Großbritannien

Wir haben zusammengehalten

Großbritannien nimmt eine Sonderstellung ein, weil es von der Wehrmacht nicht besetzt worden war. Dennoch war der Krieg Katalysator für einen Neuanfang in der Geschichte der Nation, denn er hatte die Gesellschaft geeint. In diesem Krieg stand die Monarchie ihren Untertanen bei; Oberschicht und Arbeiterklasse drängten sich während der Bombenangriffe Seite an Seite in den Luftschutzkellern Londons. Unterstützt wurde dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit von einem riesigen Propagandaapparat, der das Bild einer für die gemeinsame Sache zusammengeschweißten Nation betonte und verbreitete. Der Bevölkerung wurde versichert, sie werde den Krieg überstehen und am Ende den Sieg davontragen, wenn alle zusammenhielten.
Die meisten Briten sahen sich bei Kriegsende als die wahren Befreier Europas. Dieser Gedanke hat bis heute Gültigkeit. Während in den 60er und 70er Jahren die Erinnerung an den Krieg allmählich in den Hintergrund trat, kam es in der Ära Margaret Thatchers zu einer kommerziellen Aufbereitung der Geschichte. Der Krieg wurde ein kulturelles und nationales Konsumprodukt. In einer Zeit, in der die Politik Wirtschaft und Gesellschaft grundsätzlich erneuern wollte, wurde der gesellschaftliche Konsens in Frage gestellt. Die Premierminsterin benutzte die Geschichtsindustrie, um diesen Wandel zumindest mental erträglicher zu machen. Bis heute findet in Großbritannien fast alles Abnehmer, was irgendwie im Zweiten Weltkrieg und Sieg eine Rolle gespielt hat.
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Das Bild von Netti Moon bringt ziemlich alle Mythen, die sich mit dem Krieg verbinden, auf fast einen Nenner: St. Paul's Cathedral und die Heimatfront, das zerbombte London und die Sorge der Menschen füreinander, kurz „the People's War“. Das Imperial War Museum hat in seiner Dauerausstellung eine ähnliche Bildwelt inszeniert. Jeder Brite versteht sie und ihre Symbolik.
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Der Film „Luftschlacht um England“ kann als die Rekonstruktion des Luftkriegs über Großbritannien gelten. Er beleuchtete neben dem militärischen Geschehen auch die Rolle der Heimatfront. Die wahren Helden dort waren einfache Leute, denen keine Orden verliehen wurden, die aber dennoch einen würdigen Kampf kämpften. Zudem vergegenwärtigte der Film jene nationalen Tugenden, die die Propaganda der Kriegszeit hervorgehoben hatte. Er porträtierte die Briten als standhafte, gutmütige und zurückhaltende Menschen. Im Vordergrund aber stand die Überlegenheit der Luftwaffe, die durch Schnelligkeit und Wendigkeit den Sieg errang – wie unsere Szene zeigt. Das Plakat zeigt die Stadt London aus der Perspektive eines Piloten. Wie selbstverständlich sieht man auf das berühmte Wahrzeichen des unzerstörbaren Willens der Briten: die unzerstörte St. Paul's Cathedral.
   
 
   
 
   
   
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