Nachdem an Stelle ihres liberalen Parteigängers Lord Melbourne der Tory Sir Robert Peel mit der Regierungsbildung beauftragt worden war, weigerte sich Victoria, einige liberale Hofdamen ihres Haushalts durch Konservative zu ersetzen. Peel zog daraufhin seine Anwartschaft auf das Premierministeramt zurück, und Melbourne blieb weitere zwei Jahre im Amt. Viele sahen Victorias Verhalten als eine unangebrachte Einmischung in die Besetzung politischer Ämter an, und The Globe schrieb am 17. Mai 1839: "Die Königin hat nicht die geistige Souveränität bewiesen, die eines britischen Monarchen würdig ist. Sie ist noch nicht reif für dieses edle Amt."

Angesichts derart gravierender Vorwürfe beschworen die Oberflächlichkeit und mangelnde Substanz von Victorias frühen Portraits lediglich den Eindruck jener Leichtlebigkeit herauf, der an ihre bedauerlichen Vorgänger erinnerte. Doch zu Victorias Vorteil kreierten ihre Künstler schon bald ein neues Bild, das die öffentliche Aufmerksamkeit erfolgreich von ihren zweifelhaften politischen Verdiensten ablenkte und statt dessen die Bewunderung für ihr augenscheinlich musterhaftes Privatleben zu kultivieren begann.

Die häusliche Herrscherin

Die hingebungsvolle Häuslichkeit, die Victoria während der zweiten Phase ihrer Regierungszeit - von der Heirat mit Albert 1840 bis zu seinem Tod 1861 - sowohl in ihrer Lebensführung wie auch in ihren Portraits zur Schau stellte, machte sie in den Augen ihrer Untertanen zu einem Muster an Wohlanständigkeit und würdigen Vorbild. Als Mutter von neun Kindern und Gattin des Prinzen Albert schien Victoria ihre häuslichen Pflichten ernst zu nehmen. Selten sah man sie für längere Zeit ohne ihre Familie. Statt an dem ausgelassenen Leben der adeligen Kreise teilzunehmen, genossen sie und Albert die stillen Freuden des Familienlebens und zogen sich am liebsten auf ihre Landsitze Osborne House auf der Isle of Wight und Balmoral in Schottland zurück.