An der zunehmend in Berlin zur Zeit der Reichsgründung an Bedeutung gewinnenden "allegorischen" und "historischen" Malerei scheint sie nur wenig Interesse gehabt zu haben, im Unterschied zu ihrem Mann, der, vielfach Gegenstand dieser neueren Historienmalerei, den propagandistischen, erhebenden, dem Augenblick Dauer verleihenden Aspekt solcher Werke durchaus schätzte. Dies verwundert um so mehr, als sie mit dem Hauptmeister der akademischen Malerei, dem Historienmaler Anton von Werner, der sich als der Hofmaler des Kronprinzen sieht, engen persönlichen Kontakt pflegte und sogar Patin seiner Tochter war. Als ein Perfektionist und akademischer "Arbeiter", der sich auch durch Artikel in Zeitungen gern in das künstlerische Geschehen einmengte, schätzte Werner ihre Aufgeschlossenheit für die Künste und ihre Beobachtungsgabe höher ein als ihr Können als Malerin, wie er es in einem ihr Talent verteidigenden Leserbrief in der Gartenlaube kundtut.6 Sie hat sich dafür "gerächt", indem sie nur sehr wenige Werke seiner Hand, die zudem eher als Geschenke an sie gelangt waren, in ihre Friedrichshofer Sammlung aufnimmt. Mit Respekt vor solchen "Könnern" hat sie sich im Hauptmetier dieser Maler erst gar nicht versucht, ihre Grenzen selbst erkannt. Auch zu Adolph von Menzel als dem "Geschichtsmaler" scheint sie - anders als ihr Sohn - kein Verhältnis entwickelt zu haben: Einige wenige Zeichnungen aus ihrer Sammlung sind erhalten geblieben, zwei "historische" Portraits des frühen Menzel, Friedrich den Großen und seine Schwester Wilhelmine darstellend, hatte sie von Ferdinand Robert-Tornow geerbt, sie sind leider in den 1930er Jahren verkauft worden.7 Am schönsten kann ein großes von Menzel 1861 gezeichnetes virtuoses Blatt, das Aufnahmediplom für die Kronprinzessin in ihr Leibhusaren-Regiment in Potsdam, illustrieren, wie heiter und unprätentiös der Umgang des Kronprinzenpaars mit allen, selbst den militärischen Institutionen ist und wie gerade diese gewinnende Art auf die Umgebung gewirkt haben muß.8 Die Historienbilder der neueren englischen und preußisch-deutschen Geschichte mit ihren Massenszenen, möglichst im verkleinerten Format oder im Stich, waren in ihren Räumen dennoch vertreten, wobei auch hier das Interesse an der Schilderung ihr bekannter Menschen in besonderen Funktionen - zu Krönung, Heirats- und Taufakten -, also das Ereignisbild, Vorrang hat.