Cole selbst machte sich Prinz Alberts Programmatik zu eigen und unterstrich die didaktische Mission des neuen Museums: "Durch die richtigen Vorkehrungen kann ein Museum zu einem Lehrinstitut höchsten Ranges gemacht werden. Wenn man es mit Vorlesungen verbindet und durch geeignete Mittel auf den Nutzen und die Anwendungsmöglichkeiten hinweist, wird diese ehemals unverständliche Arena für Müßiggänger zu einem beeindruckenden Lehrsaal für jedermann erhoben."21

Cole bemühte sich um eine endgültige Bebauung des Geländes, um die Prinzipien der Gestaltungsreform, die er in seinen Schriften und Ausstellungen propagierte, in die Praxis umzusetzen. Das erste dieser Bauwerke war eine umfangreiche Galerie, in der John Sheepshanks Legat moderner Malerei untergebracht wurde. Die Außenmauer ist auf einem Aquarell von Anthony Stannus aus dem Jahre 1861 dargestellt (Abb. 3), auf dem auch die Hauptakteure abgebildet sind, die an dieser Phase der Museumsentwicklung beteiligt waren. Im Vordergrund ist Henry Cole zu sehen; in der Gruppe rechter Hand, in die Betrachtung eines maßstabsgetreuen Modells des Denkmals für die Weltausstellung mitsamt Fontäne von John Drury vertieft, erkennt man Prinz Albert (im Jahr seines überraschenden Todes) und Francis Fowke, den königlichen Ingenieur und maßgeblichen Architekten der Museumsbauwerke. Durch Fowkes frühen Tod im Jahr 1862 verlor South Kensington eines seiner wichtigsten Talente. Noch in tiefer Trauer um den im Vorjahr verstorbenen Albert notierte die Königin: "Die Königin ist hierüber wahrhaft tief betrübt. Wieder ist einer der Mitarbeiter an all dem Großen und Guten, das ihr geliebter, angebeteter Gatte anstrebte, von uns genommen worden!"22

Fowkes Meisterwerk ist vermutlich der Vorlesungssaal in italienischem Stil mit Mosaikornamenten und Terrakottasäulen von Godfrey Sykes, der in den 1860er Jahren entstand (Abb. 4). Das Kernstück des Gebäudes ist jedoch der South Court, der kurz nach Alberts Tod gerade rechtzeitig eröffnet wurde, um die Sonderausstellung von Kunstwerken zu beherbergen, die parallel zur Weltausstellung von 1862 stattfand. Von Fowke entworfen und mit einem prachtvollen Interieur von Sykes augestattet, war dieser Gebäudeteil gleichsam ein Denkmal für Prinz Alberts wohlwollende Anteilnahme am Museum. An den Wänden befanden sich Mosaiken berühmter Persönlichkeiten aus der Geschichte der Schönen und Dekorativen Künste, die dem Saal bald den Spitznamen "Kensington Walhalla" einbrachten, darunter Darstellungen von Pisano und Cimabue nach Entwürfen von Frederic Leighton, einem aufstrebenden Maler, dem Albert 1855 sein in der Royal Academy ausgestelltes Bild Cimabues Madonna abgekauft hatte.