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Welch große Rolle religiöse Motive im bundesrepublikanischen Film der Jahre 1949 bis 1963 spielen, ist eine der Überraschungen, die eine Revision dieser Kinoepoche bereithält. Die Verarbeitung eines breiten Spektrums spiritueller Erfahrungen und christlicher Lebensformen, aber auch derer Perversionen durch Scharlatane in Talaren, Fracks oder Kitteln scheint für das Kino der jungen Bundesrepublik konstitutiv gewesen zu sein. Die von Olaf Möller kuratierte zweite Passage durch den westdeutschen Film der Adenauerzeit folgt dieser Spur. Sie bringt die Geschichten von Pastoren und Nonnen, Wahrsagern und Wunderheilern, Gläubigen und Zweifelnden zusammen. Gleichnishafte Mysterienspiele wie Harald Brauns Der fallende Stern treffen auf Religionsdramen wie Harald Reinls Hinter Klostermauern, Viktor Tourjanskys Jekyll-&-Hyde-Paraphrase Vom Teufel gejagt begegnet Arthur Maria Rabenalts Alraune-Adaption, Bernhard Wickis Sittenbild Das Wunder des Malachias trifft auf Gustav Ucickys verwickeltes Drama um Schuld und Verdammnis Der Kaplan von San Lorenzo. Es entsteht ein weites Panorama der auf Zelluloid gebannten Seelennot und Seelenpein der jungen Bundesrepublik.

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