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Das Herausstechende an "Das Raumbild" war die Beilage von zwölf Stereo-Bildpaaren je Heft im Format 6 x 13 cm. Sie wurden als Bromsilberabzüge hergestellt - das heißt, sie waren echte Schwarz-Weiß-Fotos, "echte Fotokopien", wie sie damals bezeichnet wurden - und zu jeweils drei Stück auf ein Blatt Fotopapier 13 x 18 cm kopiert. Auf diese Weise wurde eine außerordentlich gute Bildqualität erreicht. Bei der Betrachtung mit dem (vergrößernden) Linsenstereoskop störte so vor allem kein mitvergrößertes Druckraster. Dazu kam eine ausgezeichnete Bildschärfe, denn, wie bereits erwähnt, wurden die Aufnahmen, wie auch für die späteren Verlagswerke, fast ausschließlich mit Stereo-Kameras für das Format 6 x 13 cm gemacht, das heißt, die Bilder waren Kontaktabzüge.

Unabhängig von der Zeitschrift produzierte Schönstein 1936 eine Reihe von Raumbild-Serien zu je zehn Bildern, und zwar vom Münchner Karneval (sic!) und von den Olympischen Winterspielen. Das scheint aber eine kurzfristige Aktion gewesen zu sein, denn die Anzeige mit deren Ankündigung erschien nur ein einziges Mal, /69/ und es konnten bisher auch noch keine Exemplare dieser Serien nachgewiesen werden. Zunächst erschien "Das Raumbild" drei Jahre lang, von 1935 bis 1937. Dann wurde es mit dem Dezember-Heft von 1937 eingestellt. Es war von Anfang an ein Zuschuss-Objekt gewesen, das Schönstein als Verleger einen monatlichen Verlust von bis zu 3.000,- RM bescherte. /70/ Auch wenn in dem Abschiedsheft dies als Grund für die Einstellung nicht genannt wurde, so ist ziemlich sicher, dass die mangelnde Nachfrage und die dadurch aufgelaufenen Verluste der Hauptgrund waren. Doch schon nach wenigen Monaten, im April 1938, erschien "Das Raumbild" neu. Es kam zwar im gleichen Verlag heraus, doch jetzt war Heinrich Hoffmann, der unterdessen ja stiller Gesellschafter des Verlags war, der Herausgeber, und zwar "unter Mitwirkung von Reichshauptstellenleiter Henrich Hansen". Schönstein fungierte nur noch als Verleger. Die Zeitschrift hatte zudem den Untertitel "Stereoskopisches Magazin für Zeit und Raum" (Abb. 18) bekommen. Es sollte nunmehr ein "Neues Raumbild" ohne wissenschaftliche Aufsätze werden. Im Vorwort zu dem ersten neuen Heft fand sich dann unter der Überschrift "Was wir wollen" unter anderem, welche Themen im Vordergrund stehen sollten: "Länder- und Völkerkunde, Geschichte, Kunstgeschichte, Bauwesen, Baustile, Sport, Wehrmacht, Schiffahrt, Fliegerei und Segelflug, Pflanzen und Blumen, Kristalle, Tiere, Himmelskunde, Rassenkunde, Trachten usf. und endlich das jeweils Aktuelle aus der Zeitgeschichte der Gegenwart." /71/ In der Folge begegnete man auch Beiträgen wie "Heimkehr ins Reich", "Der erste Nationalfeiertag in Großdeutschland", "Der Führer besucht den Raumbild-Verlag" und Bildern von der "Legion Condor" ebenso wie von "Entarteter Kunst". "Das Raumbild" war somit wie viele andere Periodika zu dieser Zeit fest in die Propaganda des "Dritten Reiches" eingebunden. Auch äußerlich hatte es sich gewandelt. Das Format wurde von DIN A4 auf DIN A5 verkleinert. Geblieben war jedoch die Beilage von jeweils zwölf Raumbildern auf vier 13 x 18 cm großen Blättern Fotopapier. Es kamen allerdings nur noch zwei Jahrgänge mit je neun Heften heraus (von April 1938 bis September 1939). Mit Kriegsausbruch musste das Erscheinen eingestellt werden.

   
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