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Von einer ganzen Reihe von Betrieben liegen im Archiv Stereobilder vor, die nach 1939, dem Erscheinen des letzten "Musterbetriebe"-Bandes, aufgenommen wurden (Tafel 19).

Eine eigene Gruppe innerhalb des Archivs bilden mit über 4.600 Negativ-Nummern die Stereofotos, die von Bildberichterstattern der Propaganda-Kompanien der Wehrmacht (PK), von Heer, Kriegsmarine und Luftwaffe, aufgenommen wurden (Tafel 20). Auch diese Karteikarten-Gruppe weist größere Fehlbestände auf.

Die so genannten Propaganda-Kompanien, zu denen unter anderen vier bis sieben "Bildberichter" gehörten, waren bereits auf Grund einer Vereinbarung zwischen dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda und dem Oberkommando der Wehrmacht im August 1938 für das Heer aufgestellt worden und mit Kriegsbeginn auch für Luftwaffe und Kriegsmarine. /50/ Sie hatten beim Heer eine zweifache Aufgabe, zum einen die Propaganda gegenüber dem Gegner, beispielsweise mit Lautsprechereinsatz an der Front und dem Abwurf von Flugblättern hinter den feindlichen Linien, die zur Desertion aufforderten, zum anderen aber auch die Berichterstattung mit Film, Bild, Ton und geschriebenem Wort. Bei Luftwaffe und Kriegsmarine entfiel die Propaganda- Funktion. /51/ Zumindest bei einigen dieser Propaganda-Kompanien kamen Rolleidoscop-Stereo- Kameras zum Einsatz.

Das Bildmaterial der Propaganda-Kompanien - die Aufnahmen durften nicht gestellt wirken, auch wenn sie gestellt waren (Abb. 14) - nahm seinen Dienstweg über eine militärische Vorzensur (Abb. 15) zum Propagandaministerium, das allein über dessen weitere Verwendung entschied. /52/ Beim Bildpressearchiv des Bildpresseamts in Berlin gab es zwar ein eigenes PK-Archiv, in dem auch Stereoaufnahmen und Stereo-Negative gesammelt werden sollten; dabei ist jedoch nicht klar, ob das tatsächlich eingerichtet wurde. /53/ Vermutlich gelangten die Stereofotografien der PK-Bildberichterstatter über dieses Archiv, vielleicht aber auch direkt, zu Heinrich Hoffmanns Verlag und von da in das Raumbild-Archiv von Schönstein.

Bei den PK-Karteikarten sind die Einträge oft recht lückenhaft; vielfach wurden hier überhaupt keine Angaben zu den Aufnahmeobjekten gemacht, so dass deren Auswertung häufig schwierig ist. Sie scheinen aber praktisch von allen Schauplätzen des Zweiten Weltkriegs zu stammen sowie von allen drei Truppenteilen. Eine Reihe von Stereoaufnahmen des Polenfeldzugs von 1939 und einige von der Kapitulation Frankreichs 1940 befinden sich auch im allgemeinen Raumbild-Archiv. Deren Fotografen waren nach den dortigen Angaben keine PK-Angehörigen.

   
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