Dieser Grundsatz sei nichts anderes als der Versuch dieses "Krämervolks", andere Mächte davon abzuhalten, ihre Interessen mit dem Schwert zu verteidigen. Ungläubig stellte er fest, daß im "Endkampf der Slaven und Germanen" die "Angelsachsen auf Seiten der Slaven und Gallier" stünden.82 Im kommenden "Existenzkampf" zwischen den "Germanen" und den "von Romanen (Galliern) unterstützten Slaven", tobte der Kaiser, werde England aus "Neid und Haß gegen Deutschland" und aus "Angst unseres zu groß werdens" auf der Seite der Slaven und Gallier stehen.83 Erzherzog Franz Ferdinand ließ er wissen, Haldanes Äußerung sei "echt Englisch" und "voll Gift und Haß und Neid auf die gute Entwicklung unserer beiden Bündniß und Länder". Die Gleichgewichtspolitik Großbritanniens sei nun "in ihrer nackten Schamlosigkeit" als ein "Ausspielen der Großmächte gegeneinander zum Vortheil Englands" entlarvt.84 Ähnlich schrieb er an Eisendecher: Haldane habe "skrupellos, roh und echt Englisch" erklärt, daß, "falls Deutschland in einen Krieg - zur Unterstützung Österreichs - mit Rußland-Frankreich verwickelt werde, England nicht neutral bleiben, sondern sofort Frankreich beistehen werde"; laut Haldane könne England "nicht dulden, daß Deutschland die Vormacht des Continents werde und der unter seiner Führung sich vereinige!!"85 Dem Grafen Lerchenfeld berichtete er, Haldane habe erklärt, England "könne nicht zulassen, daß Deutschland Frankreich niederwerfe und es dann auf dem Kontinent nur mehr eine Macht gebe, die eine absolute Hegemonie ausübe". Die "germanischen Engländer", rief der entrüstete Kaiser aus, würden daher "mit Franzosen und Russen kämpfen gegen die Stammesgenossen".86 Ballin teilte er mit, Haldane habe erklärt, daß England "eine Niederwerfung Frankreichs durch uns" nicht dulden werde; es könne nicht zulassen, "daß wir eine Vormachtstellung auf dem Kontinent einnähmen, unter der sich der Kontinent einigen könnte".87 Und dem Schweizer Gesandten gegenüber äußerte Wilhelm, Haldane habe erklärt, "daß England es niemals dulden werde, daß Deutschland in Central-Europa eine überwiegende Stellung seinen Grenznachbarn gegenüber übernehmen werde", und stellte die rhetorische Frage: "Ist dies nicht eine impertinente Äußerung, welche an sich einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu England verdienen würde! Ist es nicht unerhört, ... daß diese mit uns durch gemeinsame Abstammung, Religion, civilisatorisches Streben verwandten Anglo-Sachsen sich zum Werkzeug der Slaven hergeben wollen." Österreich und Deutschland, so verkündete der Kaiser weiter, würden die Schaffung eines starken serbischen Staates verhindern, da die vitalen Interessen beider Reiche es verböten, "sich durch einen Slavenring ... umkreisen zu lassen". Und dunkel drohend fügte er hinzu: "Wenn diese Frage ... durch die Diplomatie nicht gelöst werden kann, so werden die Waffen entscheiden. Die Lösung kann aufgeschoben werden", meinte der Kaiser. "Die Frage selbst wird aber in 1 oder 2 [Jahren] wieder auftreten."88
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