Johann Hinrich Wichern 1808-1881

Theologe und Sozialreformer

  • 1808
    21. April: Johann Hinrich Wichern wird als ältester Sohn des Notars Johann Hinrich Wichern Senior und dessen Frau Caroline Maria Elisabeth (geb. Wittstock) in Hamburg geboren.
  • 1814
    Aufgrund der Kampfhandlungen im Zuge der Befreiungskriege gegen Napoleon flieht die Familie für ein halbes Jahr aus Hamburg.
  • 1818-1826
    Nach dem Besuch einer Privatschule erhält Wichern Unterricht am humanistischen Gymnasium "Johanneum" in Hamburg.
  • 1823
    Tod des Vaters. Er muss sich als ältester Sohn um den Lebensunterhalt der Familie kümmern. Zu diesem Zweck beginnt er Nachhilfeunterricht zu geben.
  • 1826-1828
    Wichern wird Erzieher an einer privaten Internatsschule. Zusätzlich besucht er das Akademische Gymnasium in Hamburg, um dort sein Abitur nachzuholen. In dieser Zeit wird er stark von der Hamburger Erweckungsbewegung geprägt. Diese betont in besonderem Maße die Bekehrung und den individuellen Glauben des Einzelnen, woraus eine praktische christliche Lebensweise abgeleitet wird.
  • 1828-1832
    Studium der Theologie in Berlin und Göttingen. Er wird von wohlhabenden Förderern aus der Erweckungsbewegung, unter anderen von dem Hamburger Senator Martin Hieronymus Hudtwalcker (1787-1865), finanziell unterstützt.
    Während seines Studiums lernt er in Halle die von August Hermann Francke (1663-1727) gegründeten "Franckeschen Stiftungen" und in Berlin die von Hans Ernst von Kottwitz (1757- 1843) gegründete Armenbeschäftigungsanstalt kennen.
  • 1832
    Er wird Oberlehrer an einer Sonntagsschule im Hamburger Stadtteil Sankt Georg. Der junge Theologe tritt freiwillig einem Besuchsverein bei und trifft im Rahmen der Vereinstätigkeit die Eltern der Sonntagsschulkinder zu Hause. Dabei kommt er erstmals mit Massenarmut und Elend der Menschen, dem Pauperismus, in Berührung. Wichern entschließt sich, ein "Rettungskrankenhaus" in Hamburg zu errichten.
  • 1833
    Gründung des "Rauhen Hauses" in Hamburg-Horn - ein so genanntes Rettungshaus für gefährdete Jugendliche, die er nach den modernen pädagogischen Prinzipien seiner Zeit in familienähnlichen Kleingruppen zu erziehen suchte. Es ist die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland, die durch einen breiten Hamburger Freundeskreis finanziell unterstützt wird.
    Wicherns Konzept verbindet gesellschaftliche Sozialfürsorge mit einer "Erneuerung" des individuellen Glaubens. Geprägt durch die Erweckungsbewegung sieht er die Armut der Kinder als Folge von deren Sündhaftigkeit an. Um diese zu überwinden, legt er besonderen Wert auf die geistige und religiöse Erziehung der Kinder. Gleichzeitig werden sie in der Anstalt aber auch unterrichtet, gehen täglich arbeiten und werden individuell betreut. Durch dieses zweistufige Konzept werden die Kinder einerseits geistig und religiös betreut, aber auch gleichzeitig auf ihr späteres Berufsleben vorbereitet.
  • 1835
    Hochzeit mit seiner ersten Mitarbeiterin, Amanda Böhme. Aus der Ehe gehen acht Kinder hervor.
  • 1839
    Errichtung des "Brüderhauses", einer sozialpädagogischen und religiösen Ausbildungsstätte für so genannte Diakone, den Sozialarbeitern im kirchlichen Rahmen.
    Um den Kindern während der Adventszeit das Warten auf Heiligabend zu erleichtern, montiert Wichern vier Kerzen auf ein Wagenrad, die an den Adventssonntagen nacheinander angezündet werden.
  • 1844
    Gründung der "Agentur des Rauhen Hauses", welche die "Fliegenden Blätter aus dem Rauhen Hause" herausgibt. Sie werden das zentrale Publikationsorgan der Einrichtung.
  • 1881
    7. April: Wichern stirbt in Hamburg.
Sebastian Weinert
14. September 2014

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