4. Die Mohrenstraße

 
   
 

Die Mohrenstraße heute.

 

Die Mohrenstraße wurde nach den schwarzen Heeresmusikern in der preußischen Armee benannt, die dort eine eigene Kaserne bewohnten. Bereits 1681 waren brandenburgische Schiffe vor der Goldküste , dem heutigen Ghana, vor Anker gegangen. Es wurden Verträge mit den einheimischen Fürsten geschlossen und ein Fort gebaut - die Festung Großfriedrichsburg. Von dort aus beteiligte sich Brandenburg am internationalen Sklavenhandel. Da der erhoffte Gewinn ausblieb, beendete der „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. 1721 das defizitäre Kolonialabenteuer seiner Vorfahren und verkaufte alle preußischen Übersee-Besitzungen an die Niederländisch-Westindische Kompanie . Eine Klausel des Verkaufsvertrages besagte, dass ihm die Holländer zusätzlich zur Kaufsumme auch „12 Negerknaben stellen [müssten], von denen sechs mit goldenen Ketten geschmückt sein sollten.“ [20]

Diese zwölf jungen Afrikaner wurden in das Preußische Heer integriert. An europäischen Herrscherhäusern galten schwarze Militärmusiker und schwarze Bedienstete im 17. Jahrhundert als Statussymbol. Sie hatten daher einen vergleichsweise hohen sozialen Status. Einige heirateten sogar in angesehene Familien ein. Der „Soldatenkönig“ ruhte nicht, bis er ein komplettes schwarzes Musikkorps aufgestellt hatte. An die 30 Afrikaner waren schließlich in seinem Heer als Musiker beschäftigt. 1724 wurde für sie eine spezielle „Hoboistenschule“ in der Nähe des großen Militärwaisenhauses in Potsdam eingerichtet. Wie bei seinen Langen Kerls legte der „Soldatenkönig“ besonderen Wert darauf, dass seine schwarzen Militärmusiker stattlich und großgewachsen waren. Auch ihre Uniform musste prächtig sein: „Blau, unten gantz weit und rundumb mit Falten, die Ermel, Aufschläge und Fordertheile am Rocke sind mit güldenen Schleifen besetzet, dazwischen silbern gepremet, welche an beiden Enden silberne Frantzen haben.“ [21] Um den Hals trugen sie einen zweifingerbreiten Ring aus gediegenem Silber und ebensolche Ohrgehänge. Um die Ausstattung noch exotischer zu machen, trugen sie einen weißen oder bunten Turban auf dem Kopf. Man hielt die Afrikaner für Muslime und bezeichnete sie daher zuweilen auch als „Türken“.

Die Preußen waren nach derzeitigem Wissenstand die ersten in Europa, die schwarze Militärmusiker beschäftigten. Die preußische Armee war damals eine der modernsten in Europa, und bemühte sich intensiv um die Entwicklung fortgeschrittener Militärtechniken. Dazu gehörte auch eine neuartige Militärmusik. Als Janitscharen wurden die schwarzen Spielleute weit über Preußen hinaus bekannt.

Mit dem deutschen Kaiserreich endete auch die Zeit der schwarzen Militärmusiker. Einer der letzten seiner Zunft war -> Gustav Sabac el Cher.

 

 

Fußnoten:

[20] Ulrich van der Heyden: Rote Adler an Afrikas Küste. Die brandenburgisch-preußische Kolonie Großfriedrichsburg in Westafrika. Berlin 2001. S. 81.
[21] Peter Martin: Schwarze Teufel, edle Mohren. Hamburg 1993. S.124-125.

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