Otto Schönstein und die Bedeutung seines Raumbild-Verlags

Zum Abschluss stellt sich die Frage: Was war dieser Otto Schönstein eigentlich für ein Mensch und welche Bedeutung kommt seinem Wirken zu? Was veranlasste ihn, Anfang der 1930er Jahre seinen bisherigen Beruf als Textilkaufmann aufzugeben, das elterliche Anwesen in Nürnberg zu verkaufen und sein gesamtes Vermögen in die Gründung eines Verlages für stereoskopische Bilder und Literatur zu stecken, obwohl er keine Ahnung vom Verlagswesen hatte? /114/

Es muss wohl eine Art Besessenheit gewesen sein, mit der er missionarisch das Ziel verfolgte, der Stereoskopie, für die es bis dahin kaum Publikationsmöglichkeiten gab, auf dem Zeitschriften- und Buchmarkt zum Durchbruch zu verhelfen. Er ließ sich dabei von nichts und niemandem abschrecken. So hatte es im Vorfeld und zu Beginn seiner Zeitschriften-Gründung bereits ernst zu nehmende Warnungen aus Kreisen der Kamera-Industrie gegeben.

Die Voigtländer AG beispielsweise schrieb ihm im Oktober 1934, als er sich an sie mit der Bitte um Insertion für seine zukünftige Zeitschrift gewandt hatte, nicht nur, dass sie dafür keine Mittel hätte, sondern sie führte weiter aus: "… nicht verschweigen, daß wir glauben, daß Sie die Lage etwas zu optimistisch beurteilen, weil der Kreis der Stereoskopiker nicht allzu groß ist … halten es für unsere Pflicht, Sie auf die Schwierigkeiten, die der Gründung einer solchen Zeitschrift entgegenstehen, hinzuweisen". /115/ Ähnlich argumentierte die literarische Abteilung der Zeiss Ikon AG wenige Monate später, als sie das erste Heft der Zeitschrift erhalten hatte: "… nicht verschweigen, daß nach unseren Erfahrungen bisher alle Bemühungen, die Stereo-Photographie in weite Kreise zu tragen, an der Indolenz und der Bequemlichkeit der weitaus größten Mehrzahl der Amateure gescheitert sind". /116/

Und sie behielten Recht, die warnenden Stimmen. Wie weiter oben ausgeführt, war Schönstein bereits 1937 finanziell am Ende, musste seine Zeitschrift einstellen und das Beteiligungs-Angebot Heinrich Hoffmanns annehmen, das sich im Nachhinein als Danaergeschenk entpuppte. Er unterwarf sich weitgehend dessen Forderungen, nur um sein Unternehmen oder, besser gesagt, seine Idee zu retten.

Bereits 1933 war Otto Schönstein der NSDAP beigetreten, /117/ nicht aus Überzeugung, sondern weil er, wohl nicht ganz zu Unrecht, annahm, dass dies für die Genehmigung seiner Verlagsgründung förderlich wäre. Diese Mitgliedschaft und die Verbindung zu Heinrich Hoffmann ließen ihn nach 1945 in die Mühlen der Entnazifizierungs-Maschinerie geraten.

   
     
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