Edward seinerseits begegnete den Absichten seines Neffen nicht weniger mißtrauisch. Dem Prinzen Ludwig von Battenberg gegenüber bezeichnete er den Kaiser als einen "äußerst tatkräftigen, aber taktlosen, um nicht zu sagen gefährlichen Souverän".74 Als Battenberg berichtete, der Kaiser habe ihm am Tag seiner Landung in Tanger auseinandergesetzt, daß die Welt eines Tages zwischen den Teutonen und den Slaven aufgeteilt werden würde und daß die deutsche Armee "den Weg nach Paris" bereits kenne, war Edwards Geduld am Ende. "Ich betrachte den Zwischenfall in Tanger als einen der boshaftesten & ungerechtfertigtsten Vorfälle, die S.M. D[eutscher] K[aiser] jemals angerichtet hat. Es war eine mutwillige Beleidigung zweier Länder. ... Es war ein typischer Fall von 'Bombastes Furioso'! Ich nehme an, D[eutscher] K[aiser] wird nie herausfinden, wie lächerlich er sich macht, da es ihm nie jemand sagen wird. ... Ich habe mich bemüht, mit ihm auszukommen & werde nominell bis zum Ende mein Bestes tun - aber vertrauen - nie. Er ist durch und durch falsch & der erbittertste Feind, den E[ngland] besitzt!"75

Es wirkt unglaublich, aber Wilhelm scheint tatsächlich der Ansicht gewesen zu sein, daß Großbritannien die deutsche Vorherrschaft auf dem Kontinent und die Tirpitz-Flotte als Mittel zu ihrer Durchsetzung ohne Proteste akzeptieren werde. Bei einem verheerenden Zusammentreffen zwischen dem Kaiser und Edward auf Schloß Friedrichshof im Jahre 1908 weigerte sich Wilhelm, auch nur über eine Verlangsamung der deutschen Flottenaufrüstung zu reden, und drohte Großbritannien für den Fall seiner Einmischung in diese Angelegenheit den Krieg an.76 In seiner Korrespondenz mit britischen Admirälen und in einem "Interview", das im November 1908 im Daily Telegraph erschien, betonte er einmal mehr die Friedlichkeit der deutschen Absichten, doch als man seinen Beteuerungen nicht glaubte, kannte seine Frustration keine Grenzen. "Ihr Volk muß zuerst lernen, mir & meinem Land mit Manieren zu begegnen", schrieb er an die Tochter von Admiral Montagu. "Es ist mir unverständlich, wie sie sich derart gegen den ältesten Enkel ihrer Königin aufführen können, der als letzter ihrer Verwandten auf dem Sterbebett von ihr erkannt und angelächelt wurde & in dessen liebenden Armen sie ihren letzten Atem tat!"77 Voller Verärgerung beschwerte er sich 1910: "Was Ihre politischen Berühmtheiten & sogenannten großen Staatsmänner anbelangt, so kann deren Benehmen gegen mich & mein Land, von hier aus gesehen, nur Erbarmen & Heiterkeit auslösen, denn sie erwecken allesamt den Eindruck als seien sie dem Tollhaus entsprungen!