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Die Fifties - Teil 3
Am Ende der fünfziger Jahre war
die westdeutsche Bevölkerung noch einmal um fast 8 Millionen auf
55,5 Millionen angestiegen. Die Arbeitslosenquote lag nur noch bei 241
000, gegenüber 2 Millionen im Jahr 1950. Das Bruttosozialprodukt
und die Gesamteinnahmen des Staates hatten sich mehr als verdreifacht.
Das Londoner Schuldenabkommen konnte schon zum Ende der fünfziger
Jahre erfüllt werden. Die Wochenarbeitszeit in der Industrie war
1959 um 2,5 Stunden gesunken, während sich der Stundenlohn verdoppelt
hatte. Die soziale Marktwirtschaft war erfolgreich verankert. Die noch
1950 kriegszerstörte Wirtschaft hatte sich innerhalb eines Jahrzehnts
in Westdeutschland zum beachtlichen Industriestandort entwickelt: "Wohlstand
für alle", die Programmschrift von Ludwig Erhard, war nicht mehr
bloße Verheißung, sondern für einen Großteil der
Bundesbürger erlebte Wirklichkeit geworden. Den legendären Erfolg
ihres Wirtschaftswunders verdankten die Westdeutschen jedoch nicht allein
der Marktwirtschaft. Weltpolitische Einflüsse und wirtschaftspolitische
Maßnahmen begünstigten den Erfolg, sie beförderten eine
tiefgreifende Strukturveränderung und einen Modernisierungsschub
in der westdeutschen Gesellschaft, sie waren die Basis für den Erfolg
der Demokratie. Neben dem Wirtschaftswunder gab es auch das Wunder der
Demokratisierung. Denn neben den extremen Linken und Rechten, der KPD
und SRP (Sozialistische Reichspartei), die schon seit 1952 keine politische
Rolle mehr spielten, gab es die Millionen Vertriebenen, die ihr Recht
auf Heimat zwar moralisch einklagten, aber schon 1950 in ihrer Präambel
auf Gewalt verzichteten und zusicherten, am Aufbau eines friedlichen Europa
mitzuwirken. Das Wirtschaftswunder verhalf ihnen, an dieser Richtschnur
festzuhalten.
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