Direkt zum Seiteninhalt springen

Einführung: Gerrit Bogdahn

Johann Strauss’ Die Fledermaus markiert einen Höhepunkt in der Goldenen Ära der Wiener Operette. Für das Kino bot die musikalische Komödie, mit einer rauschenden Ballnacht im Zentrum der Handlung, Stoff für zahlreiche Adaptionen, die sich mal mehr, mal weniger dicht an die Vorlage hielten. 1955 entstanden gleich zwei Verfilmungen: die eher klassisch inszenierte DEFA-Produktion Rauschende Melodien und die modernisiert und ins Wien der Nachkriegs-Besatzungszeit verlegte britisch-deutsche Koproduktion Oh… Rosalinda! von Michael Powell und Emmeric Pressburger.

Für den erfahrenen Kameramann Erich Wilhelm Fiedler war Rauschende Melodien erst die zweite Regiearbeit, für die er außerdem das Drehbuch verfasste und natürlich die Kamera führte. Fiedlers Film ist frei von mahnendem Pathos und marxistischem Idealismus, sondern gibt sich einer schwelgerischen Inszenierung der opulenten Lebenswelt der höheren Gesellschaft Wiens hin. Mit Josef Egger hatte er zudem einen Fledermaus-erfahrenen Schauspieler im Ensemble, denn der österreichische Charakterdarsteller hatte bereits zehn Jahre zuvor den trinksüchtigen Gefängniswärter Frosch in Géza von Bolvárys „Überläuferfilm“ Die Fledermaus (1944/1946) gespielt. Gesangseinlagen sind besonders zu Beginn auf ein Minimum reduziert und beschränken sich auch im zweiten und dritten Akt auf die bekanntesten Nummern. Vielmehr wurden die Strauss-Melodien vom Filmkomponisten Heinz Butz in ein hochwertiges „Underscoring“ umgearbeitet. (gb)