Angeli ist geradezu ein Proteus in der Malerei: In seiner Kunst vereinigen sich alle Zeitstile der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Makart über Böcklin, Kaulbach bis Winterhalter. Dies wohl wird ihn vor allem dazu prädestiniert haben, am englischen wie am preußischen Hof gleichermaßen zu reüssieren. Die Kronprinzessin, dann aber auch die verwitwete Kaiserin wird ihn zu zahlreichen Portraits ihrer Familie anregen. Für ein Hauptwerk, das lebensgroße Sitzportrait der Kaiserin Friedrich als Witwe (vgl. Kat.Nr. IV/1), ist ein besonderer Ehrenplatz bestimmt. Zusammen mit den Bildnissen der Vorgängerinnen Victorias als preußische Königinnen wird es als Kaminstück das von Ernst Eberhard von Ihne neugestaltete "Königin-Zimmer" im Stadtschloß schmücken.5 Die Vorarbeit, ein Kniestück von 1889, behält die Kaiserin für sich und hängt sie in ihren Privaträumen im Schloß Friedrichshof auf.

Ihre Neigung zur Vergegenwärtigung des Menschen bringt Victoria dazu, zahlreiche Bildnisse ihrer Verwandten, der Kinder vor allem, zu zeichnen und zu malen, sich der lebenden menschlichen Gestalt auch in Form von genrehaften Bildern der Menschen in den von ihr bereisten Ländern zu nähern. Und eines der Hauptstandbeine ihrer Gemäldesammlungen wird eine sehr sorgfältig kalkulierte Portraitsammlung durch alle Jahrhunderte sein.

Die Vorliebe für eine zweite Malereigattung, die Landschaftsmalerei, erwächst ebenfalls aus der eigenen künstlerischen Praxis. Auch hier sind es die "Landschaftsportraits", die sie selbst auf ihren zahlreichen Reisen, nach England zur Mutter wie auch auf den Kunstreisen nach Italien, in Aquarelltechnik, vereinzelt aber auch in Öl, anfertigt. Auch hierfür hat sie zunächst Lehrer, die sie schon in England auf die Besonderheit der Landschaftsdarstellung verwiesen haben, dann ist es aber auch wieder der Umgang mit den Künstlern selbst, vor allem in Berlin, der sie, ehrgeizig wie sie ist, zum Mithalten auffordert. Von den von ihr geschätzten Landschaftsmalern wie Christian Wilberg und Ascan Lutteroth hat sie auch einige Gemälde erworben und auch im Schloß Friedrichshof noch gehängt.