> Karl-August Scholtz: Unternehmen Terentjewo beim Oranienbaumer Kessel 1942

Karl-August Scholtz: Unternehmen Terentjewo beim Oranienbaumer Kessel 1942

Dieser Eintrag stammt von Karl-August Scholtz (*1920) aus Hamburg , Juli 2003 :

Das vom Wald umgebene Dorf Terentjewo beim Oranienbaumer Kessel lag zwischen den Fronten als Niemandsland. Mitte Januar wurden dort jedoch feindliche Soldaten beobachtet. Am 30. Januar 1942 sollte ein 120 Mann starker Stoßtrupp den Ort, von dem keiner die darin befindliche Feindstärke kannte, vernichten.

Als wir am Waldrand vor Terentjewo gegen 8 Uhr morgens die Bereitstellung eingenommen hatten, schoß unsere Artillerie zu kurz in unsere eigenen Reihen und verletzte Männer vom Sanitätspersonal. Eine Leuchtkugel, die wir nun sofort abschießen mußten, verriet schon dem Feind unsere Anwesenheit. Um 8.30 Uhr stießen unsere Gruppen in das Dorf hinein, ohne zunächst nennenswerten Widerstand zu finden. Aber dann war im Dorf die Hölle los. Fast jedes Haus war ein getarnter Bunker.

Unsere Soldaten waren in eine Falle geraten. Der Russe ließ keinen mehr aus Terentjewo heraus. Im Ort gab es die härtesten Nahkämpfe. Unser Funktrupp rief den Reservezug heran, der auch schnellstens herbeieilte. Geballte Ladungen flogen in die Bunker, die Häuser wurden in Brand gesteckt.

Jetzt erhielten wir einen Funkspruch: "Feind bekommt Verstärkung aus Wjarrepol. Sofort zurückziehen!" Immer dringender wurden diese Worte durch den Äther gejagt.

Oberleutnant Klingenberg gab nun Befehl, sich vom Feind zu lösen. Tote und Verwundete mußten zurückbleiben. Einige Kameraden konnten erst nachts ihre Deckung verlassen, mußten also trotz der Kälte von -15° bis zur Dunkelheit in ihren Schlupfwinkeln bleiben. Die Verluste waren deshalb anfangs nicht zu übersehen. Die feindlichen Granatwerfer, die unseren Rückzug erschweren sollten, verfehlten zum Glück ihr Ziel. Im letzen Augenblick entzogen wir uns der Einkesselung.

Später wurde festgestellt: 11 Tote und 18 Verwundete kostete das Unternehmen. Einige Häuser mit vollbesetzten Bunkern des Russen waren vernichtet worden. Aber nie werde ich die Verwundeten vergessen, die wir zurücklassen mußten. Erst ihre Rufe nach den schon ausgefallenen Sanitätern und dann bei unserem Rückzug ohne sie, weil es uns wirklich nicht mehr möglich war, an sie heranzukommen.

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