seiner absurden, sarkastischen Prosa
Spielräume für ihre Selbstäußerung
und ließen sich zu einem gemeinsamen Film
inspirieren. Dabei entstanden die Episoden Smrt
pana Baltazara/ Der Tod des Herrn Balthasar von
Jirí Menzel, Povodníci/ Die Betrüger
von Jan Nemec, Dum radosti/ Das Haus der Freude
von Evald Schorm, Automat svet/ Imbissstube „Die
Welt“ von Vera Chytilová und Romance/
Eine Romanze von Jaromil Jireš. Die Protagonisten
aller Episoden sind originelle Leute mit tragikomischer
Existenz.
Perlicky na dne ist sozusagen das Manifest jener
Generation, die unter dem Namen „die neue
tschechoslowakische Welle“ in die Geschichte
eingegangen ist.
am 25.08.2005 um 19.00
Uhr
am 26.08.2005 um 21.00 Uhr
Kadý den odvahu
Mut für den Alltag
CSSR 1964, R: Evald Schorm,
D: Jan Kacer, Jana Brejchová, Josef Abrhám,
Vlastimil Brodský, 87’ OmeU
„Der erste lange Spielfilm
Evald Schorms hatte ein Jahr Exportverbot und
ging auch im eigenen Land nicht unangefochten
über die Leinwand. Örtliche Parteifunktionäre
und Betriebsleiter sahen sich schlecht behandelt.
Manche Kritiker warfen Schorm Nihilismus und Zynismus
vor. Tatsächlich führt der Regisseur
in dem Film einen Arbeiter, Jarda Lukáš,
bis hart an die Grenze des kafkaesken Daseins,
wobei er freilich vor der Benennung konkreter
Motive nicht zurückschreckt.“ (H.U.
im Filmkritik Nr. 7/1966)
„Jardas ganzes Leben wird von Pseudowahrheiten
beherrscht. Er hat keinen Sinn für Humor
und ist nicht einmal imstande, für seine
Liebe zu einem Mädchen zu leben, das ihn,
anders als er sie, tatsächlich liebt. Es
gibt eigentlich niemanden, zu dem er eine Beziehung
hat. Er schwelgt in den von der Partei verkündeten
Halbwahrheiten und Paradoxien und meint, der einzige
Gerechte auf der Welt und vielleicht sogar ein
Märtyrer für den kommunistischen Glauben
zu sein.“ (Freunde der Deutschen Kinemathek,
Nr. 79, September 1992)
am 25.08.2005 um
21.00 Uhr
am 28.08.2005 um 19.00 Uhr
Dokumentar-Kurzfilm-Programm
Zablácené
mesto
Die Stadt im Schlamm
CSSR 1963, R: Václav
Táborský, 8’ OF
Jirí
Trnka
CSSR 1967, R: Jirí Lehovec,
10’ OF
J.S. Bach:
Fantasia G-moll
CSSR 1965, R: Jan Švankmajer,
10’ OF
Jan 69
CSSR 1969, R: Jaromír
Kallista, Stanislav Milota, 8’ OF
Zmatek
Die Konfusion
CSSR 1968, R: Evald Schorm,
35’
Nach den filmischen Alltagserkundungen
und einigen stark verschlüsselten, existentialistischen
Werken näherten sich die Werte der „Neuen
Welle“ den bisherigen Tabuzonen der gesellschaftlichen
Wirklichkeit nun auch ganz direkt. So dominierte
am Beginn dieser Entwicklung eine empirische Annäherung
an die Realität - die Fixierung des Lebens,
"wie es ist", die Direktheit des „cinema
verité“ und der Reportage: "Die
Lüge in der Kunst sollte gesetzlich verboten
werden", erklärte damals Vera Chytilová.
"Ich denke, es ist wirklich das Wichtigste,
dass man die echten Dinge von den unechten zu
unterscheiden versteht und sich für die echten
einsetzt, sollte es auch die Existenz kosten...
Die Filmwahrheit dokumentiert die revolutionäre
Einstellung der Filmkünstler zur Wirklichkeit
und zur eigenen Kunst, stellt die Macher des reinen
Handwerks kalt, zeigt die neuen Möglichkeiten
bei der Befreiung von Konventionen."
Die politischen Freiheiten des „Prager Frühlings“
fanden ihren Niederschlag in Trickfilmen von Jan
Švankmajer oder Jirí Trnka, aber auch
in zahlreichen Dokumentarfilmen. Das Zeughauskino
zeigt in diesem Programm fünf kurze Dokumentationen
aus dieser Zeit.
am 26.08.2005 um 19.00
Uhr
LANGE NACHT
DER MUSEEN
ZWISCHEN KRIEG UND FRIEDEN * FILME AUS DER SAMMLUNG
DES DHM
am 27. August ab 19.00 Uhr
Eintritt frei
Berlin
UdSSR 1945, R: Juli Raisman,
65’ OmU
Der Film zeigt erschütternde
Bilder vom Krieg der Roten Armee gegen die deutsche
Wehrmacht um die Reichshauptstadt, von 38 Kameraleuten
fotografiert, von Raisman montiert.
Der Film „lebt von der Ausführlichkeit,
mit der er uns Anteil nehmen lässt an jeder
einzelnen Phase der Offensive, wobei es Raisman
immer wieder gelingt, das dokumentarische Material
in beeindruckenden Montagesequenzen zu arrangieren.
Gerade die von ihm angesprochenen Schlachtvorbereitungen
sind zusammengefügt zu einem Bild der Ruhe
vor dem Sturm: LKWs und Geschütze werden
in ihre Positionen eingewiesen, warten, unter
Baumzweigen verborgen, auf ihren Einsatz, Soldaten
putzen Kanonen, provisorische Brücken über
die Oder werden geschlagen, der Generalstab steht
vor einem großen Modell und bespricht den
geplanten Schlachtverlauf. Dann bricht der Kampf
los: Mit einem Schlag wird der Nachthimmel von
tausenden aufblitzender Geschosse hell erleuchtet.
In schnellem Rhythmus montiert, wirkt diese faszinierende
Sequenz fast wie aus einem Avantgardefilm.“
(Christiane Habich)
am 27.08.2005 um 19.00
Uhr
Die Aussicht
BRD 1965, R: Kurt Krigar, 9’
Achtung Zonengrenze
BRD 1959, R: Kurt Krigar, 7’
Mauerbau (Amateurfilmmaterial)
DDR, 1961, 5’
Das Zeughauskino stellt drei
kurze Filme aus seiner Sammlung vor, die während
und nach dem Mauerbau entstanden sind.
Achtung Zonengrenze entstand
Ende der fünfziger Jahre von dem Kameramann
und Regisseur Kurt Krigar und wurde – für
die damaligen Verhältnisse außergewöhnlich
-auf 35mm Farbe gedreht. Für seinen Kurzfilm
über die Berliner Mauer Die Aussicht bekam
er 1966 den Deutschen Filmpreis: Zugemauerte Häuser
in der Bernauer Straße in Berlin. Eine Straße,
die zur Grenze zwischen Ost und West wurde. Erzählt
von einer Anwohnerin, die die Welt nicht mehr
versteht. Bewegende Bilder aus einer Zeit, als
die Mauer noch transparent war und aus Maschendraht
und Trümmern bestand.
am 27.08.2005 um 20.30
Uhr und um 22.30 Uhr
WERBUNG FÜR DEN AUFSCHWUNG
WEST:
MARSHALL-PLAN-FILME VON GEORG TRESSLER
Hansl
und die 200.000 Küken
A 1952, Buch, Regie und Schnitt:
Georg Tressler, 16’
Durch eine amerikanische Geschenkaktion
erhält der junge Hansl ein paar Küken,
die den Grundstock für eine neue, systematische
Eier-Produktion bilden. Skepsis bei den Alten,
Enthusiasmus bei den Jungen. Enthusiasmus hilft,
muss jedoch in Planung und Umsicht und Vorausschau
überführt werden. Viel ist zu lernen,
auch technische Kenntnisse sind notwendig. Hansls
Mutter macht weiter wie bisher. Sie kann immer
noch doppelt soviel Eier beim Händler abliefern
wie der Hansl, allerdings hat sie die dreifache
Anzahl Hühner... Am Ende ist Hansls Produktionsweise
die erfolgreichere, und er erwirtschaftet schon
bald etwas Geld, von dem er sich auch ein Fahrrad
kaufen kann.
Traudls
neuer Gemüsegarten
A 1952, Buch, Regie und Schnitt: Georg Tressler,
16’
Nach der Inspektion des Gartens
durch einen Herrn von der Wirtschaftsberatung
wird ein neuer Garten angelegt, der vitaminreichere
Kost verspricht. Tressler ist geradezu realitätsversessen.
Seine kleinen Laien-Spielfilme beweisen ein enormes
Gespür für ökonomischen, d.h. effektiven
Einsatz der erzählerischen Mittel. Lebendig
werden sie durch blitzlichtartige poetische Abschweifungen
oder komische Eindrücke vom Rand des jeweiligen
Sujets. Tressler mobilisiert bei den Zuschauern
Interesse für die Menschen und das, womit
sie sich beschäftigen – das Thema läuft
nur unterschwellig mit, kommt dadurch aber umso
besser an.
Ein interessanter
Nachmittag
A 1952, Buch, Regie und Schnitt:
Georg Tressler, 7’
Ein erster Besuch im Amerika-Haus.
Sein Kino und die große Bibliothek und auch
ein Musikraum. Der neue Bau mit seiner modernen
Auslage will auch solche Menschen anziehen, die
Einrichtungen dieser Art noch nie betreten haben.
Der Film tritt an seine Zuschauer mit der Gewissheit
heran, dass sie sich bisher etwas haben entgehen
lassen. Ein interessanter Nachmittag „verkauft“
sein Anliegen nicht als ernste Pflicht, der man
sich unterziehen möge, sondern lädt
ein, sich auf ein Wagnis einzulassen. Am Ende
haben Liesl und ihr Vater, der sich zuerst so
gesträubt hat, dort hineinzugehen, sogar
die Zeit fürs pünktliche Nachtmahl vergessen.
Gute Ernte
A 1950, R: Georg Tressler, 14’
Der Kulturfilm Gute Ernte wendet
sich an die Landjugend. Er verfolgt wie die anderen
Marshall-Plan-Filme von Georg Tressler erzieherische
Absichten: Er sollte zum effektiven Wirtschaften
erziehen, die Identifikation mit der Produktivitätssteigerung
fördern und positive Bewertung der US-amerikanischen
Wirtschaftshilfe für breite Bevölkerungsschichten
in der Stadt wie auch auf dem Land propagieren.
Wie die
Jungen sungen
A 1954, Buch und Regie: Georg
Tressler, 26’
Kinder, aus allen Ecken der westlichen
Welt, die in einer internationalen Schule, das
Lycée Français de Vienne, mitten
in Wien zusammenkommen. Nicht nur, dass die Kinder
in einer einheitlichen Sprache einen gemeinsamen
Stoff lernen, sie lernen auch voneinander. Am
Ende des Schuljahres ist das anfängliche
„Fremdeln“ vor dem Anderen, also den
fremden Kindern, dem fremden Essen, der fremden
Sprache einer emphatischen Neugier gewichen. In
den Ferien wird Traudel, das Wiener Mädel,
zu ihren neuen Freunden auf der ganzen Welt eingeladen.
Sie fährt zwar 'nur' nach Frankreich, aber
ein Anfang ist gemacht... Wie die Jungen sungen
setzt auf den Faktor Ansteckung. Am Ende schickt
der Fahrer des Schulbusses, der zu Anfang eher
skeptisch war, seinen eigenen Buben auf die Schule.
am 27.08.2005 um 21.00
Uhr
Baumeister
des Sozialismus
DDR 1953, R: Theo Gandy, Ella
Ensink, 90'
Der Film ist eine Besonderheit:
mit ihm sollte in der jungen DDR Walter Ulbricht
als Führergestalt popularisiert werden. Die
Zielsetzung ist dem Kult um Stalin vergleichbar,
wie er damals in der Sowjetunion gepflegt wurde.
Formell allerdings war Ulbricht zur Entstehungszeit
des Films noch nicht der ranghöchste Politiker
der DDR – faktisch aber schon der mächtigste.
Die Glorifizierung ergibt ein seltsames Schauspiel:
Ulbricht scheint überall zu sein und für
alles verantwortlich, neben ihm treten Pieck und
Grotewohl in die zweite Reihe zurück. Der
Film wurde nach den Arbeiterprotesten vom 17.
Juni 1953 gar nicht erst aufgeführt: die
Präsentation dieses Ulbricht-Bildes schien
angesichts der Demonstrationen und Proteste nicht
länger opportun. Daraufhin verschwand der
Film in den Archiven und wurde erst 1997 vom Zeughauskino
wiederentdeckt. Dort erlebte er seine Erstaufführung
– als Dokument einer überwundenen Zeit.
Mit freundlicher Unterstützung von Progress
Filmverleih.
am 27.08.2005 um 23.00
Uhr
PRAGER FRÜHLING
Ostre
sledované vlaky
Scharf beobachtete Züge (Deutscher Verleihtitel:
Liebe nach Fahrplan)
CSSR 1966, R: Jirí Menzel,
D: Václav Neckár, Jitka Bendová,
Vladimír Valenta, Libuše Havelková,
91’ OmU
Ein junger Bahnbeamtenanwärter
auf einem tschechischen Provinzbahnhof gegen Ende
des Zweiten Weltkrieges erweist sich nach einem
missglückten Versuch als Mann und wird zum
Helden, indem er einen deutschen Munitionszug
in die Luft sprengt.
„Menzel baut seinen Debütfilm auf einer
Novelle Bohumil Hrabals auf und verwebt den Stoff
des Schwanks geschickt mit dem Thema der Résistance.
Dabei gelingen ihm in der Verknüpfung von
derbem Humor und echter Tragik dichte Momente,
die den Jungen zwischen seinen Sehnsüchten
und den Gegebenheiten seiner Umwelt baumeln lassen.
Selten ist das Lebensgefühl in der vom urbanen
Trubel abgeschnittenen Provinz echter und grotesker
beschrieben worden.“ (Filmarchiv Austria)
Ostre sledované vlaky erhielt 1967 den
„Oscar“ für den besten fremdsprachigen
Film.
am 28.08.2005 um 21.00 Uhr
September
PRAGER
FRÜHLING
Die Liebe einer Blondine
Lásky jedné plavovlásky
CSSR 1965, R: Miloš Forman,
D: Hana Brejchová, Vladimír Pucholt,
Vladimír Menšík, Ivan Kheil,
75’ OmeU
Text siehe 18. August
am 01.09.2005 um 19.00 Uhr
FLAMENCO-FILME
El embrujo
del fandango
Der Zauber des Fandango
Kuba 1941, R: Egon Klein, Jean
Angelo, D: Carmen Amaya, Antonia Amaya, Gitarristen:
Sabicas, El Chino, 10’
In Havanna gedrehter Kurzfilm,
in dem auch die Schwester Carmens, Antonia, und
ihr Vater, der Gitarrist El Chino, mitwirken.
Carmen Amaya tanzt Alegrías und Panderetas.
„Carmen Amaya war die erste Tänzerin,
die eine vollständige Flamenco-Aufführung
präsentierte, wie man sie in den Café
Cantantes in Spanien sehen konnte. Sie brachte
ihre Zigeunerfamilie mit, ihre Gitarren und ihre
Lieder. Sie war insbesondere die erste, die auf
meisterliche Art Tänze darbot, die bis dahin
ausschließlich von Männern getanzt
worden waren, gekleidet in Männerkostüme
und nach Art der Männer.“ (Amala Devi)
Maria
de la O
E 1939, R: Francisco Elías,
D: Carmen Amaya, Pastora Imperio, Antonio Moreno,
Julio Peña, 109’ OF
María de la O (Carmen
Amaya) ist die Tochter eines berühmten Malers,
der Jahre zuvor vor der Justiz geflüchtet
war, nachdem er den Mörder seiner Frau, einen
Zigeuner, getötet hatte. Nun ist er unter
falschem Namen nach Spanien zurückgekehrt.
Die bei ihrer Stiefmutter (Pastora Imperio) in
Spanien aufgewachsene María kennt die wahre
Identität des Mannes nicht, der sie beschenkt
und wie eine Königin ehrt. Ein in María
de la O verliebter Zigeuner verdächtigt sie,
sich an den Ausländer zu verkaufen. Der Film
wurde 1936 mit den Stars der spanischen Folklore
(Pastora Imperio und Carmen Amaya an der Seite
von Antonio Moreno und Julio Peña) gedreht,
aber erst am 27. November 1939 in Madrid uraufgeführt.
Carmen Amayas gefeierte Darstellung der María
de la O war ihre erste Hauptrolle im Film und
machte sie weltberühmt. „Noch nie in
meinem Leben habe ich eine Tänzerin mit so
viel Feuer, Rhythmus und einer so erschreckenden
und wunderbaren Persönlichkeit gesehen.“
(Arturo Toscanini)
am 01.09.2005 und
04.09.2005
jeweils um 21.00 Uhr
WIEDERENTDECKT
Friedrich
Schiller
DDR 1955, R: Max Jaap, 65’
"Die Feder entsinkt seiner
Hand." Mit diesem pathetischen Satz entlässt
der Schiller-Film der DEFA, der 1955 zum 150.
Todestag des Dichters entstand, seine Zuschauer.
Überhaupt wird die Biografie des "Klassikers"
durch getragene Worte zelebriert, dazu zeigt der
Film Wirkungsstätten Schillers in Ost- und
Westdeutschland und beschwört so eine "einheitliche
deutsche Kulturnation", von der die SED wenig
später nichts mehr wissen wollte.
Regisseur Max Jaap montierte in seinen filmischen
Lebensbericht auch zahlreiche Ausschnitte aus
Schiller-Inszenierungen der 1950-er Jahre ein.
Gelegenheit für den Zuschauer, noch einmal
der Bühnenkunst von Schauspielern wie Wolfgang
Langhoff, Ursula Burg, Raimund Schelcher, Fred
Düren, Gisela Uhlen, Martin Flörchinger
und anderen zu begegnen.
Mit der DEFA-Wochenschau „Der Augenzeuge“
aus der Uraufführungswoche.
Einführung:
Ralf Schenk
am 02.09.2005 um 19.00 Uhr
FLAMENCO-FILME
Duende
y misterio del flamenco
Geist und Mysterium des Flamenco
1952. R: Edgar Neville. 75’
OmeU
Der preisgekrönte Dokumentarfilm
aus dem Jahr 1952 entfaltet in einer Serie von
Sequenzen, die jeweils einem spezifischen Rhythmus
(palo) des Flamenco gewidmet sind, ein Panorama
des Flamenco-Tanzes. Der Film porträtiert
herausragende Tänzer und Sänger des
Flamenco wie Pilar López, Antonio sowie
María Luz, Pacita Tomas (bolero clásico),
Juanita Acevedo (Siguiriyas), Manuel Vargas, Jacinto
Almaden (Caracoles), Aurelio de Cádiz (Alegrías),
Antonio Mairena (Siguiríya), Bernarda y
Fernanda de Utrera (Soleá), Pericón
de Cádiz (Alegrías), Antonio Mairena
(Siguiríya), Bernarda y Fernanda de Utrera
(Soleá), Pericón de Cáciz
(Tanguillos), Pepe de Badajoz, Farruco, Rafal
de Jerez, Luis Maravilla, El Poeta und Mercedes
Broco.
am 02.09.2005 um 21.00
Uhr
PRAGER FRÜHLING
Lerchen
am Faden
Skrivánci na niti
CSSR 1969, R: Jirí Menzel,
D: Rudolf Hrušínský, Václav
Neckár, Jitka Zelenorská, Vladimír
Ptácek, 90’ DF
Bohumil Hrabals 1965 erschienener
Geschichtenband „Inserat für ein Haus,
in dem ich nicht mehr wohnen will“ inspirierte
Menzel zu dem Film Lerchen am Faden, der noch
nach der sowjetischen Besetzung der Tschechoslowakei
gedreht wurde, dann jedoch zwanzig Jahre lang
in einem Tresor des Innenministeriums lag. Erst
1990 kam er auf den Internationalen Filmfestspielen
Berlin mit der Verleihung des Goldenen Bären
noch zu verspäteten Ehren.
„Die Industriestadt Kladno in den 50er Jahren.
Ehemalige >bourgeoise Elemente< - Intellektuelle
und Juristen, >politisch Schuldige<, auch
Handwerker und kleine Ladenbesitzer – sollen
durch Zwangsarbeit auf dem riesigen Schrottplatz
eines Kombinats >umerzogen< werden. Tag
für Tag verladen sie Alteisen, niemand weiß,
wofür und warum. Von Zeit zu Zeit >verschwindet<
einer von ihnen. Doch trotz dieser Bedrohung gewinnen
sie ihrer Lage tragikomische Aspekte ab. Ganz
in der Nähe arbeiten Frauen, die nach missglückten
Fluchtversuchen ins Ausland verurteilt worden
sind. Kontakte herzustellen ist verboten. Doch
der Aufseher Engel drückt gelegentlich ein
Auge zu. Er selbst ist hoffnungslos in eine Zigeunerin
verliebt, die er heiraten und auf seine Weise
>umerziehen< möchte. Einem der Zwangsarbeiter
gestatten die Behörden sogar die Heirat mit
einer Gefangenen. Auf die Hochzeitsnacht müssen
die beiden allerdings länger warten, als
sie dachten…“ (Freunde der Deutschen
Kinemathek, Heft 79, September 1992)
am 03.09.2005 um 19.00
Uhr
FLAMENCO-FILME
Los tarantos
Die Tarantos
E 1962, R: Francisco Rovira
Beleta, D: Antonio Gades, Carmen Amaya, Daniel
Martín, Sara Lezana, 92’, OF
Eine Romeo und Julia Tragödie
übertragen ins Milieu der Gitanos im Barcelona
der 1960er Jahre: Die beiden Familien der Tarantos
und der Zorongos (die Familiennamen stehen jeweils
für einen Flamencostil) sind zutiefst verfeindet.
Rafael, ein Taranto, lernt auf einer Zigeunerhochzeit
Juana, eine Zoronga, kennen. Die beiden schwören
sich ewige Liebe. Rafaels verwitwete Mutter (Carmen
Amaya), Clanchefin der Tarantos, ist bereit, den
Hass zu überwinden. Doch nicht so die Zorongos.
Der Film, der Antonio Gades als Tänzer bekannt
machte, zeigt Carmen Amaya in ihrer letzten Rolle
– sie starb kurz nach den Dreharbeiten zum
Film. Der für den Oscar nominierte Film gilt
als ihr künstlerisches Vermächtnis.
„Der Film machte Geschichte, denn es war
der erste, der fast ausschließlich von Zigeunern
gespielt und der im Zigeunerviertel Somorrostro
von Barcelona gedreht wurde: Das Elendsviertel,
in dem Carmen Amaya fünfzig Jahre zuvor geboren
wurde, in einer Baracke am Meeresufer.“
(Amala Devi)
am 03.09.2005 und
15.09.2005
jeweils um 21.00 Uhr
PRAGER FRÜHLING
Den sedmý, osmá
noc
Der siebte Tag, die achte
Nacht
CSSR 1969, R: Evald Schorm,
D: Jaroslav Wágner-Klenka, Jan Kacer, Jana
Marková, Bohumil Šmída, 103’
Omeu
„Ein verschlafenes Dorf
gerät in Panik: Der Bürgermeister und
die Honoratioren des Ortes verschwinden, Züge
und Telefonate fallen aus, Gerüchte von einer
Invasion schwirren umher und der Dorfnarr geht
daran, seine Habe zu verteilen, da er den Untergang
nahen sieht. Eine politische Parabel, die den
Ton der Farce fortsetzt, den Schorn in Das Ende
eines Priesters (Faráruv konec) angeschlagen
hat. Der Film wurde nach kurzer Laufzeit aus dem
Verkehr gezogen und konnte erst 1990 wieder aufgeführt
werden.“ (siehe auch Ulrich Gregor: Geschichte
des Films ab 1960)
„Schorms Oeuvre ist auf Grund der zahlreichen
Behinderungen nicht sehr umfangreich, gehört
aber zum qualitativ Besten, was das tschechische
Kino zu bieten hat. Schon sein Spielfilmdebüt
Mut für den Alltag (Kadý den
odvahu) stellte der herrschenden Ordnung die unbequemen
Fragen. (…) Thematisch kreisen seine Filme
um den Konflikt zwischen persönlichen Idealen
und den gesellschaftlichen Strukturen, daher sind
seine Helden meist aus der Bahn geworfene Suchende,
die sich nach der Erkenntnis der Wahrheit nicht
mehr arrangieren wollen. Konsequenterweise hatten
alle seine Filme Schwierigkeiten mit den Behörden
oder wurden verboten.“ (Filmarchiv Austria)
am 04.09.2005 um 19.00
Uhr
Auftaktveranstaltung
der Tagung
LEGALISIERTER RAUB. DEUTSCHLAND UND DIE AUSPLÜNDERUNG
DER JUDEN IN EUROPA
Eine Veranstaltung der Friedrich Ebert Stiftung
und des Fritz Bauer Instituts
Grußwort:
Uwe Ziegler, Friedrich Ebert Stiftung
Einführung: Prof. Dr. Micha Brumlik, Fritz
Bauer Institut
Mariannes
Heimkehr
Die Jüdin, der Beamte und
das Dorf
D 2003, R: Gert Monheim und Stefan Röttger,
45’
Marianne Winter hat als Einzige
ihrer Familie die Vernichtungslager der Nazis
erlebt. Als sie 1945 in ihren Geburtsort Hemmerden
(heute Vorort von Grevenbroich) zurückkehrt,
wohnen in ihrem Elternhaus Fremde. Das Eigentum
der Familie ist in der Nazizeit versteigert worden
und befindet sich jetzt im Besitz von Nachbarn
oder Bewohnern der umliegenden Dörfer. Marianne
Winter steht völlig mittellos da. In ihrer
Not muss sie sich an denselben Finanzbeamten wenden,
der den Besitz ihrer Eltern
"arisiert" hat: Josef Krüppel.
So akkurat, wie er früher die Enteignung
jüdischer Bürger durchgeführt hat,
so akkurat bemüht er sich nun um die Entschädigung
derjenigen, die zurückgekehrt sind. Er kann
auf Listen zurückgreifen, in denen er penibel
den Versteigerungserlös für die Hausratsgegenstände
und Kleider der Familie Winter und die Namen der
Käufer festgehalten hat, die nicht selten
unmittelbare Nachbarn der Familie waren.
Die WDR-Autoren Gert Monheim und Stefan Röttger
erzählen die Geschichte von Marianne Winter,
Josef Krüppel und den Dorfbewohnern beispielhaft
für die weitgehend verdrängten Erfahrungen
einer ganzen Generation.
Anschließend Diskussion mit Gert Monheim
und Jürgen Naumann (angefragt), Moderation:
Ronny Loewy.
Freier Eintritt
am 08.200509.2005 um 18.30
Uhr
FLAMENCO-FILME
Bodas de sangre
Bluthochzeit
E 1981, R: Carlos Saura D: Antonio Gades, Christina
Hoyos, Juan Antonio, Pilar Cárdenas. 71’,
OmU
Carlos Saura begann seine Serie
von Musikfilmen mit “Bodas de sangre”.
Im Zentrum des Films steht die Generalprobe der
Tanzkompanie von Antonio Gades zur Aufführung
des Theaterstücks “Bluthochzeit”
von Federico García Lorca. Die Kamera dokumentiert
den schöpferischen Prozess; der Film setzt
ein mit dem Auftakt zur Generalprobe: während
die Protagonisten geschminkt werden, lässt
der Erste Tänzer (Antonio Gades) aus dem
Off seine Karriere Revue passieren, einige Nummern
werden zum Aufwärmen geprobt. Die Balletaufführung
beginnt mit den Vorbereitungen zur Hochzeit des
Bräutigams (Juan Antonio) und seiner Braut
(Christina Hoyos). Die Braut wird von dem verheirateten
Leonardo (Antonio Gades) begehrt und flieht mit
diesem nach dem Hochzeitsfest. Aufgestachelt von
seiner Mutter und der Frau von Leonardo, nimmt
der Bräutigam mit einem Messer bewaffnet
die Verfolgung auf. Höhepunkt von Ballett
und Film ist der Messerkampf zwischen den Rivalen,
ein fulminanter Totentanz, bei dem Tanz und Kino
in slow motion meisterlich zur Deckung kommen.
am 08.200509.2005 um 21.00
Uhr
PRAGER FRÜHLING
Animationsfilmprogramm
Vášen
Leidenschaft
CSSR 1961, R: Jirí Trnka,
9’
Rozum a
cit
Verstand und Gefühl
CSSR 1962, R: Jirí Brdecka,
15’
Úvodní
slovo pronese
Die Einführungsworte spricht…
CSSR 1962, R: Bretislav Pojar,
12’
Láhev
a svet
Die Flasche und die Welt
CSSR 1963, R: Zdenek Smetana
, 6’
Špatne
namalovaná slepice
Das schlecht gemalte Hühnchen
CSSR 1963, R: Jirí Brdecka,
13’
Chlupatý
ptácek
Ein haariger Vogel
CSSR 1966, R: Vladimír
Lehký, 8’
Byt
Eine Wohnung
CSSR 1968, R: Jan Švankmajer,
13’
Darwin-Antidarwin
aneb Co íala netušila
Darwin Antidarwin oder Was der Regenwurm nicht
ahnte
CSSR 1969, R: Bretislav Pojar,
8’
C.K. strelnice
Die K.-u.-K. Schießbude
CSSR 1969, R: Miroslav Štepánek,
5’
In der Zeit nach dem Zweiten
Weltkrieg florierte die Animationsfilmkultur in
der Tschechoslowakei. Insbesondere Jirí
Trnkas brilliante poetische Puppentrickfilme und
Jan Švankmajers surrealistische Trickfilmwelten
errangen weltweite Anerkennung. Der ungebundene
Flug der Phantasie im Animationsfilm eröffnete
Freiheiten, die in der Zeit des Prager Frühlings
zunehmend auch von Dokumentationen und Spielfilmen
genutzt wurden. Die Blüte der tschechischen
Animationskultur ist nicht nur einigen herausragenden
Meistern, sondern mehreren Dutzend Animatoren
zu verdanken, z.B. Werken von Jirí Brdecka
oder Bretislav Pojar, der als Trnkas Assistent
begann.
Das Zeughauskino zeigt in dem Animationsfilmprogramm
neun ausgewählte herausragende Produktionen
aus der Zeit der so genannten „Neuen Welle“
im tschechischen Film der sechziger Jahre. Weitere
Meisterwerke des Animationsfilms wie Jirí
Trnkas Puppentrickfilm Ruka (1965, Die Hand),
eine Allegorie auf den Totalitarismus, sind in
den Vorprogrammen zu den Spielfilmen zu sehen.
am 09.200509.2005 um 19.00
Uhr
FLAMENCO-FILME
Flamenco
E 1995, R: Carlos Saura, D:
Paco de Lucía, Manolo Sanlúcar,
Enrique Morente, Joaquín Cortés,
Carmen Linares, Lole y Manuel, Remedios Amaya,
José Menese, Ketama u.a., 99’ OmU
Alle großen zeitgenössischen
Flamenco-Stars versammelt Carlos Saura in seiner
Dokumentation “Flamenco”. Während
sich die Szene mit Tänzern, Sängern
und Musikern füllt, führt ein Erzähler
ein in die Ursprünge des Flamenco. Meisterlich
gefilmt von dem Kameramann Vittorio Storaro gibt
Saura in einem puristischen Ambiente mit klaren
grafischen Strukturen der Musik und dem Tanz Raum
zur freien Entfaltung. Der Film präsentiert
ein Panorama der Rhythmen des Flamenco: Bulerías,
Guajira, Alegrías, Farruca, Martinete,
Fandangos de Huelva, Soleares, Petenera, Siguiriyas,
Tarantas, Tangos, Rumbas, Villancicos.
am 09.200509.2005 um 21.00
Uhr
DIE LANGE NACHT
DES ALBERT EINSTEIN
Während noch bis zum 30. September die Ausstellung
„Albert Einstein – Ingenieur des Universums“
zu sehen ist, widmet das 5. internationale literaturfestival
berlin (6. bis 17. September) am 10.2005 September
2005 ab 14 Uhr im Kronprinzenpalais, im Schlüterhof
und im Zeughauskino dem Physiker einen Tag und
eine Nacht lang Lesungen, Diskussionen und Filmvorführungen
– und dies alles bei freiem Eintritt.
In Zusammenarbeit mit dem Zeughauskino des Deutschen
Historischen Museums können Jugendliche ab
14 Jahre gemeinsam mit dem Schriftsteller David
Chotjewitz in das Universum Albert Einsteins eintauchen
und „Das Abenteuer des Denkens“ erleben.
„Jugend forscht“ lädt anschließend
jüngere und ältere Wettbewerbsteilnehmer
zur Diskussion ein: „Auch ein Genie fängt
klein an!“ – so lautet das Thema des
generationenübergreifenden Austausches über
Forschungsinteressen, deren Umsetzung und Werdegang
der Teilnehmenden.
Die Genialität Albert Einsteins und seine
bewegte, nicht unproblematische Biographie waren
auch immer wieder willkommener Stoff für
zahlreiche Filmemacher. Eine kaum zu überblickende
Zahl an wissenschaftlichen Dokumentationen und
Spielfilmen zeigt, welche große Faszination
der „verrückte Professor“ auf
Journalisten wie Kinoregisseure gleichermaßen
ausgeübt hat. Die „Lange Nacht“
stellt den berühmten Physiker in all seinen
Facetten vor – ganz nach Einsteins Motto
„Freude am Schauen und Begreifen ist die
schönste Gabe der Natur“.
14.00 Uhr
LESUNG
„Das Abenteuer des Denkens“
- Roman für Jugendliche ab 14 Jahre
Lesung mit David Chotjewitz (angefragt)
15.15 Uhr
DISKUSSION
„Jugend forscht“:
Auch ein Genie fängt klein an!
17.15 Uhr
FILM
„Einstein – Genie,
Rebell, lustiger Fink“
(D 2005, ZDF/ 3Sat)
Ein Portrait-Essay von Jürgen Miermeister,
60’
Albert Einsteins Ideenwelt lädt immer wieder
zum Philosophieren ein. In Jürgen Miermeisters
filmischen Essay kommen andere große Geister
zu Wort: die Religionsgelehrte und Berliner Parlamentspräsidentin
a.D. Hanna-Renate Laurien, der Philosoph und Wissenschaftler
Peter Wapnewski, der Literaturkritiker Marcel
Reich-Ranicki und der Berliner Verleger Klaus
Wagenbach über Einstein und die Musik, Gott
und die Frauen, über Literatur, Kunst, Philosophie
und Religion, über Tod, Moral und den Weltfrieden,
über das Weltall und die Liebe.
Mit freundlicher Unterstützung von ZDF/3sat
18.30 Uhr
FILM
Albert Einstein (Teil 1)
- Der letzte Sommer
DDR 1989/90, R: Georg Schiemann,
D: Tálvialdis Abolins, Marylu Poolman,
Janina Hartwig, Anette Felber, 76’
20.00 Uhr
FILM
Albert Einstein (Teil 2)
- Eine Formel explodiert
DDR 1989/90, R: Georg Schiemann,
D: Tálvialdis Abolins, Marylu Poolman,
Janina Hartwig Anette Felber, 76’
Die zweiteilige Fernsehbiographie über
das Leben Albert Einsteins ist eine der letzten
Produktionen des Fernsehens der DDR. Während
der erste Teil „Der letzte Sommer“
vor allem die Geschehnisse der Jahre 1932 und
1933, also Einsteins Vertreibung aus Nazi-Deutschland
in den Vordergrund rückt, thematisiert Teil
2 Einsteins reumütige Erkenntnis, den Amerikanern
die Atombombe in die Hände gespielt zu haben.
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung
Deutsches Rundfunkarchiv Wiesbaden – Potsdam-Babelsberg
21.30 Uhr
FILM
Story
D 2003, R: Dana Ranga, 60’
OmU
Story Musgrave flog sechs Mal ins All,
mehr als jeder andere Astronaut zuvor. Er selbst
bezeichnet sich als space man, eine neue Spezies
Mensch, dessen Erdung sich mit Eintritt in die
Schwerelosigkeit aufhebt. Von seiner Wahrnehmung
und seinen sehr persönlichen Empfindungen
im Weltraum, von dem überwältigenden
Gefühl, nicht mehr „von hier“
zu sein, erzählt der Amerikaner, der auch
Mathematiker, Chirurg, Fallschirmspringer und
Lyriker ist. Ein intimes, experimentelles Portrait,
das die Dimension eines Menschen im Weltall erst
begreifbar macht.
Berlinpremiere. In Anwesenheit der Regisseurin.
22.45 Uhr
FILM
Soljaris
Solaris
UdSSR 1971, R: Andrej Tarkowskij,
D: Donatas Banionis, Natalia Bondartschuk, Nikolaj
Grinko, Juri Jarvet, 167’ OmU
Von der Raumstation auf dem Planeten
Solaris, der von einer mysteriösen, intelligenten
Substanz gleich einem Ozean umgeben ist, gelangen
nur noch unverständliche Botschaften zur
Erde. Der Psychologe Kris Kelvin soll nach dem
Rechten sehen, doch findet er bei seiner Ankunft
zwei Besatzungsmitglieder vor, die psychisch gestört
scheinen. Ein Dritter hat sich gerade umgebracht.
Als Kelvin versucht, den Grund für den Selbstmord
seines Kollegen herauszufinden, begegnet ihm Hari,
seine Ehefrau, die sich vor Jahren das Leben genommen
hat. Schuldgefühle werden in ihm wach. Sollte
die Kontaktaufnahme mit dem Solaris-Ozean unbewusste
Erinnerungen und Gefühle wecken? Der Wissenschaftler
steht vor einem ihm unbegreiflichen Rätsel.
... und im Foyer des Zeughauskinos:
Dokumentarisches von, mit und über Albert
Einstein.
Eine Veranstaltung
des 5. internationalen literaturfestivals berlin
in Zusammenarbeit mit dem Zeughauskino und dem
Büro Einsteinjahr 2005 Berlin, gefördert
aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung.
am 10.09.2005 ab 14.00 Uhr
PRAGER FRÜHLING
Ovoce stromu
rajských jíme
Die Frucht des Paradiesbaumes
CSSR/ Belgien1969, R: Vera Chytilová,
D: Jitka Nováková, Karel Novák,
Jan Schmid, Julius Albert, 95’ OmeU
Vera Chylitovás Ovoce
stromu rajských jíme ist eine kühne
Mischung einer klassisch erzählten Geschichte
kombiniert mit Elementen des Avantgardefilms.
Der Film sucht nach dem Ideal der Wahrheit und
konfrontiert uns mit den Schwierigkeiten, diese
zu akzeptieren. In Anlehnung an die Entstehungsgeschichte
der Menschheit spielt Chytilová mit der
Vorstellung, dass die Wahrheitssuche zwangsläufig
zu Verderbnis führt. Es ist eine Reflexion
über das Wesen des Films an sich und gleichzeitig
ein persönliches Zeugnis der oft als zynisch
bezeichneten Regisseurin für ihr nicht nachlassendes
Bemühen, die Wahrheit zu sagen.
Ovoce stromu rajských jíme gilt
als anschauliches Beispiel für die Rolle
der künstlerischen Avantgarde im tschechoslowakischen
Kino der sechziger Jahre und steht in der Tradition
dessen, was Sergej Eisenstein als „intellektuelle
Montage“ oder gar „intellektuelles
Kino“ bezeichnet hat.
am 11.09.2005 um 19.00
Uhr
FLAMENCO-FILME
El amor
brujo
Liebeszauber
E 1986, R: Carlos Saura, D:
Antonio Gades, Christina Hoyos, Laura del Sol,
Juan Antonio Jiménez, Emma Penella, 103’
OmU
Wie es der Brauch der Zigeuner
will, vereinbaren die Väter von Candela und
José die Hochzeit ihrer kleinen Kinder.
Der junge Carmelo, der in Candela verliebt ist,
beobachtet die Szene mit Trauer. Als die Kinder
erwachsen sind, wird die Hochzeit gefeiert, jedoch
sieht man Carmelo (Antonio Gades) auf dem Fest
in großer Harmonie mit Candela (Christina
Hoyos) tanzen. Der frisch verheiratete José
(Juan Antoni Jiménez) indessen begehrt
auch nach der Hochzeit mit Candela seine Geliebte
Lucía (Laura del Sol). Nach einem Streit
um Lucía stirbt José durch Messerstiche.
Der unschuldige Carmelo wird des Mordes angeklagt
und inhaftiert. Als er nach vier Jahren aus der
Haft zurückkehrt, findet er eine verhexte
Candela, die jede Nacht mit dem Geist von José
an dem Ort seiner Ermordung tanzt. Auf Rat einer
Hexe tanzt Carmelo mit Candela einen rituellen
Feuertanz, um das Gespenst, das sie trennt, zu
vertreiben... “Es ist ein wunderbar spanisches
Thema und die Musik von de Falla ist ganz außerordentlich
[...] Wir haben uns große Freiheit genommen,
uns nicht dem Thema unterworfen, da es ja eine
absurde Geschichte ist, die ihre ganze Kraft aus
der Musik schöpft”. (Carlos Saura)
am 11.09.2005 um 21.00
Uhr
PRAGER FRÜHLING
Archandel Gabriel
a paní Husa
Erzengel Gabriel und Frau Gans
CSSR 1964, R: Jirí Trnka,
29’ OF
Sedmikrásky
Tausendschönchen
CSSR 1966, R: Vera Chytilová,
D: Jitka Cerhová, Ivana Karbanová,
Julius Albert, Jan Klusák, 74’ OmU
Wie der Schlusstitel des Films
unmissverständlich zu verstehen gibt, ist
Sedmikrásky denen gewidmet, „die
sich über zertretenen Salat aufregen“:
„Vera Chytilová nennt ihre feminine
Version der Moritat von Max und Moritz ein burleskes,
philosophisches Dokument. Zwei gelangweilte Mädchen
beschließen, angesichts der Pervertiertheit
der Welt selber nach dem reinen Lustprinzip zu
leben und ein >Parasitendasein< zu führen:
Sie treiben Schabernack, um Leute zu ärgern,
düpieren reiche Spießbürger, stiften
Verwirrung in einem Nachtclub, stehlen Geld, stecken
Papier in Brand und geben sich der Fresslust hin.
Ihre Streiche gipfeln in der mutwilligen Zerstörung
eines üppigen Büfetts im menschenleeren
Prunksaal eines barocken Palastes: Sie waten durch
volle Teller, schwingen sich auf den Kronluster
und schaukeln durch den Saal.“ (Filmarchiv
Austria)
„Tatsächlich ist hier ein Film gelungen,
der ebenso vergnüglich wie tiefsinnig ist.
Das Plädoyer der Autorin für eine ziellos
rebellierende Jugend drückt sich vor allem
in der Struktur des Films aus, im dauernden Durchbrechen
der eigenen Logik, im Durcheinanderwürfeln
der Dramaturgie und der Bildstruktur (…),
in den kühnen Farbexperimenten, in der Variation
parodistischer und burlesker Elemente. Dies ist
einer der radikalsten und modernsten Filme, die
aus der CSSR zu sehen waren.“ (Ulrich Gregor
in: Filmkritik 11/67)
am 15.09.2005 um 19.00
Uhr
AMERICAN FILM NOIR
Double Indemnity
Frau ohne Gewissen
USA 1944, R: Billy Wilder, D:
Barbara Stanwyck, Fred MacMurray, Edward G. Robinson,
106’ OF
Double Indemnity fasst bereits
zu einem frühen Zeitpunkt alle Merkmale des
Film noir zusammen: In einer Welt des Verrats
und des Misstrauens folgen die Protagonisten ihrer
Triebhaftigkeit und ihrer materiellen Gier, bis
jeglicher Ausweg für immer verbaut ist. „Vom
Augenblick ihres Kennenlernens an ging es um Mord“,
lautete der Werbeslogan des Films.
Unter allen Exkursionen über Eros und Verbrechen,
die der Film noir unternimmt, ist Double Indemnity
die auswegloseste Reise hinab zu den Abgründen.
„Murder can sometimes smell like honeysuckle“,
sagt illusionslos müde die Stimme des Erzählers.
„Double Indemnity führt diesen Geruch
von Begehren und Ruchlosigkeit, Verwirrung und
Verhängnis furios in die Schatten-, Licht-
und Zeichensprache des Film noir über. Wie
in einem Alptraum, in dem alles vergeblich sein
wird, leitet der Weg von Falle zu Falle aus dem
Gefilde des Alltags in die Todeszelle.“
(Harry Tomicek)
am 16.09.2005 und
25.09.2005
jeweils um 19.00 Uhr,
am 18.09.2005 um 21.00 Uhr
The Maltese
Falcon
Die Spur des Falken
USA 1941, R: John Huston, D:
Humphrey Bogart, Mary Astor, Gladys George, Peter
Lorre, 101’ OF
„The Maltese Falcon wurde
aus mehreren Gründen zum Kultfilm: Die Kritik
lobte ihn überschwänglich; den Bogart-Fans
gilt die Sam-Spade-Figur, ob mit Recht oder nicht,
als Inkarnation des Bogey-Mythos, und für
die Filmhistoriker ist erwiesen, dass mit diesem
Film nicht nur John Hustons Aufstieg als Regisseur
bei Warner Brothers begann, sondern auch der Film
noir, die legendäre >schwarze Serie<,
ihren Anfang nahm.“ (Klaus Kreimeier)
John Hustons Verfilmung des Romans von Dashiell
Hammett, dessen Krimis ebenso wie die von Raymond
Chandler und James M. Cain den „schwarzen“
Filmen den Weg bereiteten, wurde zum Sensationserfolg
des Jahres und gab mit der Figur des schäbigen
Privatdetektivs Sam Spade, der hoffnungslos im
Dunkel der Straßen und in den Verstrickungen
des Falls herumtappt, die Grundelemente dieser
Serie vor.
The Maltese Falcon gehörte neben Seven Sweethearts
(Regie: Frank Borzage, 1942) zu den beiden ersten
amerikanischen Spielfilmen, die nach dem Krieg
1945 in die Berliner Kinos kam. (Wochenbericht
der amerikanischen Information Control Section
vom 16. November 1945)
am 16.09.2005 und
23.09.2005 jeweils um 21.00 Uhr,
am 18.09.2005 um 19.00 Uhr
FLAMENCO-FILME - FINISSAGE
Carmen
E 1983, R: Carlos Saura, D:
Antonio Gades, Laura del Sol, Paco de Lucía,
Cristina Hoyos, Juan Antonio Jiménez, Sebastián
Moreno, José Yepes, 120’ OmU
Antonio (Antonio Gades), Direktor
einer Tanzkompanie, ist auf der Suche nach einer
Hauptdarstellerin für “Carmen”.
Die Primaballerina seiner Truppe (Cristina Hoyos)
scheint ihm für die Rolle zu alt. In einer
Flamenco-Schule findet er seine Carmen (die 21-jährige
Laura del Sol in ihrem Filmdebut), die ihn von
Beginn an fasziniert. Antonio verliebt sich Hals
über Kopf in sie und die Realität beginnt
sich unmerklich mit der Fiktion zu mischen, die
Trennungslinie zwischen Bühnenwelt und Leben
hebt sich auf. Inspiriert von Mérimées
Roman und Bizets Oper ist Carlos Sauras Verfilmung
“Carmen” eine in die Gegenwart verlegte
meisterhafte kinematographische Umsetzung des
Carmen-Mythos. Bei dem Film arbeitete Saura eng
mit Paco de Lucía zusammen: “Wir
mussten eine spanische Version machen, den Mythos
wiederbeleben unter Verwendung spanischer Musik,
eine sehr stark rhythmisierte Musik, die ideal
ist, weil sie die Leidenschaften und die Gewalt
sehr klar auszudrücken vermag...Letztlich
haben wir eine sehr spanische Carmen erhalten,
indem wir unsere volkstümlichen Rhythmen
und unseren Tanz aufgegriffen haben.” (Carlos
Saura)
Tanzdarbietungen des Ensembles im Rahmen eines
von der spanischen Botschaft ausgerichteten Empfangs
bilden den Abschluß unserer Tanzfilmreihe.
am 17.09.2005 um 20.00
Uhr
AMERICAN FILM NOIR
Out of the Past
Goldenes Gift
USA 1947, R: Jacques Tourneur,
D: Robert Mitchum, Jane Greer, Kirk Douglas, Rhonda
Fleming, 97’ OmU
„Alles ist da in Out of
the Past, was den Film noir ausmacht: die Macht
und die Stadt, die undurchschaubaren Intrigen,
die Korruption überall, die Freunde, die
fähig wären jederzeit dich zu töten,
die geheimnisvolle Frau, die dich verraten wird,
die Ausweglosigkeit, der Nachtmahr, die Bereitschaft
zu resignieren, die Angst vor dem Aufwachen. All
das ist da, doch verschoben, in einen neuen Kontext
gebracht. (…) Die Perspektive ist über
den Genre-Horizont hinaus erweitert, und mit einem
Mal erscheinen Film noir und Americana wie die
beiden Seiten einer Medaille.“ (Fritz Göttler)
In einer amerikanischen Kleinstadt lebt der ehemalige
Privatdetektiv Bailey (Robert Mitchum), der sein
Abenteuerdasein gegen eine bürgerliche Existenz
eingetauscht hat. Eines Tages taucht ein Gangsterboss
auf, mit dessen Freundin Kathie Bailey vor Jahren
durchgebrannt ist. Nun muss er mit seiner Verlobten
Ann über seine Vergangenheit sprechen. Er
überzeugt sie, seine alte Freundin aufzusuchen,
um mit seinem vorherigen Leben abschließen
zu können. Er macht sich auf den Weg und
taucht in die Abgründe seiner Vergangenheit
ein.
„Die Macht der Vergangenheit ist übermächtig,
das Verhängnis resistent. Es überschattet
das Jetzt, es garantiert das spezielle Ende, das
einzig tödlich zu sein vermag in einem Film,
der selbst wie ein Reich der Nacht erscheint.
Eine der atemberaubendsten Arbeiten der Schwarzen
Serie.“ (Harry Tomicek)
am 22.09.2005 um 19.00
Uhr,
am 24.09.2005 und 25.09.2005 jeweils um 21.00 Uhr
The Big Sleep
Tote schlafen fest
USA 1946, R: Howard Hawks, D:
Humphrey Bogart, Lauren Bacall, John Ridgeley,
Martha Vickers, 114’ OF
Es ist schwer, die Handlung von
The Big Sleep in einleuchtender Weise nachzuerzählen.
Dies entspricht den Problemen, die Raymond Chandler
bei der Konstruktion seines berühmten Romans,
der hier als Vorlage dient, hatte; die Charaktere
seien wichtiger als der Plot, sagte er selbst.
Hawks hat freimütig zugegeben, die Geschichte
gar nicht verstanden zu haben; sein Interesse
habe vielmehr dem Eigengewicht jeder einzelnen
Szene gegolten.
Hawks erzählt die Handlung nicht, wie Chandler,
aus der Perspektive des Privatdetektivs Marlowe.
Er arrangiert extreme, gefahrvolle, meist unübersichtliche
Schauplätze, taucht sie in Dunkelheit oder
dämmriges Halblicht und beobachtet gespannt,
wie sich sein Held in dieser wenig anheimelnden
Atmosphäre bewährt.
„The Big Sleep galt vielen zeitgenössischen
Kritikern als ein herausragendes Beispiel jener
>tough movies< der vierziger Jahre, die,
radikaler noch als die Gangsterfilme des vorangegangenen
Jahrzehnts, eine Ära der Depression und der
schwindenden Hoffnungen auf ein besseres Amerika
reflektierten.“ (Klaus Kreimeier)
am 22.09.2005 um 21.00
Uhr
am 23.09.2005 und 24.09.2005
jeweils um 19.00 Uhr
MYSTISCHES BLAU – PREISGEKRÖNTE
FILME VOM BODENSEE
Gezeigt werden vier
ausgewählte Beiträge von Preisträgern
der IBK-Fördergaben 2004 in der Sparte FILM.
Gesamtdauer der Vorführung mit kurzen Einführungen:
90 min.
fragile
D 2003, Regie: Sikander Goldau
(Abschlussarbeit HFF München)
Heim
D 2002, R: Matthias Schellenberg
(Abschlussarbeit Kunsthochschule Medien Köln)
Der Liebesfilm
CH 2002, R: Simon Oberli
Joshua
CH 2002, R: Andreas Müller (Abschlussarbeit
Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich)
Die Internationale Bodenseekonferenz
(IBK) – gegründet in den siebziger
Jahren – ist ein regionales Netzwerk für
die Bodensee Anrainerländer- und Kantone,
das sich im Wesentlichen am 1994 erstellten Bodenseeleitbild
orientiert. Zum Kerngeschäft der Kommission
Kultur gehört neben der Ausrichtung von Künstlerbegegnungen
oder Kulturforen auch die jährliche Vergabe
von 8 Fördergaben (zu je CHF 10.2005000.-) für
junge Kunstschaffende im Bodenseeraum. Während
früher abwechselnd die Bereiche Musik, Literatur,
Bildende Kunst usw. bedient wurden, kamen in den
letzten Jahren Kunstsparten wie Tanz, Zeitgenössische
Komposition, Junger Film oder Kunstfotografie
in den Wettbewerb.
Die im DHM aus aktuellem Anlass
der in Berlin stattfindenden Bodensee-Konferenz
gezeigten Filme sind eine Auswahl aus den Fördergaben
des Jahres 2004 in der Sparte Film.
am 29.09.2005 ab 19.00
Uhr
AMERICAN FILM NOIR
Touch of Evil
Im Zeichen des Bösen
USA 1958, R: Orson Welles, D:
Charlton Heston, Janet Leigh, Orson Welles, Marlene
Dietrich, 95’ OmU
In Touch of Evil hat Regisseur
Orson Welles sich nicht nur selbst in Szene gesetzt,
auch winzige Nebenrollen besetzte er mit Hollywoodstars
wie Marlene Dietrich, Joseph Cotten, Zsa Zsa Gabor.
Ursprünglich war Welles nur als Schauspieler
unter Vertrag, später entschloss er sich
jedoch, auch Regie zu führen, wobei er von
dem einflussreichen Star Charlton Heston entscheidend
unterstützt wurde. Meisterhaft schildert
Welles die Atmosphäre in einer mexikanischen
Grenzstadt mit menschenleeren Motels und schmierigen
Bordellen. Zuerst fand der Film keine große
Resonanz beim Publikum, erst später entwickelte
er sich zum Klassiker.
Polizist Vargas beobachtet den alten Polizeichef
Quinlan (Orson Welles) beim Fälschen von
Beweisen gegen einen Verdächtigen. Schon
mehrfach half er mit unlauteren Mitteln der Überführung
der Täter nach. Quinlan sieht sich gefährdet,
versucht Vargas zu töten und wird dabei selbst
zum Opfer.
„Beeindruckend spielt Welles den Quinlan,
der trotz seiner Unmoral ein tragischer Held ist:
Nach dem Verlust der Ehefrau, die von Gangstern
ermordet wurde, kämpft er nun besessen gegen
das Böse.“ (Die Chronik des Films)
am 30.09.2005 um 19.00
Uhr
am 02.10.2005 um 21.00 Uhr
The Woman
in the Window
Gefährliche Begegnung
USA 1944, R: Fritz Lang, D:
Edward G. Robinson, Joan Bebbett, Dan Duryea,
Raymond Massay, 99’ OF
Nach einem reichhaltigen Mahl
schläft Professor Wanley in seinem Club ein.
Er verlässt scheinbar eine Stunde später
die Räume. Vor einem Schaufenster mit einem
Frauenbild bleibt er stehen und wird von einer
Passantin angesprochen. Er begleitet die Frau
in ihre Wohnung. Als deren aufbrausender Liebhaber
auftaucht, ersticht ihn Wanley aus Notwehr und
beseitigt die Leiche. Von nun an lebt er in ständiger
Angst vor der Polizei. Als ein Erpresser auftaucht,
nimmt er sich das Leben.
In diesem Moment erwacht er im Club – Wanley
hatte nur einen Alptraum.
Als er später jedoch wirklich auf die Straße
tritt, entdeckt er das im Traum gesehene Frauenbild
und wird von einer Passantin angesprochen. Der
Professor ergreift panikartig die Flucht.
„Fritz lang inszeniert die Geschichte als
Film noir. Für seinen ironischen Schluss
erhält er Kritik, verteidigt ihn aber als
einzig mögliche Alternative zu einem negativen,
traurigen Ende, das er vermeiden wollte.“
(Die Chronik des Films)
am 30.09.2005 um 21.00
Uhr
am 01.10.2005 um 19.00 Uhr
The Killing
Die Rechnung ging nicht auf
USA 1956, R: Stanley Kubrick, D: Sterling Hayden,
Coleen Gray, Vince Edwards, Jay C. Flippen, 83’
OmU
The Killing ist das Resultat
glücklicher und schicksalshafter Fügungen:
„Alexander Singer, ein Freund aus High-School-Tagen,
machte Kubrick mit James B. Harris bekannt. Dieser
schlug dem gleichaltrigen Kubrick nach einer Vorführung
von Killer’s Kiss vor, seinen nächsten
Film zu produzieren. Die beiden gründeten
die Firma Harris-Kubrick Pictures, mieteten Büroräume
an und hielten nach einem geeigneten Projekt Ausschau.
In einem Buchladen stieß Harris auf den
1950 veröffentlichten Kriminalroman >Clean
Break< von Lionel White. Kubrick gefiel der
Stoff und Harris erwarb für 10.2005000 Dollar
die Filmrechte.“ (Robert Müller)
Dieser Film, den Kubrick „… später
selbst seine >erste wirklich professionelle
Arbeit< genannt haben soll, erzählt ganz
ähnlich wie Rififi von Jules Dassin einen
Raub, in diesem Fall auf der Pferderennbahn. Das
Besondere dabei ist die Detailgenauigkeit und
Ausführlichkeit, mit der sich der Film der
Tat widmet. Tatsächlich besteht er ausschließlich
aus den Vorbereitungen, dem Raub und dem anschließenden
Beuteteilen. The Killing entstand ein Jahr später
als Rififi, setzt sich aber vom Vorläufer
einerseits ab durch die enorm hohe Erzählgeschwindigkeit,
die ihn viel mehr als >Actionfilm<, denn
als >Film Noir< klassifiziert, andererseits
durch überlappende Zeitebenen, in denen die
eine Woche erzählter Zeit verschachtelt ist.“
(Achim Wiegand)
am 01.10.2005 um 21.00 Uhr
am 02.10.2005 um 19.00 Uhr
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