Frankreich

Stolz, zu den Siegern zu gehören

1944/45, als der Krieg in Europa noch nicht zu Ende war, sehnten sich die Franzosen danach, ihre nationale Einheit wiederherzustellen und den Glanz ihrer Ehre zurückzugewinnen. Ein wichtiger Teil der französischen Leiterzählung handelt deshalb – vor allem in der unmittelbaren Nachkriegszeit – vom Stolz, zu den Siegern des Zweiten Weltkriegs zu gehören. Dies schien um so begründeter, als Frankreich auch von den Alliierten als Sieger anerkannt wurde. Eine Sicht, die es zudem ermöglichte, die schmerzhafte Erinnerung an die vier Jahre unter der deutschen Besatzung zumindest vorläufig zu verdrängen. So wurde die Erzählung vom französischen Sieg von den meisten Franzosen übernommen, ohne daß sie sich über deren Funktion der Befriedung und Begründung des nationalen Wiederaufbaus getäuscht hätten.
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Das berühmteste Bild des französischen Sieges stammt von Robert Doisneau. Es zeigt General de Gaulle, Chef der provisorischen Regierung, der am 26. August 1944 im Triumph die Champs Élysées hinunterzieht. Hinter ihm gehen die Mitglieder des „Conseil national de la Résistance“, zu seiner Rechten General Jacques-Philippe Leclerc, der tags zuvor mit seinen Truppen in Paris eingezogen war. Dieses Bild war der Beweis, daß die fürchterliche Schmach von 1940 durch den Sieg der französischen Armee getilgt war und das Land wieder geeint hinter einem militärischen und politischen Oberhaupt stand, das die Demokratie und die Republik achtete. Dieser Bildakt der Befreiung der Hauptstadt verweist direkt auf die Besetzung durch deutsche Truppen. Auch sie hatten sich als Sieger auf den Champs Élysées gezeigt. Mit der halbspontanen Inszenierung des Triumphzuges auf den Champs Elysees, der sich auf die Paraden zum französischen Nationalfeiertag bezog und mit dem Arc de Triomphe an frühere Größe erinnerte, wurde auch die Kontinuität der Republik und die Einheit des Volkes beschworen. Eine zeichnerische Reproduktion dieser Photographie wurde schon in den 40er Jahren in Schulbüchern gezeigt. Ein Grundschulbuch verbindet es mit einem Bild von Widerstandskämpfern, die einen deutschen Panzer angreifen.
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Die Siegeserzählung war in der Nachkriegszeit allgegenwärtig. Sie zieht sich beispielsweise durch eines der Meisterwerke des französischen Comics: „La Bête est morte ou La Guerre mondiale chez les animaux“. Auf einer der letzten Seiten wird das berühmte Bild „Die Freiheit führt das Volk an“ von Eugène Delacroix zitiert. Der französische Widerstand auf den Barrikaden überrennt die letzten Eroberer. Daneben wird das Glück der Befreiung der Hauptstadt durch Leclerc mit dem bekannten Motiv von Panzer und Jubelnden gefeiert. Das Buch entstand schon während der Besatzungszeit im Untergrund. Erstmals veröffentlicht wurde es zur Zeit der Befreiung. Bis in die 90er Jahre erfuhr es mehrere Neuauflagen, die von seiner ungebrochenen Popularität zeugen.
   
 
   
 
   
   
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