Jenseits von Schwarz-Weiß: Die Farben von Nachkriegsausstellungen entdecken

Kurz vor der Eröffnung unserer Ausstellung „Gewalt ausstellen: Erste Ausstellungen zur NS-Besatzung in Europa, 1945-1948″ im Deutschen Historischen Museum antwortete eine Freundin auf meine Einladung, dass sie nicht kommen könne. Der Grund war nicht das Thema – Nachkriegsausstellungen über die deutsche Besatzung Europas –, sondern die Tatsache, dass in der Ausstellung Schwarz-Weiß-Fotografien und -Filme gezeigt werden. „Sie versetzen mich immer in eine depressive Stimmung“, sagte sie, „egal, was darauf zu sehen ist.“ Für sie ist Schwarz-Weiß-Bildmaterial also mehr als nur ein visueller Stil. Es ruft augenblicklich den Zweiten Weltkrieg und die Shoah hervor, denn so hat sie diese Ereignisse in der Schule zum ersten Mal kennengelernt: durch Schwarz-Weiß-Fotografien. Ihre Reaktion mag auf den ersten Blick überraschen, verweist jedoch auf etwas Tieferliegendes – auf die emotionale Kraft visueller Codes bei der Gestaltung unserer Erinnerung an die Vergangenheit.