Karl Valentin 1882-1948

Kabarettist, Komiker, Filmproduzent

  • 1882
    4. Juni: Valentin Ludwig Fey wird als Sohn des Spediteurs Johann Christoph Fey und dessen Ehefrau Maria Johanna (geb. Schatte) in der Münchner Vorstadt Au geboren. Da seine drei älteren Geschwister kurz nach seiner Geburt sterben, wächst er als Einzelkind auf.
  • 1888-1895
    Er besucht die Volksschule, die er nach eigenen Angaben als "Zuchthaus" empfindet.
  • 1895/96
    Besuch einer Privat-Bürgerschule.
  • 1897-1899
    Fey macht eine Schreinerlehre.
  • 1899
    Er lernt Gisela Royes kennen, ein Dienstmädchen im Hause Fey, die er 1911 nach der Geburt der zweiten Tochter heiratet.
    Erster öffentlicher Auftritt als "Vereinshumorist".
  • 1899-1901
    Er arbeitet in mehreren Betrieben als Tischlergeselle.
  • 1902
    Besuch der Münchner Komikerschule Strebel.
    7. Oktober: Während Fey in seinem ersten Gastspiel am Variété Zeughaus in Nürnberg zum ersten Mal unter dem Namen Karl Valentin auftritt, stirbt sein Vater in München.
    Gemeinsam mit seiner Mutter übernimmt Valentin die Leitung der Speditionsfirma Falk & Fey.
  • 1906
    Die bankrotte Speditionsfirma wird verkauft.
    Valentin, Royes und seine Mutter ziehen in deren Heimatstadt Zittau in Sachsen.
  • 1907
    Unter dem Namen Charles Fey geht er mit einem selbstgebauten Musikapparat, dem "Lebenden Orchestrion", auf Tournee. Enttäuscht vom totalen Misserfolg der Tournee, zerstört er das Orchestrion. Mittellos kehrt er nach München zurück.
  • 1907/08
    Valentin schlägt sich in München mit Arbeiten bei einem Gastwirt durch.
  • 1908-1914
    Erste erfolgreiche Auftritte mit seinem Monolog "Das Aquarium". Er bekommt ein Engagement an der Volkssängerbühne im "Frankfurter Hof". Dieses Engagement und gelegentliche Vorstellungen an anderen Bühnen beenden seine finanzielle Not.
    Die Komik des langen, dünnen Valentin lebt vor allem von seiner grotesken Körpersprache, Slapstick-Effekten und dem Spiel mit der Sprache. Die Zielscheibe seiner Witze ist das Publikum oder er selbst. Auf der Bühne wie auch im Alltag lebt er im ständigen Kampf mit der Realität und der Gesellschaft, mit Behörden oder Mitmenschen. In seiner Komik steckt viel Pessimismus und Tragik.
  • 1910
    Die zweite Tochter wird geboren.
  • 1911
    31. Juli: Er heiratet Royes.
    Valentin lernt Elisabeth Wellano (1892-1960) kennen, die später als Liesl Karlstadt seine Bühnenpartnerin wird.
  • 1912/13
    Sein erster erhaltener Stummfilm, "Karl Valentins Hochzeit", ist eine bissige Satire auf die Institution der Ehe.
  • ab 1912/13
    Valentin ist begeistert von dem neuen Medium Film. Trotz anfänglicher technischer Schwierigkeiten dreht er fast 40 meist kurze Filme mit hauptsächlich komischen Inhalten. Oft sind sie Verfilmungen von Bühnensketchen.
  • 1913
    Erster gemeinsamer Auftritt mit Karlstadt in "Das Alpensängerterzett". Ab jetzt ist sie Bühnenpartnerin, Mitarbeiterin und Geliebte des eigenbrötlerischen, kränkelnden und exzentrischen Valentin.
  • 1914
    Die ersten Entwürfe zu dem Bühnenprogramm "Tingeltangel" entstehen, das unter anderem den bekannten Sketch "Die Orchesterprobe" enthält. Insgesamt gibt es fast dreißig Versionen dieses Programms.
  • 1914-1918
    Während des Ersten Weltkriegs gibt er, vom Militärdienst aus gesundheitlichen Gründen freigestellt, über 120 Lazarettvorstellungen. Er schreibt verharmlosende Kriegslieder und Sketche.
  • ab 1915
    Gemeinsam mit Karlstadt tritt er in allen wichtigen Münchner Kabaretts auf.
  • 1915/16
    Er ist Direktor des Kabaretts "Wien-München" in München.
  • 1922
    30. September: Einen Tag nach der erfolgreichen Uraufführung von Bertolt Brechts "Trommeln in der Nacht" parodieren Brecht und Valentin dieses Stück in der Aufführung "Die Rote Zibebe" in den Münchner Kammerspielen.
  • 1922/23
    Brecht und Erich Engel (1891-1966) drehen mit Valentin, Karlstadt und Blandine Ebinger (1899-1993) in den Hauptrollen den surrealistischen Film "Mysterien eines Frisiersalons".
    Erster Auslandsaufenthalt Valentins für Auftritte in Zürich.
  • 1923
    24. Januar: Tod der Mutter.
    Gastspiele in Wien und Zürich.
  • 1924
    September/Oktober: Erstes Gastspiel in Berlin. Die Resonanz ist groß: Alfred Kerr und Kurt Tucholsky schreiben begeistert über ihn. Aufgrund der Bedeutung der "Sprachakrobatik" für Valentins Komik nennt Kerr ihn "Wortzerklauberer".
  • 1926
    Angeblich schlägt er ein Angebot nach Hollywood aus, weil er sich vor der Überfahrt fürchtet.
  • 1928
    Januar/Februar: Gastspiel in Berlin im Kabarett der Komiker. Unter anderem Aufführungen von "Tingeltangel".
  • 1929
    Valentin dreht seinen letzten bekannten Stummfilm "Der Sonderling".
  • 1930
    Erneutes Gastspiel in Berlin.
  • 1931
    2. März: Valentin eröffnet ein eigenes Theater, den Goethe-Saal in der Leopoldstraße in München
    24. April: Wegen der harten Feuerschutzauflagen muss er es wieder schließen. Valentin will trotz Rauchverbots nicht auf einen brennenden Zigarettenstummel in einem Sketch verzichten. Die Auseinandersetzungen mit der Feuerschutzpolizei zerrütten ihn nervlich.
  • 1932
    Valentin wirkt an dem Film "Die verkaufte Braut" mit. Es ist sein erster Tonfilm.
  • 1933
    Verfilmung von "Orchesterprobe".
    Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten steht Valentin dem NS-Regime zwar skeptisch gegenüber, äußert sich politisch aber nicht.
  • 1934
    21. Oktober: Er eröffnet sein "Panoptikum", eine Ausstellung von Gruselexponaten und Nonsens, das unter anderem einen "Hungerturm" und ein Glas Berliner Luft zeigt.
    Dezember: Mit immensem finanziellem Verlust muss er es wieder schließen.
  • 1935
    Das "Panoptikum" wird erneut eröffnet. Auch diesmal ist es nicht rentabel und muss wieder geschlossen werden. Valentin macht Schulden und verliert auch Karlstadts Ersparnisse. Sie erleidet einen Nervenzusammenbruch. Die Zusammenarbeit mit Karlstadt wird für lange Zeit unterbrochen.
  • 1935/36
    November-Januar: Gastspiel in Berlin.
  • 1936
    Zurück in München, drehen Valentin und Karlstadt mit dem Regisseur Jacob Geis (1890-?) den Film "Die Erbschaft", der die Armut eines Ehepaars zeigt, das nichts als einen Kerzenstummel besitzt. Das NS-Regime verbietet den Film wegen "Elendstendenzen". Daraufhin bekommt Valentin kaum mehr Filmangebote. "Die Erbschaft" wird 1976 uraufgeführt.
  • 1938
    Letztes Gastspiel in Berlin.
  • 1939
    Mit seiner neuen Bühnenpartnerin und Geliebten, der 35 Jahre jüngeren Annemarie Fischer, hat Valentin Erfolg mit seiner "Ritterspelunke", einer Mischung aus Theater, Kneipe und Panoptikum.
  • 1940
    Juni: Valentin schließt die "Ritterspelunke" trotz wirtschaftlichen Erfolgs. Zu dieser Entscheidung tragen auch Schwierigkeiten mit NS-Behörden bei, die seinen Requisitenlagerraum plötzlich zum Luftschutzkeller umfunktionieren wollen.
  • 1940-1947
    Keine öffentlichen Auftritte. Er schreibt viele Dialoge und Gedichte, die nie aufgeführt werden.
  • 1941
    Mit seiner Frau und den Kindern verlässt Valentin München. Die Familie zieht in ihr Haus in Planegg bei München. Die Münchner Wohnung wird bei einem Bombenangriff während des Zweiten Weltkriegs zerstört.
  • 1943
    Sein letztes Theaterstück "Familiensorgen" entsteht.
    Verarmt muss er regelmäßig Artikel für die "Münchener Feldpost" schreiben.
  • 1945/46
    Mit dem Verkauf selbsthergestellter Haushaltsartikel versucht Valentin in den Nachkriegsjahren, den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern.
    Der Bayerische Rundfunk stellt die Hörfunkserie "Es dreht sich um Karl Valentin" nach fünf Folgen wegen Hörerprotesten ein: Die Sendung ist dem Publikum zu pessimistisch.
  • 1946
    Anstellung als Depotverwalter. Rundfunk- und Plattenaufnahmen.
  • 1947
    Dezember: Nach jahrelanger Trennung treten Valentin und Karlstadt erstmals wieder gemeinsam auf.
  • 1948
    9. Februar: Durch Unterernährung geschwächt, stirbt Karl Valentin an einer Erkältung.
  • 1959
    Eröffnung eines "Lach-Musäums" mit Teilen seines Nachlasses in München.
  • 1960er
    Wiederentdeckung des Komikers Karl Valentin.
Claudia Prinz
14. September 2014

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