Sammlungen des Deutschen Historischen Museums

• Titel: Gardine mit einer Darstellung der Kaiserproklamation nach Anton von Werner
• Herkunft: England, vermutlich Richard Birkin, Kimberley
• Datierung: um 1900
• Material: Baumwolle; Maschinenspitze
• Größe: L: 337 cm, B: 164 cm
• Inventar-Nr.: KT 94/410

Zentrales Motiv ist die Proklamierung des Deutschen Kaiserreiches im Spiegelsaal von Versailles am 18. Januar 1871, eine Adaption des Hauptwerks des Historienmalers Anton von Werner (1843-1915) in der Gemäldefassung von 1885, die Fürst Bismarck zu seinem 70. Geburtstag von Kaiser Wilhelm I. geschenkt bekam.

Auf dem Vorhang spitzt sich die „staatspolitische Botschaft“ des Gemäldes zu. Sein Motiv wurde reduziert und hebt noch stärker das Machtstreben und den Führungsanspruch Preußens im Deutschen Reich hervor. Der Kaiser erscheint nicht als „primus inter pares“, sondern Seite an Seite mit Kronprinz und Großherzog in preußischen Uniformen als preußischer Herrscher.

Die Szene ist auch als Huldigung an den Reichskanzler aufzufassen. Bismarck wirkt mit seinem breiten Stand raumeinnehmend. Die beiden erhobenen Helme der Generäle von Moltke (rechts) und von Hartmann (links) rahmen ihn gebührend vor dem Hintergrund des Spiegelbogens ein. War er es doch, der durch seine geschickte diplomatische Verhandlungspolitik dieses Ereignis wesentlich gefördert hat.

Das Motiv legt nahe, daß die Spitze als Serie zu einem der vielen patriotischen Feste und Jubiläen während der Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. produziert wurde. Möglicherweise handelte es sich um einen Auftrag an die Spitzenindustrie zum 25. Jahrestag der Kaiserproklamation 1896. Als Vorlage für die Herstellung diente vermutlich eine Reproduktion.