Friedrich List 1789-1846

Nationalökonom, Politiker, Publizist

  • 1789

    6. August: Daniel Friedrich List wird als achtes Kind des Weißgerbers Johannes List und dessen Ehefrau Maria Magdalena (geb. Schäfer) in Reutlingen (Württemberg) geboren.
    Er wächst in einem wohlhabenden Elternhaus auf.

  • 1798-1804

    Besuch der Lateinschule in Reutlingen.

  • 1804/05

    Gerberlehre im väterlichen Betrieb, die er vorzeitig abbricht.

  • 1805

    Beginn einer Stadtschreiberlehre in Blaubeuren.

  • 1808

    Laufbahnprüfung beim Königlichen Finanzdepartement in Stuttgart.

  • ab 1808

    Tätigkeit als Stadt- beziehungsweise Amtssubstitut [examinierter Schreiber] in Blaubeuren, Schelklingen, Wiblingen und Ulm.

  • 1811

    Als Abteilungsleiter des Stadtschreibers von Ulm verfasst List einen Plan zur Neuordnung des Steuerwesens.
    Öffentlicher Schreiber beim Oberamt in Tübingen, wo er nebenbei Vorlesungen an der Universität zu Staatsrecht, Zivilprozessrecht und Verwaltungswesen besucht.

  • 1814-1816

    Nach sehr gutem Examen zum Aktuar [Schriftführer] bleibt List zunächst ohne Festanstellung und beschäftigt sich mit politischen Fragen. Er lehnt die durch König Friedrich I. von Württemberg (1754-1816) oktroyierte Verfassung ab und reicht in seiner „Sulzer Adresse“ ein 10-Punkte-Programm für wirtschaftliche Reformen beim Landtag ein.

  • 1816

    5.Mai: Beamteter Rechnungsrat in Reutlingen.
    Als Mitherausgeber der Zeitschrift „Württembergisches Archiv“ Veröffentlichung liberaler Gedanken zur Modernisierung der heimischen Wirtschaft.

  • 1817

    Auf Initiative des württembergischen Kultusministers Karl August Freiherr von Wangenheim (1773-1850) Berufung zum Professor der Staatsverwaltungspraxis an der neuen Staatswirtschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen. Trotz wenig Resonanz der Vorlesungen muss List sich aufgrund seiner staatskritischen Reformvorschläge häufig vor der Regierung verantworten.

  • 1817-1819

    Reisen auch in die angrenzenden deutschen Staaten zur Verbreitung seiner Ideen über eine Reformierung der Wirtschaft. In verschiedenen Zeitungen spricht sich List insbesondere für die Aufhebung der innerdeutschen Zollgrenzen aus. Zusammen mit 70 Kaufleuten und Fabrikanten reicht er eine entsprechende Bittschrift an die Deutsche Bundesversammlung ein und wird Mitgründer des „Deutschen Handels- und Gewerbevereins“ in Frankfurt am Main.

  • 1818

    19. Februar: Ehe mit der Witwe Karoline Neidhard (geb. Seybold).

  • 1819

    1.Mai: Nach zunehmender Kritik durch die württembergische Regierung freiwilliger Verzicht auf seine Professorenstelle. Umfangreiche Agitation für seinen Verein vor allem in den süddeutschen Staaten.
    5.Juli: Wahl zum Abgeordneten der württembergischen Ständeversammlung.

  • ab 1822

    Wegen der „Reutlinger Petition“, einer Beschwerde seiner Wähler über die ungerechte Behandlung durch königliche Beamte, polizeiliches Verfahren mit dem Vorwurf der Staats- und Majestätsbeleidigung gegen List. In Folge dessen Ausschluss aus der Ständekammer und Verurteilung zu zehn Monaten Festungshaft wegen Verleumdung und Verstoßes gegen das Gesetz über die Pressefreiheit.
    Flucht nach Paris. Auf Anregung des Liberalen Marquis de La Fayette (1757-1834) entstehen Pläne für ein Leben in Amerika.

  • 1824

    6. August: Rückkehr aus dem Exil und Haft auf der Festung Hohenasperg bei Ludwigsburg. Da er auf die württembergische Staatsbürgerschaft verzichtet und in die USA auszuwandern verspricht, wird seine Haftzeit auf fünf Monate verkürzt.

  • 1825

    List emigriert mit seiner Familie nach New York, wo er unter Vermittlung La Fayettes rasch Kontakte zu Geschäftswelt und Politik knüpft.

  • 1825-1831

    Erfolgreiche Geschäfte als Farmer bei Harrisburg (Virginia) und Betreiber einer Kohlegrube in Pennsylvania. Für den Kohletransport an die Küste entwickelt List Pläne einer eigenen Eisenbahngesellschaft. Außerdem gibt er die deutschsprachige Zeitung „Der Unpartheyische Reading Adler“ mit Artikeln für eine amerikanische Schutzzollpolitik durch den Staat heraus, zu deren Wortführer er wird. In der Schrift „Outlines of American Political Economy“ legt List diese Vorstellungen genau dar.

  • 1830

    Verleihung der US-Staatsbürgerschaft und Ernennung zum Konsul für Vereinigten Staaten in Frankreich durch US-Präsident Andrew Jackson (1767-1845).

  • 1832

    List wird US-Generalkonsul in Baden und kehrt mit seiner Familie nach Deutschland zurück.

  • 1832-1839

    Zahlreiche Modernisierungsvorschläge für die deutschen Staaten, unter anderem zum Aufbau eines flächendeckenden Verkehrsnetzes aus Eisenbahnstrecken, Straßen und Kanälen. List begrüßt den Deutschen Zollverein, propagiert aber dessen Erweiterung sowie den Aufbau von Aktiengesellschaften für Großprojekte.
    Bau der Eisenbahnstrecke Leipzig-Dresden auf seine Initiative hin. Aufgrund der klaren Befürwortung der ökonomischen Einheit Deutschlands als nötige Bedingung für eine politische ist er in der Politik unbeliebt und findet für seine Pläne kein Gehör.

  • 1833

    Konsul in Leipzig. List wirbt für Modernisierungsideen beim König Clemens Theodor Anton von Sachsen (1755-1836) und im Bürgertum.

  • 1837

    Nach dem gescheiterten Versuch, die Staatsbürgerschaft wiederzuerlangen, und wegen politischer Anfeindungen von Regierungsseite erneute Emigration nach Paris, wo er die Schrift „Das natürliche System der Politischen Ökonomie“ fertigstellt.

  • 1841

    In seinem Hauptwerk „Das nationale System der Politischen Ökonomie“ verwirft er klassische Freihandelsvorstellungen von Volkswirtschaft und propagiert eine Stufentheorie zur nachholenden nationalen ökonomischen Entwicklung. Danach muss eine Nation sowohl die Agrarwirtschaft gekoppelt an die spätere Industrie zunächst mittels Schutzzöllen aus eigenen Kräften entwickeln, bis diese stark genug ist. Besonderen Stellenwert besitzen nach der Theorie die potentiellen produktiven Ressourcen eines Landes, die bedeutender sind als bereits erwirtschafteter Reichtum.
    Verlegung des Wohnsitzes nach Augsburg.

  • ab 1843

    Herausgabe der vom Verband Württembergischer Unternehmer unterstützten Zeitschrift „Das Zollvereinsblatt“, in dem List ökonomische Konzepte für zahlreiche deutsche Staaten verbreitet.

  • 1846

    Die ungenügende Würdigung seiner Ideen, insbesondere von der deutsch-englischen Kooperation in Wirtschaftsfragen, sowie finanzielle Probleme machen List zu schaffen. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechtert sich.
    30. November: Friedrich List nimmt sich in Kufstein das Leben.

Dorlis Blume, Christian Sprenger
26. Juli 2023

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