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„Auf die Schiffe, ihr Philosophen“, fordert Friedrich Nietzsche in Die fröhliche Wissenschaft. Wer sich auf das Meer wagt, der verliert feste Bezugspunkte, überschreitet eine Grenze, setzt sich einer Bewegungsdynamik aus, bricht ins Unendliche auf. Doch sind es nicht nur die Philosophen, die ins Offene aufbrechen. Stellt man die großen Autoren des Films den großen Denkern gegenüber, so finden sich auch in der Filmgeschichte denkwürdige Begegnungen mit dem Meer.

Während sich die Ausstellung Europa und das Meer mit der historischen Bedeutung des Meeres für Europa als Machtraum, Grenze und als Imaginationsraum befasst, beleuchtet die Filmreihe die ästhetische Kondition der Meeresbegegnung. Spätestens seit der Aufnahme des Meeres in die Poetik des Kinos durch den italienischen Neorealismus kehren europäische Filmemacherinnen und Filmemacher immer wieder zum Raum des Meeres zurück. In jedem einzelnen Werk entfaltet sich diese Begegnung auf eigene Weise, werden bedeutende Hafenstädte wie Lissabon, Marseille oder Plymouth erkundet oder Schiffserlebnisse erzählt. Gemeinsam ist ihnen, dass sie sich auf das Meer einlassen, sich dem Horizont hingeben, ihn zu überschreiten versuchen und die Wahrnehmungen intensivieren. Nietzsche empfiehlt den Philosophen das Schiff, damit sich ihr Denken ausweitet: In der Begegnung mit dem Meer tritt der Mensch in einen Abstand zu sich. Und so sind auch die in der Reihe präsentierten Filme spannungsgeladene Werke, die aufgrund ihrer extremen Eigenständigkeit eine marginalisierte Position in der Filmgeschichtsschreibung einnehmen.

Europa und das Meer gibt Anlass, Verborgenes zu entdecken, Kino-Schätze zu bergen und filmische Wagnisse einzugehen.

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