Liselotte von der Pfalz und der Pfälzische Erbfolgekrieg

Elisabeth Charlotte von Pfalz-Simmern musste neunzehnjährig ihre geliebte Heimat verlassen und den Herzog von Orléans, den Bruder Ludwigs XIV., heiraten. Ihr Vater dachte, mit der Heirat gute Beziehungen zwischen der Pfalz und Frankreich zu gewährleisten. Doch nach dem Tode ihres kinderlosen Bruders, des Kurfürsten der Pfalz, erhob Ludwig XIV. in ihrem Namen Anspruch auf den Besitz ihrer Familie. 1688 griff Ludwig XIV. die Kurpfalz an. Residenzstadt des Kurfürsten war Heidelberg.

Ludwig XIV. stürzte Frankreich mit dem Pfälzischen Erbfolgekrieg in einen neunjährigen Konflikt gegen die Augsburger Liga: Kaiser Leopold hatte eine Allianz mit Schweden, Spanien, Bayern und einigen deutschen Fürsten gebildet, um die französische Eroberungspolitik zu stoppen. Dies verhinderte allerdings nicht die Verwüstung der Pfalz und Liselotte musste aus der Ferne miterleben, wie ihre Heimat, mit dem Heidelberger Schloss, durch die Politik ihres Schwagers zerstört wurde.

Sie machte ihren Gefühlen Luft in Tausenden von Briefen, durch die wir ein äußerst lebhaftes Bild vom Leben am Hofe des „Sonnenkönigs“ erhalten.

Wenige Wochen nach dem Brand des Schlosses ihrer Familie, schreibt sie an die Kurfürstin Sophie von Hannover:

Versaille den 20. Mertz 1689.

.... Kaum hatte ich mich über des armen Carllutz todt ein wenig erholt, so ist das erschreckliche undt erbärmliche ellendt in der armen pfaltz ahngegangen, undt was mich ahm meisten daran schmertzt, ist, daß man sich meines nahmens gebraucht, umb die arme leütte ins eüßerste unglück zu stürtzen, undt wenn ich darüber schreye, weiß man mirs gar großen undanck undt man protzt mit mir drüber. Solte man mir aber daß leben darüber nehmen wollen, so kan ich doch nicht lassen zu bedauern undt zu beweinen, daß ich so zu sagen meines vatterlandts untergang bin undt über das alle des Churfürstens meines herrn vatter seeligen sorge undt mühe auff einmahl so über einen hauffen geworffen zu sehen ahn dem armen Manheim. Ja ich habe einen solche abschew vor alles so man abgesprengt hatt, daß alle nacht, sobaldt ich ein wenig einschlaffe, deücht mir, ich sey zu Heydelberg oder zu Manheim undt sehe alle die verwüstung, undt dann fahr ich im schlaff auff undt kan in 2 gantzer stunden nicht wider einschlaffen; dan kompt mir in sinn, wie alles zu meiner zeit war, in welchem standt es nun ist, ja in welchem standt ich selber bin, undt dan kan ich mich des flenens nicht enthalten, Was mich noch schmertzlich ist, ist, daß der König just gewahrt hatt, umb alles ins letzte ellendt zu bringen, biß ich vor Heydelberg undt Manheim gebetten; undt noch dazu nimbt man übel, daß ich betrübt drüber bin, aber ich kans warlich nicht lassen undt es ist mir unmöglich, daß ich mich dieß alles erzellen kan ....