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Vickys Antipathie gegen die reaktionären
politischen Verhältnisse in Preußen schufen ihr Feinde
bei Hof, in der Aristokratie, der Bürokratie und im Militär.
Die Tatsache, daß ihr viele - nicht zu Unrecht - nachsagten,
sie beherrsche ihren willensschwachen und konfliktscheuen Mann,
demontierte ihr Ansehen noch mehr.Die Bismarcksche Reichseinigung
mit Blut und Eisen verlief anders, als es sich die treue Schülerin
ihres liberalen Vaters wünschte. In zahlreichen Briefen an
ihre Mutter wandte sie sich scharf gegen die von Bismarck vom
Zaune gebrochenen Einigungskriege. Im preußisch-österreichischen
Krieg von 1866 stand Preußen mit dem Großherzogtum
Hessen, in dem ihre Schwester als Großherzogin lebte, im
Krieg. Kaiser Wilhelms I. unerwartete Langlebigkeit und der Kehlkopfkrebs
Friedrichs III. ließen von Prinz Alberts großangelegtem
Plan, Deutschland zu demokratisieren und zum wichtigsten Verbündeten
Großbritanniens zu machen, nichts mehr übrig. Auch
hier erwiesen sich die englischen Ärzte, die den todkranken
Kaiser nicht hatten operieren wollen, als willkommene Sündenböcke
für die konservativen Hofkreise. Während der 99tägigen,
vom Todeskampf überschatteten Herrschaft Friedrichs III.
hatte das Paar keine politischen Visionen und Energien mehr, den
verhaßten, aber offenbar allmächtigen Reichskanzler
doch noch loszuwerden.
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