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Berlin - Ecke Schönhauser

Weniger eine bestimmte Szene als die Stimmung des Films vermittelt Hans Adolf Baltzers Plakat zu "Berlin - Ecke Schönhauser" von 1957. Der Film stellte die "verlorene" Nachkriegsgeneration in den Mittelpunkt, zeigte Jugendliche, denen es zu Hause zu eng wurde oder an Verständnis fehlte und die sich unter den U-Bahn-Bögen in der Schönhauser Allee trafen. Er versuchte den sozialen Wurzeln für das Verhalten der Jugendlichen auf die Spur zu kommen und ging dabei sehr differenziert vor. Auf dem Plakat lenkt Baltzer den Blick von der Vordergrundfigur der jungen Frau diagonal in den Bildraum zu einem ganzfigurig dargestellten jungen Mann. Links erinnert eine angedeutete Mauer an das Berliner Altbau-Milieu. Die Signalfarbe Rot erscheint im Titel und in der Kleidung. So wird einerseits der Titel mit der Szene verbunden und andererseits das Wort "Berlin" herausgestellt. Die Gestaltung versucht, das im Film geschilderte Lebensgefühl über die Haltung der Dargestellten auszudrücken. Die Darstellung des Mädchens mit dem engen roten Pullover und dem Pferdeschwanz sowie die lässige Haltung des Jungen nehmen Motive einer nicht staatskonformen Jugendkultur auf und vermitteln den Eindruck des "Herumhängens" und Gebarens der "Halbstarken".
Der Film gestaltete ein Zeitthema, das sowohl in Ost wie West Beachtung fand. So drehte Georg Tressler 1956 in Westberlin "Die Halbstarken" mit Horst Buchholz und Karin Baal, der einer ganzen Gattung von Filmen ihren Titel gab. Der Film "Berlin - Ecke Schönhauser" von Gerhard Klein war in der DDR heftig umstritten. Ihm wurde vorgeworfen, nur problematische und negative Erscheinungen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Freigabe für die Kinos erhielt der Film zwar, nachdem er in Voraufführungen bei der "Freien Deutschen Jugend" (FDJ) positiv aufgenommen worden war, aber nach der 2. Filmkonferenz der SED im Juli 1958 wurde die Kritik an ihm erneuert.11


Das Mädchen Rosemarie

In der DDR wurden durchaus auch Westfilme gezeigt, und sogar bundesdeutsche Produktionen wie das "Schwarzwaldmädel" fanden ihren Weg in die Lichtspielsäle der DDR, was sicher mehr erstaunt als die Vorführung der mit westdeutschen Verhältnissen kritisch umgehenden Produktion "Das Mädchen Rosemarie" von 1958. Doch die Grenze war bei den vordergründig unpolitischen Unterhaltungsfilmen der dreißiger und vierziger Jahre mit Zarah Leander oder Marika Rökk erreicht, die das Publikum durchaus zu sehen wünschte. In diesen Fällen sprach sich die Abteilung Kultur des ZK der SED gegen eine Aufführung aus, da diese Filme nicht "zur Förderung des sozialistischen Bewußtseins" beitrügen.12
Für den Film "Das Mädchen Rosemarie" entwarf Walter Martsch ein Plakat, das den Ausschnitt eines Szenenphotos mit der zeichenhaften Montage von Leuchtreklameschriften verbindet. Oberhalb des Titels wird auf die beiden Hauptdarsteller - die Publikumslieblinge Nadja Tiller und Peter van Eyck - hingewiesen. Die Präsentation der Hauptdarstellerin in einer lasziven Haltung und die Leuchtreklamen eines nächtlichen Vergnügungsviertels sollten an die "dekadente" Wunderwirtschaftswelt der Bundesrepublik gemahnen. Pikanterweise nähert sich auch die Erwähnung der bundesdeutschen Produktionsfirma und des Regisseurs der Gestaltung der Leuchtschriften an. Der Film erzählte, basierend auf der Geschichte der 1957 zu Tode gekommenen Frankfurter Edel-Prostituierten Rosemarie Nitribitt, die Story des "leichten Mädchens" Rosemarie, das sich mit den Bonzen der bundesdeutschen Wirtschaft einläßt.

  11 Schenk: Das zweite Leben …, 1994, S. 130 f.
  12 SAPMO, DY 30/IV 2/902/62, Herta Wolfsohn an die Abt. Kultur des ZK der SED, 26.4.1960, Bl. 120.

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Plakat Berlin - Ecke Schönhauser
Das Mädchen Rosemarie