Das Bauwerk, das schließlich in den Jahren 1856/57 auf dem Gelände entstand, war architektonisch von eher enttäuschendem Zuschnitt. Cole mußte sich mit einer temporären Konstruktion aus vorgefertigten Eisenteilen begnügen, die von der Regierung in Auftrag gegeben wurde, während er selbst in Paris den britischen Beitrag zur Pariser Weltausstellung von 1855 koordinierte. Als er zurückkehrte, war der "glücklose Eisenschuppen" bereits im Bau, und Cole befürchtete, daß "die Öffentlichkeit über seine Häßlichkeit und über uns lachen wird".18 Das Gebäude wurde wegen seines industriellen Aussehens vom Volksmund sofort "Brompton Boiler" getauft und war von Anbeginn für die Präsentation von Kunstgegenständen und von Coles sogenannten "Manufakturwaren" relativ ungeeignet. Dank Alberts Fürsprache wurde es am 20. März 1857 durch die Königin persönlich eröffnet, die sich "recht zufrieden über die ganze Einrichtung äußerte".19Da das South Kensington Museum (in Übereinstimmung mit Alberts ursprünglichen Plänen) ausdrücklich der geschmacklichen und gestalterischen Fortbildung der Arbeiterklasse und nicht nur des Bürgertums dienen sollte, stellte seine große Entfernung zu allen bedeutenden Arbeitervierteln ein wichtiges Problem dar. Obwohl man die "belebende" Wirkung des langen Fußmarsches pries, den man benötigte, um das Gelände zu erreichen, wurde das Museum erst mit der Eröffnung der Untergrundbahn 1868 einem breiteren Publikum zugänglich. Verschiedene Innovationen wie die Installation von Gaslampen in den festen Gebäuden des neuen Museums und längere Öffnungszeiten am Abend sollten den Besuch nach der Arbeit erleichtern. Auch andere Neuerungen wie der Vortragssaal, die Bibliothek und das Museumsrestaurant richteten sich an ein breiteres Publikum; ein Besuch im Museum werde, so glaubte Cole, "ein Gegenmittel gegen den Ginpalast bieten".20
Das Innere des "Bromptoner Kesselhauses" erweckte in den 1850er Jahren nicht unbedingt den Eindruck eines Kunstmuseums. Am prominentesten waren die Lehrsammlungen, darunter geographische Materialien und wissenschaftliche Apparaturen, und die Spezialsammlungen an Nahrungsmittelmodellen und Baustoffen. Unter den Ausstellungsstücken befanden sich auch einige Skulpturen, Keramiken, Metallarbeiten und Möbel, und unter der Leitung des brillanten jungen Kunstkenners John Charles Robinson wurden diese Sammlungen der Schönen und Dekorativen Künste rasch erweitert.
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