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Christoph Fuchs

Der Weibsteufel

Der Mann, sein Weib, ein Grenzjäger. So steht es lapidar auf der Besetzungsliste der Wiener Erstaufführung von Karl Schönherrs Kriminaldrama Der Weibsteufel im Jahr 1915. Der klassische Dreieckskonflikt fasziniert bis heute auf dem Theater und im Film: eine Frau zwischen zwei Männern, der eine ein gewiefter Schmuggler, der andere ein ehrgeiziger Ordnungshüter. Im ersten Jahr des Weltkriegs sorgte das Bühnenstück vor allem bei den katholischen Kirchenoberen für heftige Entrüstung. Diese sahen in der Dramaturgie eine Schändung der Frauenehre und Verletzung der Sitten. Dabei ist es die Frau, die von beiden Männern für deren egoistische Pläne ausgenutzt wird. Die Parabel um Schuld und Rache kann unterschiedlich enden.

Der Tiroler Arzt und Autor Karl Schönherr entschied sich in der veröffentlichten und aufgeführten Fassung zugunsten der Frau. Der Grenzjäger ersticht den Ehemann. Die Frau gewinnt ihre Freiheit. Wolfgang Liebeneiners filmische Version dagegen reflektiert das reaktionäre Frauenbild der 1950er Jahre und konterkariert das Emanzipationspotential des Dramas vor kitschiger Bergkulisse. Die Frau formuliert ihre Vorstellung von einer gemeinsamen Zukunft mit dem Grenzjäger: „Nein, ich will dich haben. Ganz. Ich will an der Haustür stehen und auf dich warten. Ich will dein Koppel putzen, dein Gewehr. Ich will für dich kochen und deine Sachen flicken. (...) Ich möcht' ein Kind von dir haben.“ Die Titelrolle spielt Hilde Krahl, die damalige Ehefrau des Regisseurs, die für ihre Darstellung gelobt wurde, jedoch einigen Kritikern als zu städtisch galt. (cf)