Die Spezialisierung der Kronprinzessin auf die Portrait- und Stillebenmalerei ist als etwas Besonderes empfunden worden. Man hat dies aus ihrer Neugierde am Menschen, ihrer Anhänglichkeit an die mit ihr persönlich verbundenen Personen erklären wollen. Ihre Kollektion von englischen Portraits, beginnend in der Spätrenaissance über die Blütezeit der englischen Malerei im 18. und frühen 19. Jahrhundert mit Reynolds und Lawrence und endend in der eigenen Zeit, gehört zu den für die Kronprinzessin typischen Demonstrationen ihrer Herkunft. Es ist bezeichnend, daß sie versucht, die englischen Vorfahren ihrer Familie, also auch der Stuarts, von den Anfängen der Dynastie bis zu ihrem Erlöschen, und das Weiterleben in den Hannoveranern mit System vorzuführen. Es gelingt ihr auch vollständig. Was nicht in der Malerei erreichbar ist, wird durch die Skulptur, durch Medaillen oder Miniaturen von hoher Qualität belegt. Dabei geht sie klug und sparsam vor. Dort allerdings, wo sich Werke von berühmten Malern aus den verschiedensten nicht unbedingt realen Gründen greifbar nahe erweisen wie bei den beiden Portraits von Bronzino und Rubens in der Winterhalter-Sammlung, wird so lange gedrängt und verhandelt, bis der greise Künstler sich dazu bereit erklärt, nach seinem und seines Bruders Tode ein Vorkaufsrecht einzuräumen.18Die Vorliebe für die Stillebenmalerei ist zunächst wohl auch aus einer zunächst aus der engeren Häuslichkeit entwickelten Wahrnehmung der Dinge und Sachen, die sie umgeben und sich als unbewegliche Modelle für ihre Tätigkeit als Malerin anbieten, zu verstehen. Unter ihren Skizzen sind sehr zahlreiche Einzelgegenstände genauestens erfaßt, auch die umgebenden Räume werden gern mitgeschildert. Die Reisen, etwa in die Niederlande und nach Italien, das Auge für das Kunstgewerbe bringen die Kronprinzessin dazu, auch für solche Arrangements von Objekten einen Sinn zu entwickeln. Zudem eignen sich derartige Objekte vorzüglich zur Dekoration von Speisezimmern. Andere dienen zur Auflockerung der Portraits in den Sammlungszimmern, und eine dritte Kategorie füllt als feste Dekorationsstücke die Sopraportenrahmen in den Gesellschaftsräumen.
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