Tatsächlich erreichte die Debatte um die Abschaffung der Monarchie 1871 mit der Ausrufung der Dritten Republik in Frankreich, die den Republikanern in Großbritannien neuen Mut machte, einen neuen Höhepunkt. Doch ironischerweise begann man sich zugleich vermehrt mit dem Britischen Empire und der Rolle der Krone als Symbol der imperialen Einheit und Stärke zu beschäftigen. John M. MacKenzie beschreibt in seiner Untersuchung zur Funktion der Propaganda bei der Manipulation der öffentlichen Meinung zugunsten des British Empire das Aufkommen eines imperialen Kults, der "die Königin flugs von einer verdrießlichen Monarchin in eine Matriarchin des Weltreichs verwandelte". Dieser Imagewandel wurde durch die Erhebung Victorias zur Kaiserin von Indien im Jahre 1876 besiegelt.

Die Königin als Kaiserin

Die Erhebung Victorias zur Kaiserin von Indien war das Fanal ihrer Rückkehr ins öffentliche Leben und in die Vorstellungswelt einer Öffentlichkeit, die der Königin bereitwillig einen quasi göttlichen Status verlieh und sie zum Symbol der Nation erhob. So wurde zum Beispiel 1878 in der Zeitschrift Scribner's die Geschichte ihrer gesamten Regierungszeit umgeschrieben, indem man bestimmte Attribute der Königin überhöhte und ihre Schwächen verharmloste: "Wir kennen sie nicht nur als Monarchin einer so außergewöhnlich langen, erfolgreichen und glanzvollen Regierungszeit, daß man bereits vom viktorianischen Zeitalter spricht ..., sondern auch als umsichtige, gute Frau, als Haupt eines vorbildlichen englischen Heims; sie besitzt den Willen zu regieren, und doch die Klugheit, so wenig zu regieren wie möglich; selbst inmitten der Isolation ihrer Witwenschaft erfüllte sie treu jede ihr obliegende Pflicht; ihre Intelligenz und Erfahrung im Umgang mit ihrem Kabinett kann sich mit jedem ihrer Berater messen; sie besitzt ein ganz einzigartiges persönlichen Wesen, voller weiblicher Freundlichkeit, Mitgefühl und Schlichtheit und so wenig durch den blanken Prunk ihrer Stellung zu bestechen, daß sie sich dem Blick des Hofstaats und dem Starren der Menge entzieht und nach Ausführung ihrer Tätigkeiten als Souverän für sich das Privileg des erneuten Rückzugs in die Privatheit ihres weiblichen Herzens in Anspruch nimmt."