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Die Fifties - Teil 12
Wir sind wieder
wer", diese dem Wirtschaftsminister Ludwig Erhard in den Mund gelegte
Bilanz prägte zu Recht die bundesdeutsche Stimmung und internationale
Wertschätzung zum Ende der 50er Jahre. In diesem ersten Jahrzehnt
schien den Bundesdeutschen fast alles zu gelingen. Kein Politiker in Europa
oder Amerika hatte 1945 Deutschland einen solchen Erfolg in einer so greifbaren
Zukunft vorauszusagen gewagt - im Gegenteil. Allgemein sprach man davon,
daß es drei, bestenfalls zwei Jahrzehnte Aufbauleistung und wirtschaftlicher
Konsolidierung bedürfe, bevor Deutschland die schwersten Kriegsschäden
beseitigt habe. In der Bundesrepublik waren Millionen von neuen Arbeitsplätzen
geschaffen worden. Langlebige Luxusgüter rückten schon seit
1953 in das Blickfeld der Westdeutschen, der erste Nachholbedarf war schon
in den ersten vier Jahren seit der Währungsreform 1948 gedeckt worden.
Schon 1953 zählte man 1,7 Millionen neue Wohnungen. Das Gesellschaftsmodell
der DDR hingegen war bereits 1952/53 wirtschaftlich abgehängt. Trotzdem
verkündete die DDR nach dem 5. Parteitag 1958 - die Westdeutschen
waren gerade im Hula-Hoop-Fieber - den Übergang zur "Vollendung des Sozialismus"
und versprach der Bevölkerung, bis 1961 den Lebensstandard der Bundesrepublik
zu erreichen. Dessen ungeachtet hielt die "Magnetwirkung" des Wirtschaftswunderlands
ununterbrochen an. Trotz der Zuwanderung von über 12 Millionen schloß
die Bundesrepublik mit Italien die ersten Gastarbeiterverträge schon
für das Jahr 1955. Sie rangierte 1959 in der Weltwirtschaft weit vor den
europäischen Nachbarn. Das nicht ungerechtfertigte Selbstbewußtsein
blickte auf eine starke Exportwirtschaft, auf eine erfolgreiche Industrienation,
auf eine atemberaubende Aufbauleistung und auf eine starke Deutsche Mark.
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