Das Museum der ManufakturwarenNach Abschluß der Arbeiten an der Weltausstellung wurde Cole 1852 Generalintendant eines neu einzurichtenden Staatsministeriums, des Ministeriums für Praktische Kunst, das sich hauptsächlich mit Kunsterziehung beschäftigte. 1853 wurde er zusammen mit Lyon Playfair zum Staatssekretär eines größeren Ministeriums für Wissenschaft und Kunst ernannt. Diese Anstellungen führten zu bedeutenden Reformen, die weitgehend mit Prinz Alberts Auffassungen übereinstimmten. 1853 gab Cole ein Manifest heraus, in der er seine Ziele skizzierte: "1. Allgemeine Grundausbildung in Kunst ...; 2. Fortgeschrittene Ausbildung in Kunst ...; und schließlich, die Anwendung der Prinzipien der Technischen Kunst zur Verbesserung der Manufakturwaren verbunden mit der Einrichtung von Museen, mittels deren alle Klassen dazu angehalten werden können, jene allgemeinen Grundsätze des Geschmacks zu untersuchen, die in den ausgezeichneten Werken aller Zeitalter zu finden sind."14 Während man sich mit Coles Bildungsreformen häufiger beschäftigt hat, soll uns hier der letzte Punkt interessieren. Coles Vision von einem Museum unterschied sich merklich von jenen bereits florierenden nationalen Institutionen, die sich auf den Erwerb großer Sammlungen gründeten: Sir Henry Sloanes Legat von Antiken im Jahre 1753 bildete den Grundstock für das British Museum, während die National Gallery aus Angersteins Sammlung Alter Meister erwuchs. Doch die Kostbarkeiten der Kunstkenner erschlossen sich nur den Gebildeten. Coles Museum dagegen wollte selbst bilden. Als solches stand es Prinz Alberts Vision von Bildungsinstituten in South Kensington recht nahe.
Bereits im Februar 1852 fragte Prinz Albert im Rahmen seiner Planungen für das Grundstück in South Kensington bei Cole an, ob er nicht die Kunstschulen (und ihre Museen) in das Vorhaben zu integrieren bereit wäre, und offerierte Marlborough House, ein leerstehendes königliches Palais in der Londoner Stadtmitte, als vorübergehende Herberge. Hier wurde denn auch Coles erstes kleines Museum, das Museum der Manufakturwaren, eingerichtet. Die Königin wohnte der Eröffnung persönlich bei und lieh dem Museum als Geste ihrer besonderen königlichen Unterstützung eine Sammlung von Spitzen aus Buckingham Palace, zu denen sie selbst die Beschriftungen anfertigte. Später wurde Cole eingeladen, "Buckingham Palace nach Sèvres-Porzellan abzusuchen", das ebenfalls als Leihgabe ausgestellt werden sollte. Er notierte: "Ich entfernte viele Stücke aus den Wandschränken und Schlafzimmern der Hausmädchen, die heute [1884] 1.000 Pfund brächten."15
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