> Jörg Sonnabend: Ein Berliner Junge erlebt die schweren Luftangriffe auf Spandau 1942-1945

Jörg Sonnabend: Ein Berliner Junge erlebt die schweren Luftangriffe auf Spandau 1942-1945

Dieser Eintrag stammt von Jörg Sonnabend (*1934) aus Berlin-Spandau (djsonnabend@t-online.de), Februar 2012:

/lemo/bestand/objekt/sonnabend_1 Als im Krieg die Luftangriffe auf Deutschland und damit auch auf Berlin begannen, war ich 8 Jahre alt. Es war also das Jahr 1942. Erlebt habe ich dies alles in Berlin-Spandau, Scharfe Lanke, auf der damaligen Lanke Werft. Meine Mutter arbeitete dort als Buchhalterin, und wir hatten auf der Werft eine Werkwohnung. Dass wir in unserer relativ ruhigen und grünen Gegend von den Alliierten dermaßen mit Bomben "bepflastert" wurden, ist uns erst nach dem Kriege bewusst geworden. Meinem Vater, der nach dem Kriege bei den Engländern auf dem Flugplatz Gatow arbeitete, fiel eine Angriffskarte der Royal-Air Force (RAF) in die Hände. Auf dieser Karte war die Lanke Werft als Rüstungsbetrieb markiert. Der Hintergrund hierfür war folgender: die Lanke Werft, der damalige Besitzer hieß Hugo Reinicke, baute für die Kriegsmarine Pinassen und Barkassen und gegen Kriegsende auch noch Sprengboote für die K-Verbände. Dies alles wurde von den Alliierten als Rüstungsproduktion angesehen.

Ende 1941fingen die Angriffe relativ harmlos an und wurden von der Bevölkerung quasi als Feuerwerk zur Volksbelustigung angesehen. Zumal der Reichsluftfahrtsminister Herrmann Göring lautstark verkündet hatte, wenn eine feindliche Maschine die Reichshauptstadt erreicht, wolle er "Meyer" heißen. Da die Realität aber anders verlief, hieß er fortan "Herrmann Meyer", jedenfalls wurde er nur noch so genannt. Wie wir aber wissen, wurde aus dem "Feuerwerk" sehr schnell blutiger Ernst, dem ca. 500.000 Deutsche, hauptsächlich Frauen und Kinder, zum Opfer fielen. Ende 1941 und auch noch Anfang 1942 kamen noch nicht die großen "Bomberverbände", wie sie genannt wurden, sondern es waren einzelne Maschinen. Diese wurden von der zum Anfang des Krieges noch sehr massiven Flak-Abwehr erfasst und meistens auch abgeschossen.

Zu bemerken wäre hierzu, dass unsere Abwehr hauptsächlich aus der 8,8 Flak (Fliegerabwehrkanone) bestand. Diese "8,8" war das Standardgeschütz der Wehrmacht, es wurde auch im Erdkampf zur Panzerabwehr eingesetzt. Diese Flak hatte ein sehr hochfrequentiertes Detonationsgeräusch und war sehr gut von den mehr dumpfen Bombeneinschlägen zu unterscheiden. Wie bereits erwähnt, konnte man zum Anfang des Bombenkrieges dieses Schauspiel noch relativ gefahrlos beobachten. Ich kann mich erinnern, dass ich mit den Männern der Luftschutzwache unser Dach besteigen durfte, um das Geschehen am Himmel zu beobachten. Am Himmel, im Schnittpunkt der Scheinwerferstrahlen, sah man silberglänzend ein Flugzeug. Um dieses Flugzeug herum sah man die weißen Wölkchen der detonierenden Flakgranaten. Bis man durch ein helles Aufleuchten erkannte, dass ein Treffer erzielt wurde. Die Scheinwerfer erloschen dann oder suchten sich ein anderes Ziel. Mit diesem Schauspiel war es aber bald vorbei, als die Bomber in größeren Pulks anflogen. Das Spiel der Flakscheinwerfer konnten wir besonders gut beobachten, da sich in unserer unmittelbaren Nähe, oben auf der Weinmeisterhöhe, eine Scheinwerferstellung mit 2 Scheinwerfern befand. Zuerst trafen uns die Angriffe überraschend, aber man hatte sich schon ein Gespür angeeignet, die Erwachsenen sagten dann immer: heute kommen sie wieder. Bei besonders hellen Nächten habe ich heut noch, nach ca. 70 Jahren, das erwartungsvolle Kribbeln auf der Haut.

Später installierte man im Rundfunk eine Einrichtung, die nannte sich "Luftlagemeldung". Diese Durchsage kam nach jeder Nachrichtensendung. Brenzlig wurde es für uns, wenn es dort hieß: "Schwere Bomberverbände im Anflug auf Nordwestdeutschland". Wir wussten dann, dass entweder Hamburg oder Berlin "Maß genommen" wird. Hieß es dann später: "Schwere Bomberverbände im Raum Hannover-Braunschweig", dann wussten wir, dass Berlin das Ziel war. Das funktionierte natürlich nur in den Abendstunden oder auch später am Tage. Nachts wurde man von der Luftschutzsirene aus dem Schlaf gerissen, oder wenn man die Sirene nicht gehört hatte, von den Nachbarn geweckt. Das notdürftige Anziehen und Greifen des Notfall-Koffers, hier waren immer die wichtigsten Papiere drin, musste dann innerhalb von Minuten geschehen. Es setzte dann schon das Flakfeuer ein. Der erste schwerere Angriff, der unsere Gegend erreichte und an den ich mich gut erinnern kann, war der 1. März 1942. Unser erster Luftschutzkeller unter dem Haus war noch nicht fertig, wir mussten also in den Wohnungen bleiben. Da ja geteiltes Leid bekanntlich halbes Leid ist, versammelten sich die vier Familien, die das Haus bewohnten, in einem Raum des Hauses. Es heulte und knallte und zwischendurch die Detonationen der Flakabwehr. Wie lange der Angriff gedauert hat, kann ich heut nicht mehr sagen, man hat in der Gefahr kein Zeitgefühl. Jedenfalls kauerten wir uns auf den Fußboden und warteten buchstäblich, dass uns die Decke auf den Kopf fällt.

Dass wir diesen Angriff heil überstanden haben und dass sogar die Fensterscheiben überwiegend ganz geblieben sind, haben wir dem Umstand zu verdanken, dass bei den ersten Angriffen noch nicht die schweren Sprengbomben und Luftminen eingesetzt wurden, sondern überwiegend Stabbrandbomben. Diese Brandbomben waren sechseckig, ca. 60 cm lang und hatten einen Durchmesser von ca. 5 cm (alles nur geschätzt). Beim Aufschlag versprühten sie brennendes Magnesium und setzten die Umgebung in Brand. Wenn man schnell zur Stelle war, konnte man sie noch löschen, allerdings nur mit Sand, Wasser war wirkungslos. Die Werft und auch unser Wohnhaus bekamen an diesem 1. März 1942 etliche von diesen Brandbomben ab, die aber sämtlich von der Luftschutzwache gelöscht werden konnten. Trotzdem sind aber in unserer Nähe, in der Siedlung Weinmeisterhorn und Weinmeistergrund, zwei Häuser abgebrannt.

Unser erster Luftschutzkeller unter dem Haus musste also schnellstens fertiggestellt werden. Fertigstellen hieß, er musste luftschutzmäßig hergerichtet werden. Es wurden Holzbalken zur Unterstützung der Kellerdecke eingesetzt, Löschutensilien wurden deponiert. Dazu gehörten: ein Sandkasten, Wasserbehälter, eine Feuerpatsche und ein Einreißhaken. Auch ein großer Verbandskasten wurde an der Wand befestigt. Wenn ich mir heute die Statik dieses Kellers vor Augen führe, so kann ich nur sagen, dass wir Glück hatten, dass unser Haus nicht von schweren Bomben direkt getroffen wurde. Der Keller war weder bombensicher noch hätte er die Last des einstürzenden Hauses getragen, außerdem war er eine Mausefalle, denn einen zweiten Ausgang gab es nicht. In diesem Keller haben wir die schweren Angriffe 1942/43 überlebt.

Die Bomber griffen jetzt in immer größeren Pulks an. Das tiefe Gebrumme der Britischen Blenheim-, Halifax- oder Lancaster-Bomber erfüllte manchmal den ganzen Himmel. Wenn sich das Ganze mal nicht direkt über uns abspielte, durften wir auch mal einen Blick nach draußen werfen. Wobei man immer darauf achten musste, dass man immer überdacht stand - oder wie die Luftschutzwarte einen Stahlhelm trug. Denn die größte Gefahr beim Aufenthalt im Freien waren die herumfliegenden Granatsplitter der Flakgranaten. Ansonsten bot der Himmel immer ein riesiges Feuerwerk. Man sah die sog. "Weihnachtsbäume", das waren Bündel von Leuchtkugeln, mit denen die Vorhut Bombardierungsgebiete für die nachfolgenden Maschinen absteckte, Scheinwerfer suchten den Himmel ab und dazwischen die Mündungsfeuer der Flak und die Leuchtspur der 2 cm Schnellfeuer-Vierlings Flak. Die Luft war außerdem erfüllt mit einem gewaltigen Schlachtenlärm.

Für uns, d.h. für die Bewohner unseres Hauses, wurden die nächtlichen Angriffe beinahe zur Routine. Geweckt von der Sirene zog man sich, noch schlaftrunken, notdürftig an, schnappte sich den Notfallkoffer und dann ab in den Keller. Dann setzte auch schon der Flakbeschuss ein und die ersten Bomben pfiffen durch die Luft. Wir konnten von Glück sagen, dass die Lanke Werft, trotzdem sie ja als Bombenziel interessant war, zwar etliche Bombentreffer erhielt, aber immer weiter produzieren konnte. Auch unser Wohnhaus erhielt, Gott sei Dank, nur Brandbombentreffer, die aber von der Luftschutzwache immer rechtzeitig gelöscht werden konnte. Den größten Schaden auf der Werft richtete der Treffer einer Luftmine an. Zu dem Begriff "Luftmine" muss folgendes gesagt werden: Es waren sehr große Bomben mit mindestens 500 kg Sprengstoff. Die Zünder waren so eingestellt, dass die Bombe nicht erst in der Erde, sondern bereits kurz vor dem Aufschlag explodierte. Sie hinterließ dadurch keinen großen Trichter, entwickelte aber eine sehr große Druckwelle, die noch in ca. 1000 m Entfernung ihre Wirkung zeigte.

Ich kann mich an diesen Angriff noch genau erinnern. Die Mine traf die hintere Slip Anlage der Werft, also ca. 250 m von unserem Luftschutzkeller entfernt. Wie immer, wenn wir das Pfeifen einer Bombe hörten, lagen wir bereits auf dem Boden. Es setzte ein unbeschreibliches Grollen, Pfeifen und prasseln ein, die Erde bebte, das Licht ging aus und alles war mit dichtem Staub erfüllt. Obwohl kein Gebäude der Werft direkt getroffen wurde, ging doch ziemlich viel zu Bruch. Die Fenster sind teilweise mit Rahmen rausgeflogen, Türen waren eingedrückt. Balken, Transportkisten und anderes Arbeitsmaterial waren über den ganzen Werft-Hof verstreut. Ein großes Trümmerfeld. In unseren Wohnungen waren natürlich auch keine Fensterscheiben mehr ganz, Putz war von den Wänden gefallen und lag teilweise auf den Betten. Um noch ein paar Stunden zu schlafen, musste erst einiges aufräumt werden. Bomben dieses Kalibers hat die Werft nicht mehr abbekommen, für kleinere Sprengbomben und Brandbomben waren wir aber immer noch ein lohnendes Ziel. In unserer Nähe, wie z.B. Weinmeisterhöhe, Weinmeisterhornweg oder im vorderen Teil der Scharfen Lanke, wurden aber doch etliche Häuser zerstört. Unser Schulweg führte uns dann immer an brennenden Trümmern vorbei, es lag ein ekliger Brandgeruch in der Luft. Am schlimmsten war der Geruch wenn Phosphorbomben, die sog. "Phosphorkanister", abgeworfen wurden. Unser Hobby hieß jetzt "Granatsplitter sammeln". Der Weg zur Schule war lang und die Ausbeute dementsprechend. In der Schule wurde die Ausbeute begutachtet und die größten Funde bewundert. Bedauert haben wir nur, dass unsere Schule nie voll getroffen wurde.

Es entstanden jetzt im Stadtgebiet immer mehr Luftschutzbunker aus Beton. Der nächst gelegene von uns ein sog. Flachbunker also nur ebenerdig, befand sich an der Gatower Ecke Heerstraße, ungefähr hinter der heutigen Esso-Tankstelle. Da wir uns in unserem Luftschutzkeller nicht mehr sicher genug fühlten, bemühten wir uns um einen Platz in diesem Bunker. Da die Schlafplätze hier sehr begehrt waren, kamen wir erst mal auf eine Warteliste. Wir mussten uns damit begnügen, den Bunker bei Sonnenuntergang aufzusuchen und wenn bis ca. 23.00 Uhr kein Fliegeralarm erfolgte, wieder den Heimweg anzutreten, um wenigsten noch etwas zu schlafen. Es war immerhin ein Fußweg von ca. 30 Min., wobei wir uns immer der Gefahr aussetzten, unterwegs von einem späteren Angriff überrascht zu werden. Alles strapaziös und gefährlich. Man hatte aber bald ein Einsehen mit uns, und wir bekamen Bunkerschlafplätze zugewiesen.

Der Bunker war in Schlafkabinen mit je 6 Schlafplätzen eingeteilt. Wie viel Kabinen der Bunker hatte, weiß ich heute nicht mehr, wir hatten jedenfalls die Kabine 16. Der Platz war sehr beengt, in der Mitte ein schmaler Gang und rechts und links je ein 3-stöckiges Bett. Meine Mutter, ich, mein Freund Horst mit Mutter und noch zwei fremde Personen schliefen in diesem "Kaninchenstall", wie wir unsere Schlafstätte immer nannten. Es ging gut, wir störten uns nicht, wir waren alle froh, dass wir ohne von der Luftschutzsirene gestört zu werden, durchschlafen konnten. Wenn nachts bei Alarm Bomben fielen und Flakbeschuss den Himmel erhellte, wir hörten im Bunker nichts. Da ich im obersten Bett kurz unter der Decke schlief und sich in meiner Nähe das Lüftungsgitter befand, hörte ich durch die Lüftung immer nur ein leises Grummeln. Die hygienischen Zustände waren natürlich stark eingeschränkt. Man zog sich ja zum Schlafen auch nie ganz aus. Alles war praktisch Notbetrieb. Uns Kinder störte dies alles natürlich nicht, und wie die Erwachsenen dies empfanden, kann ich heute leider nicht mehr sagen. Wir gingen jedenfalls dann von hier aus zur Schule und die Erwachsenen an ihre Arbeitsstätten. Da unsere Schule erstaunlicher Weise von Bomben nie voll getroffen wurde, hatten wir bis kurz vor Kriegsende, so ca. bis Ende März 1945, einen verhältnismäßig regelmäßigen Schulbetrieb.

Es gab natürlich auch Nächte, an denen wir unseren Betonklotz nicht aufsuchten, z. B. am Wochenende, oder wenn die Großeltern aus Berlin-Kreuzberg zu Besuch kamen oder mein Vater hatte Fronturlaub. Bei Alarm mussten wir dann wieder unseren Hauskeller aufsuchen, wo wir dann wieder das ganze Feuerwerk erlebten. An Daten der Angriffe bzw. der schweren Angriffe kann ich mich nicht mehr im Einzelnen erinnern. Nur Einige, aus meiner Sicht besonders heftige, verfolgen mich seit meiner Kindheit. Es war der 16. Dezember 1943, also kurz vor Weihnachten. Wieder eine Kriegsweihnacht, bereits die fünfte. Große Höhepunkte waren nicht zu erwarten, aber meine Mutter zusammen mit den Großeltern versuchte doch immer, das Weihnachtsfest zu gestalten, einige Überraschungen waren immer noch drin. Also am 16. Dezember 1943 verzichteten wir auf unseren Aufenthalt im Bunker, in der Hoffnung, dass es keinen Alarm gibt, und meine Mutter wollte die Wohnung auf "Weihnachtsglanz" bringen. Da meine Mutter tagsüber arbeitete, ging abends das Großreinemachen los. Das ganze Programm, mit Staubsaugen usw.. Es kam dann doch anders, als wir es uns gedacht haben, am späten Abend heulten die Sirenen: es war Fliegeralarm.

Die Frage war jetzt wohin? Der Luftschutzstollen, der gegenüber dem Werfteingang in den Sand der Haveldüne hinein gebaut wurde, war noch nicht fertig und unseren etwas unsicheren Hauskeller wollten wir nicht mehr benutzen. Da fiel uns ein, dass man am Ende der Scharfen Lanke, also direkt neben uns vor dem Segelklub S.V. U. H. einen kleinen Luftschutzbunker in den Sand hinein gebaut hatte. Es waren hölzerne Balkenrahmen zur Hälfte ins Erdreich versenkt, mit Holzbohlen verbunden und das Ganze mit ca. 2 m Sand bedeckt. Das ganze Gebilde war ca. 15 m lang und hatte an jedem Ende eine Holztür. Entgegen aller Vorschriften hatte dieser kleine Splittergraben in der Mitte keine Abknickung, die Druckwellen der Sprengbomben und Luftminen konnten uns also ungehindert um die Ohren pfeifen. Die Druckwelle einer Luftmine z.B. war noch in 1000 m Entfernung zu spüren. Wir vier Personen, mein Freund Horst mit Mutter und ich mit meiner Mutter, waren an diesem Abend die einzigen Personen im Hause, suchten also schleunigst diesen kleinen Splittergraben auf, denn das Flakfeuer setzte schon ein.

Es wurde, soweit ich mich erinnern kann, der schlimmste Luftangriff, den unsere Gegend abbekommen hat. Vom Anfang bis zum Ende des Angriffes lagen wir auf den Holzfußboden des Bunkers, die Türen wurden aufgerissen und die Druckwellen schossen durch den Splittergraben. Über die Länge des Angriffes kann ich heute keine Angaben mehr machen, aber dieses Feuerwerk aus Bombeneinschlägen und Flakfeuer hielt mindestens über eine Stunde an. Nach der Entwarnung, also nach Beendigung des Angriffes, krochen wir buchstäblich aus dem Splittergraben und stellten als erstes fest, dass unser Haus noch stand. Fenster und teilweise auch Türen waren raus bzw. eingedrückt, der Putz war in großen Flächen von der Wand gefallen, aber man konnte alles wieder notdürftig reparieren. Viele Bomben sind, trotz der überall brennenden Häuser, offensichtlich in die Havel oder in den Sand der Haveldüne gefallen. Wir haben in den Kriegsjahren viele schreckliche Bombennächte und später auch Bombentage erlebt, aber dieser 16. Dezember 1943 wird mir immer im Gedächtnis bleiben. Nach dieser schrecklichen Bombennacht zogen wir es vor, die Nächte wieder im Bunker zu verbringen.

Für mich persönlich waren die Bombennächte ab Februar 1944 erstmals zu Ende. Mit anderen Spandauer Jungs, alle zwischen 10 und 14 Jahre, wurde ich im Rahmen der Kinderlandverschickung in ein KLV-Lager in die Slowakei verschickt. Dort hatten wir andere gefährliche Abenteuer, vor allem bei unserer überstürzten Rückkehr und Flucht im September 1944, zu bestehen. Also ab Ende 1944 hatten uns die Luftangriffe wieder voll im Griff, die ja auch während meiner Verschickung unvermindert angedauert hatten. Da jetzt auch vermehrt Tagesangriffe geflogen wurden, hatte sich die Situation noch verschärft. Auf unserem Schulweg und auch während des Unterrichts wurden wir oft von den Alarmsirenen überrascht und mussten dann versuchen, irgendeinen in der Nähe liegenden Luftschutzkeller oder Bunker aufzusuchen. Während meiner Kinderlandverschickung ist auch unser lang ersehnter, in die Haveldüne hineingebauter Luftschutzbunker fertig geworden. Dieser Bunker, gebaut mit dicken Eichenbalken und mit mehreren Metern märkischen Sand darüber, bot uns endlich den Schutz, den wir uns in den davor liegenden Jahren immer gewünscht hatten. Gegen Ende des Krieges wurden die Angriffe unregelmäßiger und auch heftiger. Aber auch diese schwere Zeit musste überstanden werden. Bei aller Schrecklichkeit, die uns das Jahr 1945 mit Kriegsende und Besetzung noch brachte, waren wir letztendlich froh, dass wir ab Mai 1945 wenigstens wieder nachts durchschlafen konnten. Es gab jetzt andere Widrigkeiten und Notsituationen die überwunden werden mussten.

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