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Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte

Ein evangelischer Pfarrer bindet in Michael Hanekes parabelhaftem Drama das titelgebende weiße Band seinen Kindern um – zugleich als Zeichen für die zu bewahrende Unschuld und als böses Omen für die Sünde, die früher oder später doch ins Leben treten wird. In schlichten, unterkühlten Schwarzweiß-Bildern entwirft der österreichische Regisseur im fiktiven ostelbischen (und außerordentlich deutsch benannten) Dorf Eichwald ein bedrückendes Sozialpanorama. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist das gerade noch so friedliche Zusammenleben von schwelenden sozialen Konflikten bedroht, die nur durch ein knallhartes Regime wechselseitiger Kontrolle stillgestellt werden können. Eine Serie mysteriöser Unglücksfälle spitzt die Situation zusätzlich zu, aber auf eine Katharsis darf in dieser Welt niemand hoffen. Die Frustration bricht nur momenthaft durch, in Ersatzhandlungen von eruptiver Grausamkeit. Gleichwohl bleibt das Verhältnis des Regisseurs zu den Figuren ambivalent; in einem Interview bekennt Haneke, er habe immer schon einen Faible gehabt „für die Strenge des Protestantismus im Gegensatz zur katholischen österreichischen Gemütlichkeit.” (lf)