Disraeli wußte auch der Königin selbst zu schmeicheln, und es darf als ein Vertrauensbeweis in ihn als Mann wie auch als Politiker angesehen werden, daß sie ihn bei seinem Abschied aus dem Amt im Jahre 1880 um eine Fortführung ihrer Korrespondenz ersuchte: "Sie könnten mir so nützlich sein in meinen Familienangelegenheiten und anderen Dingen und in allgemeinen politischen Fragen."Ein Schlüssel für das Verständnis der ersten, aber auch der späteren Jahre ist die Tatsache, daß Victorias Ehe mit Albert überaus glücklich verlief. Zwar war sie es gewesen, die um seine Hand angehalten hatte, doch akzeptierte sie schon bald seine persönliche Überlegenheit. Seit dem Tag ihrer Hochzeit teilten sie ihr gesamtes Leben. Sie waren ohnehin nah miteinander verwandt. Alberts Vater, der Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha, war der Bruder von Victorias Mutter, der Herzogin von Kent. Ein weiterer Bruder der Herzogin, Leopold, hatte die Tochter Georgs IV., Charlotte, geheiratet, die 1817 starb; Leopold, der sowohl Victorias wie auch Alberts Onkel war, diente beiden in konstitutionellen und familiären Fragen als Leitfigur. Er war es, der Victoria 1838 ermahnte: "Ein jedes Gewerbe will erlernt sein, und das Gewerbe eines konstitutionellen Souveräns, recht ausgeübt, ist eines der schwierigsten." Dasselbe galt auch für das königliche Familienleben: Der Ehe von Victoria und Albert entsprossen neun Kinder, und viele von ihnen gingen dynastische Verbindungen ein, die die britische Monarchie mit den meisten europäischen Fürstenhäusern verknüpften und Victoria schließlich zur "Großmutter Europas" machten. Die Verbindungen des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha reichten in ihren Konsequenzen viel weiter als die Verbindung zum Hause Hannover, die durch Victorias Thronbesteigung gelöst wurde.
Sowohl Zeitgenossen als auch Historiker waren sich der Bedeutung dieser Verbindungen wohl bewußt. 1896 stellte Bischof Randall Davidson, später Erzbischof von Canterbury, Victoria gegenüber fest, daß ihr "persönlicher und familiärer Einfluß auf die Fürstenhäuser Europas in der Geschichte des Christentums ohne Beispiel" sei. Im Hinblick auf die Geschichte der britischen Verfassung und Monarchie ist dieser europäische Aspekt der Heirat zwischen Victoria und Albert jedoch lange nicht so bedeutsam wie die Rolle des königlichen Paars als Vorbild der Nation. Der Herzog von Wellington hatte die beiden Vorgänger und Onkel Victorias noch als "den verdammtesten Mühlstein um den Hals einer jeden Regierung, den man sich vorstellen kann", bezeichnet. "Sie haben zwei Drittel der Adeligen Englands beleidigt, persönlich beleidigt."
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