> Werner Mork: Einsatz in Sardinien 1943

Werner Mork: Einsatz in Sardinien 1943

Dieser Eintrag stammt von Werner Mork (*1921) aus Kronach, Juni 2006:

Ich hatte es im April 1943 geschafft, nach Sardinien zu kommen. Der Flug mit der zuverlässigen und bewährten "Tante JU 52" war problemlos verlaufen. Die Landung erfolgte auf dem Flugplatz Olbia, aber da kam schon ein Unheil auf uns zu. Wir waren gerade aus den Maschinen raus, als wir volle Deckung nehmen mussten, weil wir auf eine unfeine Art von amerikanischen Flugzeugen im Tiefflug "begrüßt" wurden. Nach diesem Angriff, der glimpflich verlief, aber mein inneres Gleichgewicht etwas in Unordnung brachte, erfolgte sehr schnell eine Verladung auf LKWs und ab ging es in den Süden der Insel.Nördlich von Cagliari wurde in der Nähe der kleinen Ortschaft Villanuovafranca, inmitten von Olivenhainen, Quartier bezogen. Zuerst sehr behelfsmäßig in freier Natur, bis zu dem Zeitpunkt, an dem das Material eintraf, um damit ein stabiles Zeltlager zu errichten. Aus dem wilden Haufen eines Marschbataillons wurde nun die neue Division aufgebaut. Dabei wurde ich Angehöriger der 4. Kompanie des Panzer-Grenadier-Regiments 155. Das war nur von kurzer Dauer, dann kam eine Umstellung innerhalb der Division, und ich gehörte dann zur 12. Kompanie des III. Bataillons des Panzer-Grenadier-Regiments 200 in der 90. Panzer-Grenadier-Division. Auf der Insel glaubte ich, wie die Mehrheit in der Kompanie, dass wir hier wohl bleiben würden und dabei nichts Schlimmes zu erwarten hätten. Auf der Insel hatte zwar ein sehr heißes Klima und es sollte hier sogar Malaria geben, aber das würden wir schon gut überstehen, so meinten wir.

An mögliche kriegerische Handlungen auf der Insel Sardinien dachte keiner von uns, nicht die Angehörigen unserer Division und auch nicht die auf der Insel stationierten Angehörigen der Kriegsmarine und der Luftwaffe. Von Luftangriffen abgesehen, wurde vom Krieg nicht viel verspürt. Die Aufgabe der deutschen Soldaten auf der Insel war, gemeinsam mit den italienischen Verbänden Sardinien vor einer möglichen Invasion der Alliierten zu schützen, an die aber keiner glaubte, weil wir der Überzeugung waren, dass die Alliierten auf dem Festland landen und nicht auf dieser Insel. Dabei erschien es uns schon als etwas seltsam, dass die Italiener ihre eigene Insel nicht alleine beschützen konnten, aber das sollte uns nicht weiter kümmern, denn uns ging es doch gut, auf dieser schönen Insel im Mittelmeer.

/lemo/bestand/objekt/deutscheitalienischesoldaten So richteten sich alle Angehörigen der Division vom Kommandeur bis zum Landser auf einen langen und wohl auch einigermaßen friedlichen Aufenthalt auf Sardinien ein. Zwar wurde die Ruhe oftmals gestört durch die Bombenangriffe der Alliierten auf die Stadt Cagliari, und auch durch häufige Tieffliegerangriffe amerikanischer Jagdbomber des Typs "Lightning" auf die Camps der deutschen Soldaten, aber das war kein direkter Krieg wie in Afrika und an anderen Fronten. Bei diesen Angriffen waren die deutschen Camps das bevorzugte Ziel der Tiefflieger, die Italiener bekamen so gut wie keinen Besuch aus der Luft. Das war zwar schon etwas seltsam, aber es war wohl so, dass die deutschen Camps den Alliierten bestens bekannt waren, weil sie darüber gute Informationen von unserem Verbündeten hatten, dem nicht mehr zu trauen war, wie es bei uns hieß. Das wurde auch als der wesentliche Grund angesehen für unser Dasein auf der Insel, was aber von den Itakern als eine Art als Bevormundung angesehen wurde, auch wenn der Duce dem doch zugestimmt hatte. Allerdings waren auf Sardinien keine faschistischen Einheiten, es gab dort nur Truppen des Königs, und deren Verhalten sollten wir dann eines Tages noch kennen lernen.

Zunächst begann aber die schlimme Zeit, in der es bei uns doch zu erheblichen Verlusten kam, auch zu Toten. Diese Verluste entstanden ohne Feindeinwirkung, sie waren eine Folge der Malaria, die wir unterschätzt hatten, trotz der Ermahnungen und der täglich einzunehmenden Anti-Malariamittel. Dass "unsere" Insel als das bestverseuchte Malaria-Gebiet in Europa galt, war uns vorher nicht bekannt gewesen. Aber wir sollten das nun furchtbar zu spüren bekommen. Von Anfang an wurde zwar eine Malaria-Prophilaxe durchgeführt, die darin bestand, dass beim Abend-Appell unter der Aufsicht vom Sani an jedermann Atebrin-Tabletten verabfolgt wurden, die sofort einzunehmen waren. Aber die herumschwirrenden Anophelesmücken störten sich daran nicht sonderlich und stachen trotzdem munter drauflos. Sie erreichten ihr Ziel, und das war bestes deutsches Soldatenblut, dem sie dann den Erreger der Malaria spendierten. Davor schützten auch nicht die tagsüber zu tragenden Mückenschleier und nicht die Moskitonetze, die in der Nacht über den Liegen ausgebreitet wurden. Die Division erhielt bald den gar nicht guten Spitznamen "Malaria-Division". Die erheblichen Ausfälle wurden so groß, dass von einer kriegsstarken Division nicht mehr gesprochen werden konnte. Unser Feind, der uns so sehr dezimierte, war die kleine Anophelesmücke. Ein hoher Prozentsatz der Soldaten war ständig im Lazarett, und viele mussten auf der Insel sogar begraben werden.

Die von den Rechnungsführern zu führenden Sold- und Verpflegungslisten bekamen ziemliche Lücken. Auch ich hatte nur noch einen stark reduzierten Bestand zu verzeichnen. Es war erschreckend, was sich da abspielte und wir waren nicht mehr so froh über unseren Insel-Aufenthalt. Der Ist-Stand der Kompanie lag teilweise unter 50 % des Soll-Bestands. Es war nur eine Frage der Zeit, wann auch der letzte Mann "seine" Malaria haben würde. Dabei war die "normale Malaria", die Tertiana, noch zu überwinden. Kritisch und lebensgefährlich war die "Tropica", die schlimmste der Malariasorten die es in Europa ausgerechnet nur noch auf Sardinien gab. An der "Tropica" starben fast alle der davon Betroffenen. Die Malaria, beide Arten, hatte uns so fest im Griff, dass damit zu rechnen war, es würde keiner davon verschont, ein jeder musste damit rechnen. Kamen Erkrankte als Genesende aus dem Feld-Lazarett zurück zur Einheit, dann hatten sie noch eine Schonzeit von 10 Tagen bis sie wieder Dienst machen durften. In dieser Zeit erhielten sie eine zusätzliche Sonderverpflegung die aus italienischen Obst-Konserven bestand.

Im August 1943 gab es allerhand wilde Gerüchte darüber, dass es angeblich mit unserem Verbündeten nun wirklich große Schwierigkeiten und Probleme geben würde. Von erheblichen Spannungen zwischen den Achsenmächten war die Rede, die entstanden waren nach der Landung der Alliierten auf Sizilien am 9. Juli 1943. Und jetzt, in diesen Tagen wurde die Insel Sizilien bereits von den Truppen der Achsenmächte geräumt. Am 17. August 1943 gingen sie über die Straße von Messina zurück auf das Festland. Somit war also geschehen, was keiner glauben wollte, die Alliierten waren von Afrika aufs Festland gekommen, sie befanden sich nun auf europäischem Boden, das war ja doch wohl eine Invasion.

Bei all diesen Gerüchten wusste keiner zu sagen, was jetzt geschehen würde. Jetzt, nachdem sich deutsche Truppen zusammen mit den restlichen Itakern hatten absetzen müssen. Das alles wirkte sehr deprimierend auf uns, unsere Zukunft erschien uns reichlich düster. Dabei mehrten sich die Meinungen, dass es mit dem Bündnis jetzt sicher große Probleme geben wird, weil die Zuverlässigkeit der Italiener sehr fragwürdig geworden war. Wir dachten aber, dass es dem Führer gemeinsam mit dem Duce gelingen würde, einen neuen Frontaufbau durchzuführen, an dem dann die Italiener mit ihren faschistischen Elite-Einheiten eine starke Position einnehmen könnten. Natürlich müsse das alles ausschließlich einem deutschen Oberbefehl unterstehen. Trotz aller Skepsis gab es noch einen gewissen Optimismus, und den gab es, weil wir überzeugt waren, dass der Duce niemals den Führer verraten und das Bündnis aufkündigen würde. Wir glaubten an die gegenseitige Treue der faschistischen Führer. Wobei es für den Duce sicher sehr schwer sein müsste, seinem Volk jetzt klar zu machen, dass der Krieg gegen die Alliierten sich nun im eigenen Land abspielen würde. Da konnte nur gehofft werden, dass im Süden des Festlandes eine neue und stabile Front entsteht, mit der ein weiteres Vordringen der Alliierten verhindert wird. Es erschien uns aber auch als unvorstellbar, dass der Krieg sich über weite Teile Italiens ausweiten könnte. Der Nationalstolz der Italiener würde jetzt so ausbrechen, dass es zu einem richtigen Volkskrieg gegen die Alliierten kommen wird - dachten wir.

Ungewiss für uns war aber, wie es mit uns auf "unserer" Insel weitergehen würde. Könnte es nicht jetzt doch so sein, dass die Alliierten den Versuch machten, Sardinien zu erobern, um von hier aus auf das Festland, in die Mitte von Italien zu gelangen? Würde uns der Krieg hier doch einholen, auch wenn wir einmal so ganz anders darüber gedacht hatten? Wir waren der Meinung gewesen, uns könne hier nicht viel geschehen. Das waren Fragen, die uns bewegten, die aber keiner richtig beantworten konnte. Es breitete sich eine deutlich spürbare Unsicherheit aus, die noch verstärkt wurde durch die zunehmenden Luftangriffe der Alliierten, es gab immer häufiger Fliegeralarm, auch in den Camps.

Und dann kam der Tag, an dem unser "Weltbild" sehr erschüttert wurde, auch wenn die Ereignisse keine riesengroße Überraschung mehr waren, auch wenn wir anderes geglaubt und gehofft hatten, bis zu diesem Tag. Es war der 3. September 1943, an dem wir hören mussten, dass der Duce, dass Mussolini nicht mehr im Amt war, dass Italien einen Waffenstillstand mit den Alliierten geschlossen hatte. Das war ein gewaltiger Hammer, der uns da traf.

Dann kam am 9. September 1943 die Meldung von der erfolgten Landung der Amerikaner im Raum von Salerno, was auch eine Erklärung war für die starken Luftangriffe auf Sardinien. Vorher aber waren schon am 3. September 1943, dem Tage des Waffenstillsands, die Engländer mit ihrer Afrika-Armee unter dem Oberbefehl von Montgomery an der calabrischen Südküste Italiens gelandet. Nun war er wohl da, der Krieg auf dem Festland. Und was würde jetzt mit uns geschehen? Es war eine reichlich seltsame Situation entstanden. Die Italiener hatten einen Waffenstillstand für sich geschlossen, aber in ihrem Land, in Italien, sollte es dennoch keinen Frieden geben, weil nun auf dem Festland der Krieg zwischen den deutschen und den alliierten Truppen sich entwickeln würde. Das war doch eine wirklich sehr abstruse Situation. Den Duce gab es nicht mehr, der König schwieg sich aus, und der Marschall Bardoglio war der neue Regierungschef, der sich schnell von den Deutschen distanzierte, um dann voll ins Lager der Alliierten zu gehen.

An dem Tag vor der Landung im Raum Salerno befanden wir uns, buchstäblich über Nacht, im Kriegszustand mit den auf der Insel befindlichen Italienern. Das war nun nicht nur mehr eine sehr abstruse, sondern auch ziemlich kuriose Situation. Aus war es mit der gestern noch vorhandenen Waffenbrüderschaft, diese Kameraden waren nun unsere Feinde, und wir waren jetzt ihre Feinde. Wir, die trotz Malaria noch stolze Division, die seit geraumer Zeit ein spezielles Divisionsabzeichen hatte, welches die Insel Sardinien und d von einem Schwert durchkreuzt war, das von uns allen stolz an der Mütze getragen wurde, befanden uns nun auf feindlichem Boden. Das war kaum zu fassen.

Das Abzeichen ist noch immer in meinem Besitz. Tja, auch für eine gewisse Symbolik hatte das Militär eine Schwäche. Es gab viele Abzeichen von Einsatzgebieten, dieses Spiel gehörte zur ständigen Motivation der Soldaten. Das wurde nicht als kindlich angesehen, sondern sehr ernst genommen.

Zwar waren wir jetzt in Feindesland, aber es kam es nicht zu Kämpfen uns wurde nur ein Ultimatum gestellt von dem ital. Befehlshaber auf der Insel, wonach die deutschen Truppen, die Marine und die Luftwaffe die Insel unverzüglich zu räumen hätten, andernfalls die italienischen Verbände sich genötigt sehen würden, den Kampf gegen uns aufzunehmen, das Feuer auf uns zu eröffnen um uns dann mit Gewalt von der Insel zu vertreiben. Um diese neue Lage auch gut zu verdeutlichen, konnten wir feststellen, dass wir in unseren Camps über Nacht, von ital. Verbänden regelrecht umzingelt worden waren, dass wir somit wohl keine Chance haben würden heile herauszukommen, wenn das Ultimatum nicht befolgt wird.

Die Folge war, dass am 10. September 1943 der Rückzug der deutschen Verbände von der Insel begann. Dieser Rückzug wurde vom OKW angeordnet, weil die Lage hoffnungslos war, und die deutschen Einheiten gerettet werden sollten für den Einsatz auf dem Festland. Dieser befohlene Rückzug bedeutete aber, dass alles schwere Gerät zurückgelassen sollte. Die Italiener hatten das angeordnet, und wir hatten uns zu fügen. Nur die leichten Waffen konnten von uns mitgenommen werden. Zum Abtransport der Soldaten und dieser Waffen durften nur die LKW's benutzt werden, die uns als Beförderungsmittel von den Italienern zugestanden wurden. Wir waren praktisch Gefangene unserer einstigen Waffenbrüder geworden und mussten noch dankbar dafür sein, dass sie uns die Möglichkeit des Rückzugs einräumten; sie hätten uns auch völlig entwaffnen und hinter Stacheldraht einsperren können, um uns zum gegebenen Zeitpunkt den Alliierten zu übergeben. Immerhin gewährten sie uns einen "ehrenvollen Abzug" als Geste an die einstige Waffenbrüderschaft. Zu dieser Geste gehörte auch die Zusage über das Mitnehmen der leichten Waffen wie Gewehre, Pistolen und Maschinenpistolen.

So hatten wir uns den Abschied von unserer Malaria-Insel nicht vorgestellt, aber an dieser Lage war nichts mehr zu ändern. Allerdings wurde uns noch ein weiteres "Zugeständnis" gemacht, und das war die Erlaubnis, alles was zurückgelassen werden musste zu vernichten. Gleich, um was es sich dabei handeln würde. Nur, falls eine Vernichtung nicht mehr möglich sei, dann würden die Italiener das betreffende Material als "Beute" übernehmen. Das war nun doch noch eine großzügige Geste, vor allem in Hinblick darauf, dass mit der Landung der Alliierten zu rechnen war, die uns sicher "gerne" mit allem Material "übernommen" hätten. Es war aber auch zu beobachten, dass es unter den Offizierskameraden beider Seiten, zum Abschied ein Händeschütteln gab, bei dem dann gegenseitig das "tiefste Bedauern" zum Ausdruck gebracht wurde. Kein Wunder, denn es waren doch oft gemeinsame Kasinofeste gefeiert worden in der Zeit der guten Waffenbrüderschaft.

Der Rückzug in Richtung Norden der Insel wurde eingeleitet, Mannschaften und Chargierte kamen auf die zur Verfügung stehenden nur noch wenigen LKWs, die Herren Offiziere fuhren in den ihnen belassenen PKWs, somit "standesgemäß". Als Marschziel war Olbia angegeben, Wie es dann weitergehen würde und wohin, das wusste keiner, nur waren sich alle darüber einig, dass es irgendwie Richtung Festland gehen müsse, nur wie sollten wir dahin kommen bei der Überlegenheit der Alliierten in der Luft und auf dem Meer. Alle hatten wir das gar nicht gute Gefühl, dass uns noch schlimme Zeiten bevorstehen. So gut wie wir einmal auf die Insel gekommen waren, würden wir sicher nicht von ihr runterkommen. Der Transport zum Norden wurde begleitet von italienischen gepanzerten Verbänden, nur war das kein Ehrengeleit, das war die Kontrolle darüber, dass wir uns den Bedingungen unserer Ex-Verbündeten auch gehorsam fügten und brav gen Norden rollten, auf der von ihnen vorgeschriebenen Route. Dieser Rückmarsch auf der Insel verlief überraschenderweise ohne den "Segen von oben." Es hatte den Anschein, als ob es eine Absprache zwischen dem ital. Oberkommando und den Alliierten gab, uns zumindest bis Olbia ungeschoren zu lassen, aber sicher nicht aus Gefallen uns gegenüber, sondern um die uns begleitenden Italiener nicht zu gefährden. Als es die Begleitung nicht mehr gab, sollte es dann ganz anders kommen.

Bei der Einleitung der Maßnahmen für den Rückzug wurden aber nicht alle per sofort in Marsch gesetzt. Der Tross jeder Kompanie musste auf dem jeweiligen Lagerplatz so lange aushalten, bis alles was rollen sollte und durfte einschl. der Feldküchen auf dem Weg war. /lemo/bestand/objekt/feldkueche Erst danach sollten die Leute vom Tross das, was zurückbleiben musste, vernichten und verbrennen. Und erst dann durften auch sie sich mit dem letzten LKW "absetzen" und alleine auf weiter Flur als die letzten der "Malaria - Divison" gen Norden fahren. Dieser Befehl löste in mir kein gutes Gefühl aus, denn in meiner Kompanie war ich der Trossführer, weil sich der Uffz. Hamm noch immer beim Regiment befand. So war ich derjenige, der dem Befehl nachkommen musste, als der Verantwortliche für die strikte Befolgung und Durchführung dieser Order. Einige Leute vom Tross waren meine Hilfe in dieser ungemütlichen Situation.

Wir hatten dabei das große "Vergnügen", noch eine Nacht auf dem Lagerplatz zu verbringen, bis alles so erledigt war wie befohlen. In dieser Nacht war an Schlaf nicht zu denken. Der Lagerplatz war umlagert von einer erheblichen Menge Sarden aus der näheren Umgebung. Wir wurden förmlich belauert von ihnen, weil sie auf die Gelegenheit warteten, sich an unserem "Nachlass" gütlich zu tun, mitzunehmen was brauchbar erschien, und für die sah alles brauchbar aus. In der Nacht bot sich ihnen aber doch keine Gelegenheit zum Abstauben auf ihre Art, weil sich eine feste Umzingelung durch ital. Soldaten gebildet hatte, und die ließen die Sarden nicht näher an uns heran. Aber mulmig war uns schon, wussten wir doch nicht, ob sich alle, die sich so eng um uns geschlossen hatten, uns auch in Ruhe lassen würden in dieser letzten Nacht auf unserem alten Lagerplatz.

/lemo/bestand/objekt/morgentoilette Als es dann Tag wurde, begann das befohlene Werk der Zerstörung und wurde befehlsgemäß vollbracht. In den lodernden Feuern wurde alles zu Asche was einmal unser Besitz war, und es tat uns schon weh, dieses Werk der Zerstörung zu verrichten, das geschah mit sehr schwerem Herzen. Nach dieser Tat ging es mit dem LKW im "Höllentempo" gen Norden, d.h. soweit wir ein entsprechendes Tempo fahren konnten. Auch wir in unserem alleinfahrenden LKW hatten keine Probleme von oben aus der Luft, aber wir wurden begeleitet von einem enormen Aufwand an gepanzerten Fahrzeugen der Itaker, worunter sich auch richtige Panzer befanden. Man gab sich alle Mühe, uns "gut" in den Norden zu bringen. Von dieser "Reise" und der letzten Durchsicht im Lager sind sogar noch einige Fotos vorhanden. Auf unserem Weg gen Olbia kam uns ein Krad-Melder entgegen, der als Verbindungsmann innerhalb der Einheiten von den Itakern erlaubt war, auch um den gesamten Verein einigermaßen zusammen zu halten der uns mitteilte, dass es mit Olbia nichts mehr sei. Die Stadt, der Hafen und der Flugplatz lagen unter Beschuss und Kontrolle durch die Amerikaner, an einen Abtransport von dort aus sei nicht mehr zu denken. Dahinzu kam, dass nun die Italiener verlangten, die Insel unverzüglich zu räumen. Es gab nur noch einen Weg, den über Korsika, vorausgesetzt, der würde überhaupt noch möglich sein, denn damit wäre die sicher sehr gefährliche Überfahrt von Sardinien nach Korsika verbunden, von der einen Insel auf die andere Insel.

Es war also wirklich so, dass wir in leidlicher Ruhe nur bis Olbia hätten fahren können, dann würden sich die Italiener zurückziehen, um uns "freundlicherweise" den Amerikanern für einen "feurigen Empfang" zu überlassen. Das war nicht gut, aber nicht zu ändern. Also, nun auf nach Korsika! Eine Insel, die uns zum Abschied auch noch bekannt werden sollte, aber auf eine sehr ungute Art und Weise.

lo