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Ein barockes Prachtgebäude: Das Zeughaus

Das Berliner Zeughaus zählt zu den bedeutendsten Bauten des norddeutschen Barock. Es markiert heute den Beginn der zentralen Straße „Unter den Linden“, die vom Stadtschloss zum Brandenburger Tor führt.

Den Grundstein für das Zeughaus legte 1695 der brandenburgische Kurfürst Friedrich III. – der 1701 als Friedrich I. zum König in Preußen aufstieg. Mit dem Neubau gegenüber dem Schloss waren vier Architekten befasst: Johann Arnold Nering plante den Bau, nach seinem Tod führte Martin Grünberg die Bauleitung fort. Drei Jahre später übernahm sie Andreas Schlüter, der auch die 22 Reliefs mit den Köpfen sterbender Giganten über den Rundbogenfenstern des 40 mal 40 Meter großen Zeughaushofes gestaltete. Der Bildhauer musste jedoch nach einem Teileinsturz des Gebäudes sein Bauamt aufgeben. Sein Nachfolger Jean de Bodt vollendete den Bau 1706, die Innenräume wurden erst 1730 fertiggestellt. Das als Arsenal dienende Gebäude verlieh dem Souveränitätsanspruch des aufstrebenden Kurfürstentums Ausdruck.

Von 1877 bis 1880 ließ Kaiser Wilhelm I. das Zeughaus durch den Architekten Friedrich Hitzig in ein Museum mit einer Ruhmeshalle umbauen. Der Kaiser überwachte persönlich die umfangreichen architektonischen Veränderungen wie die gläserne Überdachung des Innenhofes und den Bau einer Freitreppe. Obwohl ein Großteil der Räume den Ausstellungen vorbehalten war, stand die Ruhmeshalle eindeutig im Mittelpunkt. Ihr aufwendiges Malerei- und Skulpturenprogramm zeigte die preußische Geschichte im Spiegel der Hohenzollern und ihrer Armee.

Nach schweren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Zeughaus ab 1948 unter der Leitung verschiedener Architekten – aufeinander folgten Werner Harting, Otto Haesler zusammen mit dem Maler Karl Völker und schließlich Theodor Voissem – wiederaufgebaut. Die Elemente aus dem 19. Jahrhundert wurden nicht rekonstruiert, auch konnten die originalen Gewölbe im Erdgeschoss nicht erhalten werden. Das gegenüberliegende Schloss der Hohenzollern hatte das SED-Regime 1950 abreißen lassen. An seiner Stelle eröffnete 1976 der Palast der Republik und stellte die Nähe von politischem Machtzentrum und Geschichtsmuseum von Neuem her.

Von 1999 bis 2003, nach der Übernahme des MfDG durch das DHM, erfolgten nach Plänen des Architekten Winfried Brenne die Sanierung und der Umbau des Zeughauses. Im Zuge dieser Arbeiten wurden die Bauplastik und der roséfarbene Fassadenputz der Barockzeit wiederhergestellt. Die Innenräume behielten ihre Gestaltung der Nachkriegszeit bei.

Ein postmodernes Meisterwerk: Der Pei-Bau

Der Pei-Bau ist das erste Werk des chinesisch-amerikanischen Architekten Ieoh Ming Pei in Deutschland. Es wurde 2003 für Wechselausstellungen eröffnet und verfügt über vier Ebenen, womit sich die ursprüngliche Ausstellungsfläche des DHM beträchtlich vergrößerte. Pei ist weltbekannt für seine Museumsbauten, bei denen er in hoher Sensibilität historische Bausubstanz mit zeitgenössischer Gestaltung verbunden hat. So auch bei der 2003 eröffneten Ausstellungshalle für das DHM, das neben der National Gallery of Art in Washington (1978 eröffnet), der Glaspyramide des Musée du Louvre in Paris (1989 eröffnet) und des Miho Museum in der Nähe von Kyōto (1997 eröffnet) zu den ikonischen Beispielen seines Œuvres gehört.

Das städtebauliche Meisterwerk fasziniert durch Transparenz, Licht und Bewegung und schafft eine außergewöhnliche Korrespondenz zwischen dem modernen Bau und dem barocken Zeughaus. Zwischen dem dreieckigen Baukörper des Pei-Baus und dem Zeughaus vermittelt ein gebäudehohes Glasfoyer mit beeindruckenden Perspektiven und räumlichen Verschränkungen. Die beiden Gebäude sind darüber hinaus unterirdisch miteinander verbunden. Zum architektonischen Konzept von Pei gehört zudem die moderne Überdachung des Zeughaushofes mit einer Glas-Stahl-Konstruktion, mit der er die Situation von 1880 aufgreift.

Dr. Thomas Weißbrich und Laura Groschopp