Georg Gothein 1857-1940

15. August: Georg Gothein wird in Neumarkt in Niederschlesien als Sohn des Arztes Hugo Gothein und dessen Frau Marie (geb. Ehm) geboren. Sein älterer Bruder Eberhard (1853-1923) wird ein bedeutender Historiker und Nationalökonom.

Gothein studiert in Breslau (heute: Wroclaw/Polen) und an der Berliner Bergakademie Hüttenwesen.

Er ist als Bergassessor in Saarbrücken und Gleiwitz tätig.

Gothein ist Generalsekretär des Oberschlesischen Berg- und Hüttenmännischen Vereins und gleichzeitig Bergrevierbeamter.

In Leipzig heiratet er Anna Mangelsdorf. Aus der Ehe gehen drei Töchter hervor.

Gothein veröffentlicht "Die Oberschlesische Montanindustrie".

Er ist Bergrevierbeamter in Schlesien.

Gothein erhält den Titel Dr. ing. und wird Bergrat für Bleierz- und Kohlebergbau.

Er ist parteiloser Stadtverordneter in Waldenburg (Schlesien).

1. Oktober: Gothein scheidet aus dem Staatsdienst aus.

Er ist Syndikus der Handelskammer Breslau, hält sich aber hauptsächlich in Berlin auf.

Als Abgeordneter der Freisinnigen Vereinigung ist Gothein Mitglied des preußischen Landtags.

Mit seiner Veröffentlichung "Der deutsche Außenhandel" und mit einer Biografie über Reichskanzler Georg Leo von Caprivi erlangt er Beachtung in politischen Kreisen.
Gothein ist Reichstagsabgeordneter. Er spricht sich gegen den Ausbau der Flotte aus. Den deutschen Flottenbau bezeichnet er als friedensgefährdenden Weltmachtanspruch Deutschlands.

Gothein wird Mitglied der Fortschrittspartei.

Während des Ersten Weltkriegs setzt er sich für eine Reform der Fortschrittspartei ein.

Mit der Veröffentlichung "Das selbständige Polen als Nationalitätenstaat" zieht er Verleumdungen nationalistischer Kreise auf sich.

Er ist Mitbegründer der aus der Fortschrittspartei hervorgehenden linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP).

Gothein wird Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und Schatzminister im Kabinett von Philipp Scheidemann.
20. Juni: Wegen der Bestimmungen über die Kriegsschuld lehnt Gothein den Versailler Vertrag ab. Das Kabinett Scheidemann hält einen dauerhaften Frieden auf Grundlage dieses Vertrags für unmöglich und tritt zurück.

Gothein kritisiert in der Schrift "Warum verloren wir den Krieg?" die deutsche Kriegspolitik und deren expansive Kriegsziele.
Er ist Vorstandsmitglied des "Außenhandelsverbands" und Mitglied des "Vereins für Sozialpolitik".

Gothein gehört nach der Reichstagswahl vom 6. Juni 1920 für die DDP dem Reichstag an.

September: Er wird Vorsitzender des "Vereins zur Abwehr des Antisemitismus".
Nach der Ermordung des früheren Finanzministers und Zentrum-Politikers Matthias Erzberger äußert Gothein in einer Rede auf der Jahrestagung des Vereins seine tiefe Besorgnis über militante und antisemitische Tendenzen rechtsgerichteter Organisationen.

Für das "Berliner Tageblatt" und die Wiener "Neue Freie Presse" arbeitet Gothein als Autor.
Aufgrund seines angegriffenen Gesundheitszustands schränkt er seine politischen Aktivitäten stark ein.

Nach einem Schlaganfall lebt Gothein zurückgezogen in Berlin.

22. März: Georg Gothein stirbt in Berlin.