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Melodramen waren die größten Publikumserfolge im mexikanischen Kino der 1930er bis 1950er Jahre. Mit ihnen wollte das aufstrebende Filmland dem Hollywood-Kino, das die mexikanischen Filmtheater überflutete, endlich Paroli bieten. Unter dem Begriff Melodram ließen sich die Elemente verschiedener Genres einordnen: Elemente des Musicals, des Cabaret-Films, der Gesellschaftskomödie, des Revolutionsdramas, des Krimis und selbst des Westerns. Das Vorbild aus den USA war unverkennbar, doch es lieferte meist nur die äußere Form. Die herausragenden, eigenständigen Beispiele mexikanischer Melodramen enthielten einen authentischen inhaltlichen Kern und eine unverwechselbare Ikonografie.

Melodramen sind Traum- und Tränenkino, dessen Themen heute nur noch unter Berücksichtigung des damaligen Zeitgeists zu verstehen sind. Denn die Geschichten sind oft hanebüchen und moraltriefend. Sie erzählen von Liebe in allen Konvulsionen der Leidenschaft, der Mutterschaft und des Männerwahns, von Ehre und Treue, Schuld und Sühne. Doch viele Filme enthalten auch sozialkritische Befunde, die sogar heute noch aktuelle Bezüge aufweisen. Was die Melodramen darüber hinaus so sehenswert macht, ist das ästhetische Raffinement der Filme: die ausgefeilte Ästhetik von Regisseuren wie Emilio Fernández oder Roberto Gavaldón, die fantastischen Bildkompositionen von Kameramännern wie Gabriel Figueroa und die darstellerische Ausdruckskraft großer Stars wie María Félix und Pedro Armendáriz oder von Komikern wie Cantinflas und Tin Tan. (Peter B. Schumann)

Aus der umfangreichen Arbeit der Digitalisierung des kinematografischen Erbes hat die Cineteca Nacional de Méxiko acht restaurierte Melodramen für diese Retrospektive zur Verfügung gestellt. Wir präsentieren die von Peter B. Schumann kuratierte Filmreihe, die in Zusammenarbeit mit der Cineteca Nacional de México entstand und von den Freunden des Ibero-Amerikanischen Instituts e.V. unterstützt wird, und danken außerdem Televisa und David Agrasánchez.

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