Konkurrenten

Wie schon mehrfach erwähnt, ist in der Fotografie die Stereoskopie ein Randgebiet, dem das Verlagswesen zur Zeit von Otto Schönsteins Aktivitäten nur wenig Aufmerksamkeit widmete. Es gab zwar immer wieder Bestrebungen, dem dreidimensionalen Bild "mehr Raum" zu geben - ein unter den Amateur-Stereoskopikern beliebtes Motto lautete "Mehr Raum dem Raumbild" -, doch die fanden höchstens vorübergehend etwas Beachtung. Trotzdem hatte Otto Schönstein Konkurrenten, von denen hier drei erwähnt werden sollen, da sie mit ihm in Zusammenhang stehen. Außerdem geben sie einen ganz guten Einblick in das Umfeld von Schönsteins Raumbild-Verlag.

Der erste dieser Konkurrenten war die Buchdruckerei und Verlagsgesellschaft Dreyer & Co. in Berlin /100/, die mit ihren Anaglyphen-Ausgaben Schönstein "ins Handwerk pfuschte". Sie brachte unter anderen 1936 ein Olympia-Raumbild-Album und 1937 einige weitere Titel heraus wie: "Das Reichssportfeld im Raumbild", "Das Olympische Dorf im Raumbild", "Der Führer und seine Mitarbeiter auf dem Reichsparteitag der Ehre" sowie das bereits erwähnte Heft von Wilhelm Hofinger mit den "Basis-Aufnahmen" aus den Alpen. Diese Publikationen erreichten mit ihren Anaglyphen-Bildern allerdings längst nicht das Qualitätsniveau der Schönsteinschen Raumbild-Bände. Dafür waren sie aber wesentlich billiger als diese. Zudem hatte Dreyer den Vorteil, dass er im eigenen Betrieb drucken konnte. Das Olympia- Raumbild-Album dürfte Schönstein noch relativ wenig gestört haben, denn es enthielt nur Abbildungen der Wettkampfstätten und keine von den sportlichen Wettbewerben selbst. Anders bei der Veröffentlichung über den Reichsparteitag von 1936. Hier kam Dreyer offenbar Heinrich Hoffmann ins Gehege, der für die Fotografie bei nationalsozialistischen Veranstaltungen das Monopol besaß. Darum hatte sich der Verlag anscheinend nicht gekümmert. Bezeichnenderweise gab er auch den Namen des (Stereo-) Fotografen nicht preis. Dem Vernehmen nach setzte Hoffmann durch, dass dieser Titel nicht mehr verkauft werden durfte und die Lagerbestände vernichtet werden mussten. /101/ In der Folgezeit suchte sich der Verlag andere, unverfänglichere Themen und wurde dann vor allem durch seine Bücher und Hefte mit dreidimensionalen Zeichnungen zur Darstellenden Geometrie bekannt, für die sich das Anaglyphen-Verfahren besonders gut eignet. /102/ Das erkannte wohl auch Schönstein, allerdings zu spät. Er plante ebenfalls ein Buch über die Darstellende Geometrie mit dreidimensionalen Bildern im Anaglyphen-Verfahren, das er jedoch nicht mehr realisieren konnte ([2.43]). In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg existierten Dreyer & Co. zwar weiter, es kam sogar noch zur Gründung einer Schwestergesellschaft Wendt & Co., in der Dreyer der Kompagnon war (umgekehrt war Wendt der Kompagnon von Dreyer). In den auf die Währungsreform von 1948 folgenden Jahren gingen bei beiden Unternehmen, wie bei mancher anderen Firma, die Geschäfte zunehmend schlechter. Ähnlich wie bei Schönstein konnten bereits angekündigte Ausgaben nicht mehr realisiert werden. Die Tätigkeit beider Unternehmen kam zum Erliegen. Im Handelsregister erfolgte deren Löschung Jahre später, bei Dreyer & Co. 1961, bei Wendt & Co. bereits 1957. /103/

   
     
>>
 
 
 
 
 
 
vorwort
geschichte
archiv
fotografen
produkte
konkurrenten
bedeutung