1873-1876 - Wildschwein-Preßköpfe - Delikatessen vergangener Tage:Eine Erwähnung am Rande verdienen die von Wilhelm I. an drei aufeinanderfolgenden Jahren ab 1873 nach England zu Weihnachten verschenkten Wildschwein-Preßköpfe. Sie waren charakteristisch für ein königliches Naturalgeschenk der Epoche Wilhelms I. 1875 meldete der deutsche Botschafter in London, daß "... die Schweinsköpfe richtig dort eingetroffen und von Ihrer Majestät mit vielem Vergnügen entgegengenommen worden sind."12 Ein Blick in historische Kochbücher erhellt, worum es sich gehandelt hat: eine aus Teilen des Schweinskopfes und anderen Zutaten hergestellte feine Sülze, welche dann in die herauspräparierte, zugenähte Haut der Kopfes eingefüllt und gegart wurde, wobei man aus dekorativen Gründen sehr darauf achtete, die ursprüngliche Kopfform des Keilers wiederherzustellen. "Auf diese Art bereitet, wird sich der gefüllte Wildschweinkopf an einem kalten, trockenen Orte einige Monate gut erhalten. ..."13
Wilhelm II.
Das diffizile Verhältnis zwischen dem englischen und dem preußisch-deutschen Hof verschlechterte sich während Wilhelms II. Regierungszeit zusehends. Dementsprechend war auch das Verhältnis des Kaisers zu Queen Victoria: persönlich bewundernd und später politisch reserviert. Dies beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit. Brachte die Großmutter ihrem Enkel anfänglich noch überwiegend Sympathie entgegen, so stand sie ihm doch schon zu seiner Prinzenzeit auch distanziert gegenüber. In einem Brief an Prinz Wilhelms Mutter 1885 bezeichnete die Queen ihn als "albern, pflichtvergessen und gefühllos" und empfahl für den damals immerhin schon 26jährigen Prinzen "a good skelping", eine ordentliche Tracht Prügel, als Erziehungsmaßnahme.14 Überhaupt wurde die Queen über die Erziehung ihres ersten Enkels von der Kronprinzessin Friedrich in einer regen Korrespondenz auf dem laufenden gehalten, wobei die mütterliche Einschätzung ihrem ältesten Sohn gegenüber überwiegend kritisch war. Die Zuneigung des Kaisers zu seiner Großmutter und das eher schwierige Verhältnis zu seiner Mutter, der "Engländerin", wie sie im wilhelminischen Preußen mit abschätzigem Unterton genannt wurde15, ließen jene oft beschriebene Haßliebe in Wilhelm II. entstehen, die seine Beziehung zu England prägen sollte.
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