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Sogar Queen Victoria befand, daß
sie zu hart mit Wilhelm umging.Wilhelm ersehnte sich die Liebe
und Anerkennung seiner Mutter, obwohl er fühlte, daß
er sie niemals gewinnen konnte. In gleicher Weise fühlte
er sich zu seinen englischen Verwandten und zu England hingezogen,
obwohl er zugleich versuchte, sich davon frei zu machen. Er war
dazu erzogen, englisch zu sprechen, England, das er vor 1914 fast
jedes Jahr besuchte, als seine zweite Heimat zu betrachten und
den Lebensstil des englischen Landedelmannes als höchstes
gesellschaftliches Ideal und dem deutschen Dasein als haushoch
überlegen zu akzeptieren. So widersprüchlich wie die
Gefühle seiner englischen Mutter gegenüber waren, die
er ablehnte und deren Bestätigung er doch suchte, waren auch
seine Gefühle für die britische Nation. Im Alter von
vier Jahren fiel der zukünftige Kaiser in England zum ersten
Mal unangenehm auf. Bei der Trauung seines Onkels Edward in der
St. George`s Chapel in Windsor löste er, als ihm die Zeremonie
zu langweilig wurde, einen großen Edelstein vom Griff seines
schottischen Dolches - ein Teil seiner Schottentracht - und schleuderte
ihn quer durch die Kirche. Als seine Onkel, die Prinzen Leopold
und Arthur, einschreiten wollten, bekam er einen Wutanfall, zog
den Dolch und fuchtelte wild damit herum.
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