Einleitung1949


Einführungstext

Auftrag: Kunst

In dem Maße, wie die SED-Führung sich nach dem sowjetischen Vorbild zu richten suchte, wurde auch eine geistige und politische Gleichschaltung der Kunst aller Gattungen betrieben. Um den zu erwartenden Widerstand der Künstler zu brechen, wurde ab 1948 eine sogenannte Formalismus-Debatte "organisiert". An die Stelle der Moderne sollte der "sozialistische Realismus" treten. Die Künstler hatten von nun an Werke zu schaffen, die auf der Grundlage eines platten Naturalismus Harmonie und Optimismus ausstrahlten. "Kunst als Waffe" hieß die Losung. Dies bedeutete, daß die Kunst als Mittel zur Propagierung des stalinistischen Gesellschaftsverständnisses genutzt werden sollte. Nicht zuletzt aus diesem Grunde versuchte die Staatsführung die Künstler ihrer ideologischen und künstlerischen Selbständigkeit zu berauben. Mit dem "Formalismus-Plenum" des ZK der SED (März 1951) verschärfte die SED-Führung diese Auseinandersetzungen noch.

Ein Instrument zur Gleichschaltung der Kunst hatte sich die SED-Führung durch die Möglichkeit geschaffen, Aufträge an Künstler zu vergeben. Im September 1949 war zu diesem Zweck ein Kulturfonds gegründet worden, dessen Kuratorium seit Mai 1950 darüber entschied, welche Künstler zu fördern seien. Unter ihnen befanden sich im wesentlichen Maler und Graphiker der älteren Generation, die streng akademisch arbeiteten und so den Erwartungen noch am ehesten entsprachen, sowie jüngere, die heute zumeist vergessen sind. Vertreter der klassischen Moderne, selbst die Künstler, die in den 20er Jahren in der KPD für eine Politisierung der Kunst eingetreten waren, hatten hingegen kaum eine Chance, Aufträge zu erhalten.

Mit dem "Neuen Kurs" (9. Juni 1953), mit dem die SED-Führung die heraufziehende Katastrophe des 17. Juni noch im letzten Moment abzuwenden suchte, weiteten sich die Spielräume der Künstler und Intellektuellen beträchtlich; auch die Auftragspolitik wurde liberaler. Doch schon Ende 1956, begleitet von Schauprozessen, sahen sich die Künstler neuerlichen Angriffen ausgesetzt. Unter der Ägide des Politbüromitglieds Alfred Kurella wurde ein zweiter Versuch unternommen, die Künstler der DDR auf den "sozialistischen Realismus" festzulegen. Dabei wurde allerdings - im Zuge des sogenannten Bitterfelder Weges - weniger repressiv gegen die Künstler vorgegangen als noch zu Anfang der fünfziger Jahre.

Doch auch dieser Anlauf scheiterte letztlich.

Zu einem nachhaltigen Umschwung kam es aber erst nach dem VIII. Parteitag der SED (1971), auf dem den Künstlern "Weite und Vielfalt" versprochen und in der Folgezeit auch praktiziert wurden. Bei der Auftragsvergabe verschwanden ideologische und formale Vorgaben immer mehr. Besonders nach der Ausbürgerung Wolf Biermanns (1976) und dem Exodus von Künstlern in den Westen rückten künstlerische Fragen immer mehr in der Vordergrund.

 

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