Das Bild wurde 1891 von dem Maler Rudolf Wimmer gemalt und zunächst nach Windsor Castle geschickt. Im Jahre 1902 kam es in den Buckingham Palace und ging 1906 in die Bestände der Royal Collection in Osborne House über.21 Auf der Nachbildung eines in die Ornamentik des Rahmens eingearbeiteten Rettungsrings befindet sich als Hinweis auf die kaiserliche Dampfjacht die Inschrift "S.M.S. Hohenzollern". Das Bild zeigt den Kaiser in Lebensgröße, mit einem an den Enden hochgezwirbelten Schnurrbart, in der Uniform eines Admirals der Royal Navy. Er ist auf der Terrasse in Osborne zu sehen, während im Hintergrund Schiffe Salutschüsse abfeuern. Angefertigt wurde das Portrait mit aller Wahrscheinlichkeit nach einer Photographie, die während Wilhelms II. Besuch in Osborne aufgenommen worden war. Denkbar ist auch, daß der Maler Skizzen von Terrasse und Hintergrund gemacht und Wilhelm II. in einigen Sitzungen portraitiert hat.22 Das von Wimmer geforderte Honorar in Höhe von 3.000 Mark wurde aus der kaiserlichen Schatulle beglichen; es handelt sich daher um ein Privatgeschenk, obwohl der Anlaß einen eindeutig offiziellen Charakter hatte.23

Den abgebildeten Säbel eines Marineoffiziers (vgl. Kat.Nr. V/41) erhielt Wilhelm II. einige Monate nach seiner Ernennung als zugehöriges Ehrengeschenk von seinem Onkel, Albert Edward Prince of Wales, zu seinem 31. Geburtstag am 27. Januar 1890. Die 96,5 cm lange, aus Stahl, Fischhaut, feuervergoldetem Messing und geschwärztem Leder gearbeitete Waffe wurde um 1889 bei der Firma Henry Wilkinson in London, Pall Mall, hergestellt. Auf der Klinge finden sich, in Hochätzung ausgeführt, eine Widmung und Ornamente.24 Der Schriftzug auf der Vorderseite der Klinge lautet: "To William II German Emperor and King of Prussia K.G. / Admiral of the Fleet Royal Navy / From His Affectionate and Sincerely Attached Uncle / Albert Edward Prince of Wales / Jany 27th 1890." Der Säbel befindet sich heute in Schloß Huis Doorn in den Niederlanden, dem Exilsitz des deutschen Kaisers.25

Die Verständigung Englands und Deutschlands in der Flottenfrage war nicht von Dauer. Es zeigte sich bald, daß die Flottenpolitik des Kaisers, unterstützt von Caprivi und forciert von Tirpitz, auf Konfrontation angelegt war. Die Ernennung Wilhelms zum englischen Admiral und der darauf folgende Austausch von Geschenken waren also Ausdruck einer kurzen Phase der Annäherung beider Mächte.26 Von solchen politischen Überlegungen unberührt, hat Wilhelm II. seinen militärischen Ehrenrang ernster genommen, als dies wohl von den Engländern beabsichtigt war - selbst bei einfachen Empfängen des englischen Botschafters pflegte er, die Uniform des Admiral of the Fleet anzulegen.27